Porträt:Fachfrau für Familien

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Susanne Frölian, neue Leiterin der Caritas Jugend- und Elternberatung, plädiert für individuelle und vor allem frühe Hilfen

Von Petra Schafflik, Dachau

Zu Beginn ihrer Berufslaufbahn kümmerte sich Sozialpädagogin Susanne Frölian um Jugendliche am Übergang von der Schule in den Beruf. Durchaus mit Erfolg - viele der betreuten jungen Leute konnte sie auf einen guten Weg bringen. Aber der 45-Jährigen wurde bald klar, dass manche Probleme sich hätten vermeiden lassen. Dass Hilfe frühzeitiger einsetzen sollte. Wo Familien eine sichere Basis, ein sicherer Hafen sind, so die Überzeugung der ausgebildeten Familientherapeutin, "da tun sich Kinder im Leben leichter."

Umso mehr gefällt Susanne Frölian nun ihre neue Aufgabe als Leiterin der Caritas Jugend- und Elternberatung, die sie im August als Nachfolgerin von Sylvia Kuffer übernommen hat. Diese Einrichtung berät und begleitet Familien aus dem Landkreis in Krisen, arbeitet konfessionsunabhängig und ohne kompliziertes Aufnahmeverfahren. "Eine spannende Aufgabe - Eltern zu unterstützen, das war immer mein Ziel." Zur Caritas nach Dachau ist Susanne Frölian schon vor zehn Jahren gekommen. Zunächst arbeitete die Mutter von zwei Kindern im Präventionsprogramm der Schuldnerberatung mit, danach kümmerte sie sich in der Sozialberatung um Menschen in akuten Notsituationen. Zur Jugend- und Elternberatung kam sie vor vier Jahren, ließ sich auch als integrative Säuglings-, Eltern- und Kleinkindberaterin ausbilden, um verunsicherte Familien in der speziellen Schreibabyambulanz betreuen zu können. In der Anlaufstelle für Eltern und Jugendliche, in der ein achtköpfiges Team mit Psychologen und Sozialpädagogen arbeitet, fühlt sich Frölian am richtigen Platz. "Man sieht, dass man konkret etwas bewirken kann."

Die Probleme, mit denen Eltern oder Jugendliche kommen, seien vielfältig, "die ganze Bandbreite von der Geburt bis zum Auszug der Kinder". Kritisch wird es in Familien oft an Übergängen, wenn aus dem Paar eine Familie wird, wenn Kinder in Kita, Schule oder Beruf eintreten. Manchen Ratsuchenden helfen wenige Tipps schon weiter, andere benötigen längerfristig Begleitung. Nicht immer sind es enorme Krisen, oft sind Eltern schlicht verunsichert.

Ein Top-Thema in der Beratungsstelle sind besorgte Familien, die bei ihrem Kind eine Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADHS) vermuten. Die Väter und Mütter suchen Rat: "Sie stehen unter einem enormen Druck, dass ihr Kind ins System passt." Auch die Pubertät der heranwachsenden Kinder führt Familien in die Elternberatung, Alleinerziehende suchen genauso Unterstützung wie auch Patchwork-Familien. Und natürlich sind Krisen rund um Trennung und Scheidung für viele Väter oder Mütter Anlass, sich bei der Elternberatung Hilfe zu holen. Meist gehe es um Autonomie, Anerkennung, Sicherheit und Zugehörigkeit. Diese vier Themenkomplexe hat Susanne Frölian als essenziell in der Familienberatung erkannt.

Weil Unterstützung ihrer Erfahrung nach umso effektiver wirkt, je eher sie ansetzt, freut sich Frölian über die Aufgeschlossenheit der Familien, die sich ohne Scheu an die Beratungsstelle wenden. Die vielfältigen, oft auch widersprüchlichen Tipps aus Internet oder gedruckter Ratgeberliteratur verunsicherten viele. Umso wichtiger sei der individuelle Ansatz der Beratungsstelle, in der die Fachleute auf das gesamte Familiensystem schauten. "Wir begleiten und bestärken Eltern, ihren ganz eigenen und für sie passenden Weg zu finden."

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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