Petershausen:Zweigleisig

Lesezeit: 2 min

Petershausen bereitet den Umzug des Supermarktes von der Ortsmitte auf die grüne Wiese vor und präsentiert zugleich einen Nachfolger für das Zentrum

Von Petra Schafflik, Petershausen

Ein erster Schritt ist getan: Der Gemeinderat Petershausen hat in seiner Sitzung am Donnerstag entschieden, die Voraussetzungen für eine Aussiedlung des Edeka-Geschäfts vom Zentrum an den Ortsrand zu schaffen. Der neue Supermarkt soll im Westen an der Ecke Jetzendorfer Straße/Mitterfeldweg entstehen. Die Bürger im Dorfkern werden aber nicht ohne Versorgung dastehen. Sonja Mielke, Expansionsverantwortliche der Lebensmittelkette Penny, bekundete das Interesse ihres Unternehmens, den innerörtlichen Standort bei Auszug von Edeka sofort zu übernehmen. Mit diesem Hintergrund votierte der Gemeinderat mehrheitlich dafür, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für den Edeka-Neubau vorzubereiten. Gegenstimmen kamen von der CSU-Fraktion und Inge Dinauer (FW). Als fachliche Grundlage für eine endgültige Entscheidung wird ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag gegeben, das die Auswirkungen der Umstrukturierung auf die übrigen Geschäfte im Ort untersucht.

Seit Jahren ist bekannt, dass der Edeka aus dem kleinen Markt im Zentrum in einen größeren Neubau außerhalb ziehen will. Bisher sperrte sich aber der Rat, um die lebendige Dorfmitte zu schützen. Noch 2012 wurde eigens ein eng begrenzter Ortskern für den Einzelhandel definiert. Auch unter den Bürgern gibt es keine einhellige Meinung. Wo sich die einen großzügige Einkaufsmöglichkeiten in einem weitläufigen Markt mit vielen Parkplätzen wünschen, bevorzugen die anderen den bestehenden Laden direkt hinter dem Pertrichplatz. Die Gemeinderäte treibt in dieser Debatte die Sorge um, dass die kleinen Geschäfte im Ort in Bedrängnis geraten könnten, sobald der Lebensmittelladen als Anziehungspunkt wegfällt. Mit dem Nachfolge-Angebot von Penny bietet sich nun ein Kompromiss.

Gerade vorige Woche habe im benachbarten Fahrenzhausen ein Penny im ehemaligen Edeka eröffnet, der auf die grüne Wiese ausgesiedelt ist, berichtete Mielke. Genauso könnte es in Peterhausen laufen. Eine "glückliche Fügung" nannte diese Konstellation Stadtplaner und Architekt Martin Birgel, der für Peterhausen gerade ein umfassendes städtebauliches Entwicklungskonzept erarbeitet.

Viele Gemeinderäte waren wie Bürgermeister Marcel Fath (FW) überzeugt, unter diesen Voraussetzungen die Aussiedlung von Edeka zumindest ernsthaft zu prüfen. Und sicherheitshalber die Auswirkungen per Einzelhandelsgutachten untersuchen zu lassen. Momentan gehe Kaufkraft verloren, sagte Josef Mittl (FW), "weil viele auswärts einkaufen." Zudem verändere sich die Situation im Ort, mit dem Baugebiet Rosenstraße werde die Bevölkerung wachsen, "da müssen wir reagieren." Ein Vorteil sei, so Bürgermeister Fath, dass der künftige Edeka an Wohngebiete angrenzt und vom Dorfkern gerade einmal 500 Meter entfernt liegt.

Massive Bedenken hat dagegen der ehemalige Bürgermeister Günter Fuchs (CSU), unter dessen Ägide der einzelhandelsrelevante Dorfkern sehr eng fixiert wurde. Auch Experten, der örtliche Sozialverband VdK und der Gewerbeverband sprächen sich explizit dafür aus, den Supermarkt im Ort zu behalten. Viele Petershausener haben sich bei der Umfrage zum städtebaulichen Konzept genauso geäußert. "Warum macht man eine Bürgerbeteiligung, um dann den Willen der Bürger sofort wieder in Frage zu stellen?" Fuchs glaubt, anders als seine Fraktion, auch nicht an die Kombi-Lösung. "Ein Supermarkt am Ortsrand wird so super laufen, dass unser Zentrum stirbt." Wie in Markt Indersdorf oder Dachau, wo Märkte auf der grünen Wiese die Ortskerne massiv beschädigt hätten. Im Gegensatz zu Fuchs ließ sich CSU-Sprecher Josef Gerer überzeugen, dass zwei Märkte laufen könnten. Penny-Vertreterin Mielke betonte, beide könnten von einer "Wechselwirkung" profitieren, weil Kunden oft "kombiniert einkaufen". Der Vorschlag der CSU, nun gleich "Nägel mit Köpfen" zu machen und die Aussiedlung von Edeka an die vertragliche Zusage von Penny zu koppeln, fand im Rat aber keine Mehrheit. Das Gremium folgte mit den Stimmen von SPD und Freien Wählern dem Vorschlag des Bürgermeisters, ein Bebauungsplanverfahren vorzubereiten. Parallel wird eine Einzelhandelsstudie in Auftrag gegeben.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: