Porträt:Mit ganz viel Liebe

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Ela Marion bei einem Konzert in Zorneding. Zu ihrem Auftritt in der Kulturschranne ist der Eintritt frei. Dabei hat die Musikerin eigentlich Geldsorgen. Sie unterrichtet, erhält manchmal Gage. Ihr Album hat sie selbst finanziert. Auch für ihren Traum von einer musikalischen Begegnungsstätte fehlt das Kapital. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ela Marion singt und spielt acht Instrumente. Wichtiger als persönlicher Ruhm ist ihr eine Idee für eine musikalische Begegnungsstätte, die jedem offen steht. Am Samstag tritt sie in der Dachauer Kulturschranne auf und präsentiert ihr Album

Von Hannah Becker, Dachau

Sie ist sich selbst genug: Wenn Ela Marion auf der Bühne steht, ist da kein anderer Mensch, nur ein Mikrofon und acht Instrumente. Sie beherrscht sie alle, einige nahezu perfekt, wie das Klavier, andere immerhin gut genug, um sich scheinbar mühelos selbst zu begleiten. Häufig wird sie als "The one woman orchestra" angepriesen. Am Samstag, 9. Februar, kann man das Multitalent bei freiem Eintritt in der Kulturschranne in Dachau erleben.

Ela Marion, die eigentlich Michaela Marion Schwab heißt, lebt seit zwölf Jahren in Olching, aufgewachsen ist sie in Heimstetten. Die Liebe zur Musik kommt von den Eltern, beide musizieren in ihrer Freizeit mit Begeisterung. "Da war eben ein Klavier, eine Gitarre, ein Akkordeon im Haus", sagt die Musikerin. In der Folge kam dann das Jazzklavier-Studium am Richard-Strauss-Konservatorium in München. Heute zählt sie zusätzlich noch Gitarre, Harfe, E-Bass, Ukulele, Querflöte, Schlagzeug und Bratsche zu ihren Instrumenten.

Häufig kann Schwab bei Konzerten nicht ihre ganze Bandbreite präsentieren, denn für den Aufbau aller Instrumente braucht sie einen Techniker. Den zu bezahlen, lohnt sich erst ab etwa 100 verkauften Karten. Bei geringerem Andrang lässt die Künstlerin drei Instrumente zu Hause. Der Weg zum Erfolg ist steinig, das Geld eigentlich ständig knapp. An ihrer Karriere arbeitet sie in Eigenregie, sogar die Kosten für die Produktion ihres Debütalbums, etwa 12 000 Euro, hat sie allein gestemmt. Im Juli 2015 erschien es endlich, nach jahrelangen Anstrengungen. Das Album markiert zugleich die Geburt ihres Künstlernamens. Michaela Schwab sei einfach kein Name, der im Gedächtnis bleibt, außerdem hoffe sie auf Konzerte im Ausland. "Bei Auftritten in England vor zehn Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Ela Marion auch besser aussprechen können", sagt die Musikerin.

Neben Musikunterricht und Veranstaltungen, für die sie gebucht wird und die ihre Miete tragen, übt Schwab jeden Tag mindestens drei Stunden auf all ihren Instrumenten, sucht nach bezahlbaren Spielorten, kümmert sich um die Pressearbeit und vertreibt ihr Album. Hilfe kommt von einer Bürokraft auf Minijob-Basis, alles ließe sich doch nicht allein bewältigen, "irgendwann ist der Tag auch einfach zu Ende." Die dauernde finanzielle Not belastet die Musikerin. Manchmal denkt sie darüber nach, das Projekt Ela Marion doch lieber hinzuschmeißen: "Aber dann gehe ich üben und dann ist alles wieder gut, dann weiß ich, das muss ich machen."

Trotz ihrer schwierigen eigenen Lage hat Michaela Schwab große Träume. Ihre Vision ist ein kostenloses Musikerlebnishaus, in dem in unterschiedlichen Räumen geübt, gesungen, geredet und gelacht werden kann. "Du bist immer willkommen", ist das Motto, unter dem das Haus Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen offen stehen soll. Die Idee entstand über viele Jahre. Schwab merkte, wie die Musik auf sie persönlich wirkt, und wie gerne sie diese Erfahrung mit anderen teilen würde. "Jeder Mensch sollte das erleben", sagt sie, "wenn man Emotionen hat, die man nicht kanalisieren kann, kann so ein Instrument einen Kanal öffnen." In ihrer Vorstellung unterrichten vor Ort Senioren junge Menschen in den Instrumenten, es wird in der Gruppe gesungen und im Mittelpunkt soll eine Küche stehen. Ein offener Ort der Begegnung, der Menschlichkeit und Nächstenliebe. Dass dieses Projekt sehr kosten- und zeitintensiv wäre, ist der Musikerin bewusst. "Aber Wunder geschehen", meint sie hoffnungsvoll. Für sie sei diese Vision auf jeden Fall ein schöneres Ziel als persönliche Vorstellungen von weltweitem Ruhm und Erfolg.

Ein etwas kleineres persönliches Ziel hat sie aber doch. Während Schwab sich früher vor der deutschen Sprache in ihrer Musik gescheut hat, würde sie jetzt gerne ihr Album noch einmal neu herausbringen, mit deutschen Texten. Nachdem sie jahrelang auf Englisch geschrieben hatte, fand sie vor einiger Zeit dann doch den Bezug zur Muttersprache. "Ich habe gemerkt, dass ich die Menschen bei Konzerten näher bei mir habe, wenn ich auf Deutsch singe", sagt sie. "Oh Leben" war daraufhin ihr erstes deutschsprachiges Lied, momentan schreibt sie neue Texte für ihre ursprünglich englischen Lieder. Um diese Versionen auf einem weiteren Album zu veröffentlichen, braucht es allerdings auch wieder Geld und einiges an Zeit. Ein bis zwei Monate Auszeit müsse sie sich nehmen, um ein Album zu produzieren, sagt Schwab. Trotzdem sei es ihr ein Anliegen, das Projekt in diesem Jahr zu veröffentlichen.

Bis dahin hofft sie, bei ihren Konzerten und Veranstaltungen möglichst viele Menschen von sich überzeugen zu können. Wer Ela Marion bei ihrem Gratiskonzert in der Kulturschranne erleben will, kann unter office@ela-marion.com Plätze reservieren. Einlass ist von 19.30 Uhr an.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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