Pfaffenhofen:"Wir sind belogen worden"

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Pfaffenhofens CSU-Bürgermeister Zech setzt in seiner Gemeinde auf regenerative Energien und schimpft ziemlich deutlich auf die Mär vom unverzichtbaren Atomstrom.

Renate Zauscher

Die Entscheidung Pfaffenhofens für den Bau eines Nahwärmenetzes fiel zeitgleich mit der Reaktorkatastrophe in Japan. Unabhängig aber von den Geschehnissen der vergangenen Wochen hat sich der Pfaffenhofener Bürgermeister Helmut Zech (CSU) seit längerem für ein Umdenken in der Energie eingesetzt.

Pfaffenhofens Bürgermeister Zech ist sauer, weil immer erzählt wurde, dass man auf Atomstrom nicht verzichten könne, es gleichzeitig aber möglich sei, alte Meiler wie Isar 1 einfach so abzuschalten. (Foto: dpa)

Eindringlich plädierte er beim Werben für das geplante Nahwärmenetz für die Nutzung regenerativer Energien. "Wir brauchen Energieformen, die beherrschbar und Kohlenstoffdioxid neutral sind, die regional sind und die Versorgung vor Ort gewährleisten", lautet Zechs Überzeugung.

Die Haltung des CSU-Bürgermeisters in der Debatte über die Abschaltung von Atomkraftwerken ist eindeutig: Wenn bislang immer von "Versorgungssicherheit" geredet worden sei und es jetzt möglich sei, sechs oder sieben Atommeiler vom Netz zu nehmen, "dann hat uns jemand über Jahrzehnte hin verarscht nach Strich und Faden". Zechs Fazit: "Wir sind belogen worden - das ist Fakt".

Die Nahwärmeversorgung ist nur ein Baustein, mit dem die Abhängigkeit von Ölimporten und Atomstrom heruntergefahren werden soll. Im Gemeindeteil Miesberg wurde im Vorjahr eine große Photovoltaikanlage errichtet, an der die Gemeinde beteiligt ist; auf den Dächern von Bauhof, Kinderhaus oder dem Unterumbacher Feuerwehrhaus wird ebenfalls Sonnenstrom gewonnen. Pachtverträge für gemeindliche Grundstücke wurden gekündigt: Die Gemeinde will sie für den Anbau von Energiewäldern nutzen.

Auf die Frage nach Windkraftanlagen in seiner Gemeinde angesprochen, sagt Helmut Zech: "Klar - auch das ist bei uns möglich". Ein Gutachten, das die Gemeinde in Auftrag gegeben hatte, liege mittlerweile vor; drei Standorte, bei Weitenried, Miesberg und hinter Bayerzell kämen in Frage.

Die Bürger seien über das Ergebnis des Gutachtens per Gemeindeblatt informiert worden, "bis dato aber", so der Bürgermeister, "hat das die Bürger noch nicht so massiv bewegt."

© SZ vom 01.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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