Preisverleihung:Sinkendes Engagement

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Zwei Sportvereine und eine Pfarrei werden dieses Jahr mit dem Dachauer Jugendpreis ausgezeichnet. Die Feier im Rathaus zeigt: Nach 13 Jahren wird es schwierig, noch geeignete Kandidaten zu finden

Von Kwoh-Hung Luong, Dachau

Allzu viele Bewerber um den Dachauer Jugendpreis gab es nicht, dafür war die Freude bei den Geehrten umso größer.

Gelungen war die Überraschung für Angela Jurik-Zeiller von der Tanzsportabteilung des ASV Dachau. Zu Tränen gerührt dankte sie im Foyer des Dachauer Rathauses. Neben der Tanzsportabteilung wurden die Parkourabteilung des TSV Dachau 1865 und die Ministranten von Mariä Himmelfahrt ausgezeichnet.

Die Ehrungen für die Sportvereine werfen ein Schlaglicht auf ein Problem des Dachauer Jugendpreises, der zum 13. Mal verliehen wurde. Jugendratssprecher Berkay Kengeroglu sprach es an: das sinkende Engagement zur Bewerbung für den Jugendpreis der Stadt Dachau. "Wir hoffen auf mehr Bewerbungen", sagte Kengeroglu in seiner Rede. Über zu wenige Gäste konnte er sich trotz der vergleichsweise wenigen Bewerbungen immerhin nicht beklagen.

Unter einem Vorwand war die Vorstandsvorsitzende und Trainerin der Tanzsportabteilung des ASV Angela Jurik-Zeiller zur Jugendpreisverleihung gelotst. Die Überraschung war so groß, dass Jurik-Zeiler zur Dankesrede aus Freude und Nervosität zunächst stellvertretend eine andere Trainerin des ASV zum Rednerpult vorschickte. Danach ging Jurik-Zeiller unter heftigem Applaus schließlich selbst zum Rednerpult. "Der ASV ist wie eine zweite Familie für mich", sagte Jurik-Zeiller und scherzte, dass sie mehr Zeit im Tanzverein als mit ihrer eigentlichen Familie verbringe. Anfangs arbeitete Jurik-Zeiller als Trainerin für Gymnastik und Gesundheitssport, bis sie sich 2002 dazu entschloss mit Sabine Ritzhaupt-Pfau zwei Tanzgruppen beim ASV Dachau zu gründen. Die Gruppen bekamen schnell Neuzugänge, bald so viele, dass die Trainerinnen die Gruppen weiter aufteilen mussten. Heute sind mehr als 100 aktive Tänzerinnen und Tänzer beim ASV angemeldet und haben in den vergangenen Jahren viele Erfolge verbuchen können. Bis heute arbeitet Jurik-Zeiller ehrenamtlich und somit unentgeltlich für den ASV, weswegen sie für den Dachauer Jugendpreis von den Tänzerinnen vorgeschlagen wurde. Wofür die Tanzsportabteilung ihr Preisgeld in Höhe von 400 Euro investieren möchte, blieb vorerst noch offen.

Geehrt und gerührt: Emma Gerstner (links) und Angela Jurik-Zeiller von der Tanzsportabteilung des ASV. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zweitplatzierter wurde die Parkourabteilung des TSV 1865 Dachau unter Leitung von Trainer Klaus Schuster. Das Preisgeld in Höhe von 300 Euro wollen die Sportler in einen Outdoorparkourpark investieren, da die Innenbereiche bereits stark ausgelastet sind. Zurzeit übt die Parkourabteilung auf einem improvisierten Außengelände, das die Mitglieder unter anderem mit Heuballen und Traktorreifen ausgestattet haben. Dieses Außengelände möchte der TSV mit dem Preisgeld weiter ausbauen und neue Parkourläufer nach Dachau locken, da es bisher kaum Outdoorparkourparks in München und Region gibt.

Der diesjährige dritte Platz geht an die Ministranten der Dachauer katholischen Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt. Oberministrant und gleichzeitig auch Lehramtsstudent für Mathematik und Physik Andreas Kopf appellierte in seiner Dankesrede an eine "bunte und offene Gemeinschaft". Kopf betont auch die "demokratisch überzeugte Jugendarbeit" in der Gemeinde.

Das Preisgeld in Höhe von 200 Euro wollen die Ministranten in das "Haus der Barmherzigkeit" investieren, ein Waisenhaus im Dorf Demenky in der Ostukraine, indem zur Zeit sechs Kinder betreut werden. Die Pfarrei engagiert sich schon länger für das Projekt. Das Haus hat eine lebhafte Geschichte hinter sich. Zu Zeiten der Sowjetunion war das Waisenhaus noch ein Kindergarten, nach der Wende stand das Haus für eine Zeit lang leer. Der in Demenky ortsansässige Pfarrer beschloss, das leer stehende Haus zu kaufen, hatte jedoch nicht mehr die finanziellen Mittel, um das in die Jahre gekommene Gebäude weiter zu renovieren.

Im Rathausfoyer ist die Stimmung selten so gut. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Hilfe kam aus Dachau. Bereits seit 2012 unterstützt die Pfarrei das Projekt. Im Sommer 2015 wurde das Waisenhaus eröffnet. Natürlich ist die katholische Pfarrei Mariä Himmelfahrt auch in Dachau aktiv in der Jugendarbeit tätig. Sie unterhält einen eigenen Fußballverein und mehrere Kinder- und Jugendchöre, organisiert Ferienfreizeiten und entsendet jährlich zum Heiligdreikönigstag Sternsinger. Die Ministranten von Mariä Himmelfahrt wurden bereits 2011 ausgezeichnet. Auch die evangelische Jugend der Friedenskirche erhielt den Preis schon. Im vergangenen Jahr wurde die KVD-Druckwerkstatt geehrt, 2017 die Stadtjugendkapelle.

Das ausgewogenste Geschlechterverhältnis hatten übrigens die Ministranten. Im Sport hielten sich die Klischees: Parkour ist für Jungs, Tanzen für Mädchen.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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