Petershausen:Neues Konzept für Ortsmitte abgelehnt

Lesezeit: 3 min

Niedriger, dafür deutlich dichter soll auf dem Gelände gegenüber dem Petrichhof gebaut werden. Dagegen regt sich Widerstand. (Foto: Toni Heigl)

Petershausener Gemeinderäte werden von völlig neuen Plänen überrascht.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Damit hatte niemand gerechnet: Für das zentrale Grundstück in der Petershausener Ortsmitte liegt jetzt erneut ein völlig neues Baukonzept vor. Eine überraschende Wende, denn bereits im vorigen Sommer hatte der Bauausschuss einer Bauvoranfrage von Grundeigentümer Martin Daurer zugestimmt. Davor hatte sich der Gemeinderat mehrere Jahre erfolglos bemüht, einen Bebauungsplan für das Areal aufzustellen.

Nun die neuerliche Volte: Der Bauentwurf vom Juli, der weitgehend dem unvollendeten Bebauungsplan entsprach, fand nicht die Akzeptanz des Landratsamts, das den Plan genehmigen muss. Also legte der Investor neue Pläne vor, die nun mit dem über Jahre entwickelten Ortsmitte-Konzept nichts mehr zu tun haben. Niedriger, dafür deutlich dichter soll jetzt gebaut werden. Statt eines lang gestreckten Baus mit vier Etagen sind zwei dreistöckige Häuser hintereinander geplant. Ein Konzept, dem der Bauausschuss nun aber mehrheitlich die Zustimmung verweigerte. Gescheitert sind die Pläne damit nicht. Das Landratsamt kann das Projekt auch gegen den Willen der Gemeinde genehmigen.

"Schön ist das nicht."

Die bereitgestellten Besucherstühle im Sitzungssaal waren bis auf den letzten Platz besetzt. Viele Petershausener kamen ins Rathaus, um die Beratung zu der im Dorf heftig umstrittenen Ortsmitte zu verfolgen. Doch als Bürgermeister Marcel Fath (FW) die neue Situation kurz skizziert hatte, gab es zunächst keinerlei Reaktionen. Nur Stille. "Weil wir alle sprachlos sind", sagte CSU-Fraktionsvorsitzender Josef Gerer. Auch wenn die Planzeichnungen den Entwurf nur vage deutlich machten, war rasch klar: Von den Ideen, mit denen der Gemeinderat 2010 in das Bebauungsplanverfahren gestartet war, bleibt nicht das Geringste übrig. Erwünscht war in der Ortsmitte ein Gebäude, das einen öffentlichen Platz zum gegenüberliegenden Pertrichhof eröffnet und auch Läden oder Gewerbe vorsieht. Keines der Ziele ist mit einer zweireihigen Bebauung erreichbar. "Schön ist das nicht", bekundete denn auch Ernst Nold (FW). Auch Wolfgang Stadler (SPD) meinte, "gefühlsmäßig war es vorher besser".

Doch in diesem Baugenehmigungsverfahren haben Gemeinde und Kommunalpolitiker kaum Regulierungsmöglichkeiten. Einzige Vorgabe: Ein Neubau muss sich an der umgebenden Bebauung orientieren. Was im Umfeld der Ortsmitte zulässig ist, dazu hat die Gemeinde in dem heftig umstrittenen Bebauungsplanverfahren eigens ein Gutachten in Auftrag gegeben. Nach den dort festgelegten Rahmendaten ist der aktuelle Entwurf mit dreigeschossigen Gebäuden und Hauslängen von 33 und 43 Metern möglich. Jedes Gebäude für sich mag sich einfügen, doch zwei derart große Häuser "sind doch überdimensioniert, fügen sich nicht ein", widersprach Andrea Stang (FW).

Die jetzt geplanten Häuser mit zwei Etagen plus Dachgeschoss wären genauso hoch wie der denkmalgeschützte Pertrichhof. Das zumindest mag in den Augen mancher Bürger ein Vorteil sein. Dass der zuvor vierstöckig geplante Neubau das Baudenkmal überragen und optisch bedrängen würde, hatten Kritiker immer bemängelt. Als inakzeptabel bewertete der Ausschuss aber die geplante Zufahrt zum Grundstück, die von der Indersdorfer Straße her erfolgen soll, mit der Vorgabe "rechts rein, rechts raus". Das galt so bereits für den früher auf dem Areal ansässigen Landmaschinen-Betrieb und hat Bestandsschutz. Aber was für wenige Traktoren am Tag zweckmäßig gewesen sein mag, funktioniere nicht für zwei Wohngebäude, so die Gemeinderäte. Nicht umsonst war die Verkehrserschließung des Grundstücks eine der großen Streitfragen im Bebauungsplanverfahren.

Kleine Wohnungen fehlen

Weiteres Konfliktpotenzial lieferte der Wunsch von Bauherr Martin Daurer, im Projekt auch Zwei-Zimmer-Wohnungen zu bauen, wenn die Stellplatzsatzung angepasst würde. Derzeit werden in Petershausen für jede Wohnung bis 156 Quadratmeter zwei Parkplätze gefordert. Für kleinere Appartements soll eine Stellfläche reichen, so das Ansinnen des Bauwerbers. Doch im Gemeinderat gehen die Meinungen auseinander. Tatsächlich fehlten in Petershausen kleine Wohnungen, die gerade von jungen Leuten und Senioren nachgefragt werden, erklärte Bürgermeister Fath. Wegen der Stellplatzsatzung würden kleine Wohnungen bisher nicht gebaut. Doch gerade in der zentralen Ortsmitte müssten ausreichend Parkplätze geschaffen werden, merkten einige Gemeinderäte an.

Auf Anregung von CSU-Gemeinderat Weber entschied der Ausschuss gegen die Stimmen der SPD, eine Befreiung von der Stellplatzsatzung dezidiert nicht in Aussicht zu stellen. Auch das gesamte Konzept fiel durch: Mit Bürgermeister Fath billigte nur Wolfgang Stadler (SPD) und Inge Dinauer (FW) den Plan, die übrigen fünf Räte, darunter die gesamte CSU-Fraktion, legten ihr Veto ein. Nun ist das Landratsamt am Zug.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: