Potenzielle Überschwemmungsgebiete werden erfasst:Die Flut im Badezimmer

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Der Viehgassenbach am Gröbenbach in der Langwieder Straße. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Landratsamt ermittelt derzeit, welche Gebiete in Dachau und im Landkreis von Hochwasser gefährdet sind und wie man sie schützt

Von Petra Schafflik, Dachau

Wenn bekannt ist, wohin die Fluten bei Hochwasser strömen, lässt sich mancher Schaden vermeiden. Deshalb legt das Landratsamt als zuständige Behörde nach und nach für die großen Wasserläufe im Kreis potenzielle Überschwemmungsgebiete fest. Für den Dachauer Gröben- und Viehgassenbach gibt es schon eine vorläufige Kartierung. Nun werden nach neuen Berechnungen die bedrohten Bereiche endgültig festgelegt. Dies erläuterte Gabriele Merz vom Wasserwirtschaftsamt jetzt den Stadträten im Umwelt- und Verkehrsausschuss. Wo sich im Umfeld dieser Wasserläufe bei einem extrem starken, sogenannten hundertjährigen Hochwasser laut Prognose die Fluten ausbreiten würden, greifen besondere Vorsichtsmaßnahmen. Neu gebaut werden darf etwa nur, wenn Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden.

"Im Einzelfall ist abzuwägen, was zumutbar ist", erklärte Bauamtsleiter Michael Simon. Bürger, die schon im Überschwemmungsgebiet leben, müssen Schutzmaßnahmen treffen, etwa für ihre Öltanks. Mehr Sicherheit vor Überflutung bringt die formale Festsetzung aber nicht. Dieses Ziel verfolgt das Wasserwirtschaftsamt parallel mit Überlegungen zum Hochwasserschutz. Drei Varianten wurden entwickelt, die Flutmulden, Rückhaltebecken oder einen Ausbau der beiden Wasserläufe vorsehen. Damit aus Überlegungen auch Planungen werden, sind weitere Studien notwendig, die noch 2017 starten, erfuhren die Stadträte. Die zeitliche Abfolge, erst Erfassung des potenziellen Überschwemmungsgebiets, dann Bau von Hochwasserschutz, kann für betroffene Anwohner kuriose Folgen zeitigen: Wo erst Vorsorgemaßnahmen nötig sind, entfällt diese Pflicht, sobald in einigen Jahren die Schutzbauten fertig sind. Dann nämlich, so das Ziel, sollen weite Areale sicher sein vor den Fluten und damit wieder herausfallen aus dem kartierten Überschwemmungsgebiet. Eine ähnliche Situation, wie sie die Stadt in der Sozialsiedlung am Rennplatz in Dachau-Süd schon vorgefunden hat: Die Fläche lag nach vorläufiger Festsetzung im Überschwemmungsgebiet. Als die alten Häuser durch Neubauten ersetzt wurden, mussten deshalb aufwendige Mulden angelegt, Hauseingänge höher gesetzt, Zugangsrampen gebaut werden. "Das hat ein Schweinegeld gekostet", berichtete Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Jetzt, da das letzte von 13 Häusern fast fertiggestellt ist, liegen die neuen Berechnungen des Wasserwirtschaftsamts vor. Und die Wohnsiedlung befindet sich danach nun außerhalb des festgesetzten Überschwemmungsgebiets. Das Geld, so der OB, "hätten wir uns sparen können".

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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