Premiere im Hotel Burgmeier:Liebe, Bier und Wilderei

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Der fleißige Zecher Blasi (Bernhard Will) steht beim Wirt Hans (Robert Tonn) in der Kreide und bekommt keinen Tropfen Bier mehr. Das ist in Bayern natürlich kein haltbarer Zustand. Mit dubiosen Methoden versucht er deshalb, den alten Griesgram umzustimmen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"D'Etzahausa Theatara" führen einen bayerischen Schwank von Claus Platzer auf mit den üblichen Elementen ländlicher Lustspiele. Doch die Laiendarsteller der preisgekrönten Gruppe beweisen zum Teil großartiges schauspielerisches Talent und Spielfreude - und holen sogar die eigenen Kinder auf die Bühne

Von Renate Zauscher, Dachau

Keine Arbeit, kein Geld und auch kein Bier, weil der übellaunige Wirt auf die Bezahlung der Zechschulden besteht, ehe er die nächste Maß herausrückt. Ihm fehlt eine Frau, glauben der Matheis und der Blasi, die frustriert in der Gastwirtschaft hocken, und sie haben auch eine Idee, wie man dem abhelfen könnte ... Ob diese Idee tatsächlich zielführend ist, stellt sich im weiteren Verlauf des Theaterstücks heraus, das den Titel "Der Liebestrank" trägt. "D'Etzahausa Theatara" haben es für die Feier ihres 30. Bühnenjubiläums unter der Regie von Thomas Westermaier einstudiert, am Freitag fand im "Salettl" des Hotels Burgmeier in Dachau-Etzenhausen die Premiere statt.

Für die Theatergruppe in Etzenhausen gibt es neben dem Gründungsjubiläums auch noch einen zweiten Grund zur Freude: Im Mai wurde ihr der Kron-Maus-Kulturpreis verliehen. Der von der Überparteilichen Bürgergemeinschaft (ÜB) initiierte Preis ist nach der langjährigen Stadträtin Margarete Kron benannt, die in Dachau als "Zauner-Maus" bekannt war, und wird, ebenfalls schon seit 30 Jahren an Kulturschaffende in der Stadt für besondere Verdienste verliehen.

Die 1989 gegründete Theatergruppe der "Etzahausa Theatara" hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Vor fünf, sechs Jahren sah es, nach dem Tod einer wichtigen Mitspielerin, eine Zeitlang so aus, als gäbe es keine Fortsetzung mehr. Dann aber entschied man sich, unter dem langjährigen Vorsitzenden Franz Vieregg doch weiterzumachen, gewann neue, junge Mitspieler, konnte das Salettl als neuen Spielort an Stelle der früheren landwirtschaftlichen Halle gewinnen. Heute kann sich die junge Vorsitzende des Vereins, Carolin Oefner, über eine hoch motivierte Truppe freuen.

Der "bayrische Schwank", den sich "D'Etzahausa Theatara" für ihr Jubiläumsjahr ausgesucht haben, bleibt vom Inhalt her im üblichen Rahmen ländlicher Lustspiele, wie sie an vielen Volksbühnen aufgeführt werden. Das Stück des Autors Claus Platzer bietet den Mitwirkenden aber dennoch eine Fülle von Szenen, in der sie ihr teilweise großes schauspielerisches Potenzial unter Beweis stellen können. Die Hauptrolle des Hausknechts und Schankkellners Hias hat Rudi Rosenkranz übernommen: Er schöpft alle Möglichkeiten aus, die der Text ihm bietet. Köstlich, wenn er etwa im dritten Akt an der Schüchternheit seines Chefs, des Wirts, gegenüber Frauen fast verzweifelt. Letzteren spielt Robert Tonn mit der Erfahrung eines Mannes, der seit nunmehr 25 Jahren auf der Bühne der "Theatara" steht.

Überzeugend sind auch Thomas Wiedmann und Bernhard Will als Bierdimpfel-Duo und Sabine Will als Hausmagd Afra. Thomas Westermaier hat die Rolle des Jägers übernommen, dessen Revier Matheis und Blasi schamlos geplündert haben. Neu auf der Bühne sind Elisabeth Glas, die die schwierige Aufgabe hat, trotz offensichtlicher Jugendlichkeit ein altes Kräuterweib darzustellen, und Nadine Oberhause-Tonn als giftiges Gegenstück zur sanften Afra - auch dies kein einfacher Part. Ein glückliche Hand bewiesen übrigens auch die Ausstatter des Stücks: Die Kostüme wurden höchst kreativ und mit viel Witz zusammengestellt.

Die "Etzahausa Theatara" haben nicht nur das Glück, über die Jahre immer wieder neue, junge Mitspieler gefunden zu haben, sie binden auch die nächste Generation ganz bewusst mit ein. So wurden für Matthias Rosenkranz und Tim Westermaier zwei zusätzliche Rollen in das Stück hineingeschrieben: Die Söhne ihrer schauspielenden Väter dürfen zwei Lausbuben darstellen, die in der Wirtsstube Unfug treiben. Was auffällt bei der Etzenhausener Theatergruppe: Nicht nur die Mehrzahl der Mitspieler sind jung - auch im Publikum sitzen ganz viele junge Leute, die ihre Freunde auf der Bühne mit großem Applaus feiern. Dazu kommt noch die wunderbar lockere Atmosphäre im Salettl des Hotelgartens: Die Besucher haben in guter Biergartentradition ihre Brotzeit selber mitgebracht, zwischen den Akten ist viel Zeit für Gespräche draußen unter den alten Bäumen. Open-Air-Atmosphäre eben, wie man sie sich schöner, entspannter an einem Sommerabend wie dem des Premierentags nicht wünschen könnte.

Weitere Vorstellungen des Stücks "Der Liebestrank" finden am Freitag, 12. Juli, und am Samstag, 13. Juli, statt. Karten kann man online unter www. etzahausa-theatara.de oder unter kontakt@etzahausa-theatara.de bestellen. Offline gibt es Karten bei Robert Farnhammer in der Sudetenlandstraße 52 in Dachau.

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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