Ortsmitte Petershausen:Pragmatische Lösung

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Der Petershausener Gemeinderat macht für die Ortsmitte jetzt Nägel mit Köpfen: Er stimmt den Bauvoranfragen von zwei Grundeigentümern zu. Nach dem neuen Konzept wird es weniger Läden und mehr Wohnungen geben

Von Petra Schafflik, Petershausen

In der Ortsmitte kann nun bald gebaut werden. Der Bauausschuss des Petershausener Gemeinderats hat sich in seiner entscheidenden Sitzung für die pragmatische Option entschieden und sich von dem laufenden, komplizierten Bebauungsplanverfahren verabschiedet. Mit der Stimmenmehrheit von Bürgermeister Marcel Fath (FW), CSU und SPD wurde zwei Anträgen auf Bauvorbescheid der Grundeigentümer das Einvernehmen erteilt. Die Entwürfe von Erwin Niedermeier und Martin Daurer orientieren sich an dem Konzept, das auch dem unfertigen Bebauungsplan zu Grunde liegt. Manche Wünsche, wie etwa ansehnliche Gewerbeflächen, muss die Gemeinde nun aber aufgeben. Auch kritische Details, wie die Zufahrt zu Grundstücken und Tiefgaragen, sind noch nicht ideal gelöst. Mit diesen Fragen muss sich jetzt im einfachen Baugenehmigungsverfahren das Landratsamt als zuständige Behörde beschäftigen.

Schon seit dem Frühjahr hat sich abgezeichnet, dass das schwierige und verfahrene Bebauungsplanverfahren wohl nicht mehr zu Ende gebracht wird. Die Veränderungssperre für die beiden zentralen Grundstücke im Dorfzentrum ist längst abgelaufen, doch noch immer gab es offene Fragen. Aus dieser Situation heraus, das war in der jüngsten Sitzung zu erfahren, haben die Gemeinderäte bereits in einem nicht-öffentlichen Treffen im April den Bürgermeister beauftragt, die Grundeigentümer für konkrete Bauanträge zu gewinnen. Allerdings mit dem Ziel, dass die Investoren sich mit ihren Planungen möglichst eng an die unstrittigen Parameter des Bebauungsplan-Entwurfs halten sollten. Genau diese Voranfragen der beiden Grundeigner lagen dem Bauausschuss nun vor.

Klar war in der Diskussion recht schnell, dass niemand am Bebauungsplan festhalten wollte. Strittig war aber wieder einmal die Massivität, sprich die Höhe der geplanten vierstöckigen Gebäude. Im Kern ging es um die Frage, ob die Bauherren nun in einem einfachen Genehmigungsverfahren, das sich nach Paragraf 34 der Bayerischen Bauordnung allein an der Umgebung orientiert, genauso viel Baurecht erhalten sollen, wie sie es im Bebauungsplanverfahren bekommen hätten. Denn im Planverfahren wollte die Gemeinde wichtige Ziele der Städteplanung umsetzen, nur im Gegenzug sollten die Investoren ein Plus an Baurecht erhalten.

Konkret ging es darum, ein Drittel der Nutzfläche für Gewerbe zu reservieren, damit im Dorfkern auch Läden und nicht nur Wohnungen entstehen. Diese Vorgabe lässt sich im Baugenehmigungsverfahren nicht halten, doch die geplanten Gebäude sind nach wie vor mit vier Etagen und auch so groß wie bisher geplant. Das ging den Freien Wählern gegen den Strich. "Wir müssen einige Ziele begraben, dafür ist die Kubatur zu groß", sagte Andrea Stang (FW). Die Gebäude im Umfeld seien allesamt niedriger als der denkmalgeschützte Pertrichhof, erklärte Erich Nold (FW). Wenn die Bauwerber jetzt ein umfangreiches Baurecht bekommen, ohne die Ziele des Gemeinderats zu erfüllen, sehe er das kritisch, meinte auch Bürgermeister Fath. "Das nagt an unserer Glaubwürdigkeit." Doch jetzt ein Bauvolumen zu verweigern, für das man sich im Bebauungsplan explizit ausgesprochen habe, sei unlogisch und kaum zu begründen, befanden SPD und CSU. Eine städtische, massive Bebauung für den Dorfkern sei doch stets Ziel gewesen, erinnerte der ehemalige Bürgermeister Günter Fuchs (CSU), in dessen Amtszeit das Planverfahren initiiert wurde. "Die beiden Bauanträge entsprechen weitgehend dem, was wir haben wollten", meinte auch SPD-Gemeinderat Wolfgang Stadler.

Dennoch bleiben kritische Punkte. So will Bauherr Daurer die Zu- und Abfahrt des östlichen Grundstücks per Ampel regeln. Eine ungeeignete Lösung, findet der Gemeinderat. Das westliche Areal soll von der Indersdorfer Straße her angefahren werden, was im Bebauungsplan noch abgelehnt wurde. Der Bauausschuss erteilte dennoch sein Einvernehmen mit dem Hinweis, dass die kritischen Punkte vom Landratsamt zu prüfen, Denkmal- und Nachbarschaftsschutz von den Bauherren zu gewährleisten sind. Gegen die beiden Bauvoranfragen votierten die drei FW-Gemeinderäte. Den unvollendeten Bebauungsplan wird der Gemeinderat Petershausen nun wohl in einer Sitzung im Herbst sang- und klanglos einstellen.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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