Petershausen:Hausarzt gesucht

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Der Praxisverbund Consensus med in Petershausen löst sich auf. Jetzt hofft der Bürgermeister auf einen nahtlosen Übergang.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Die Zukunft der ärztlichen Versorgung in Petershausen ist nach wie vor unklar. Im Dezember hatte der Praxisverbund Consensus med die Schließung seiner drei Arztpraxen in Petershausen, Reichertshausen (Landkreis Pfaffenhofen) und Hohenkammer (Landkreis Freising) angekündigt. Für Petershausen bedeutet das Aus von Consensus, dass eine von bisher vier Hausarztpraxen am Ort wegfällt. Eine Lücke in der ärztlichen Betreuung, die spürbar ist. Daher nahm Bürgermeister Marcel Fath (FW) gemeinsam mit seinen ebenso betroffenen Amtskollegen sofort Gespräche auf mit der fränkischen Unternehmerfamilie Trißler, die hinter Consensus steht. Auch die Kassenärztliche Vereinigung schaltete sich ein, um einen nahtlosen Übergang zu ermöglichen. Doch eine Lösung ist nicht in Sicht.

Die Consensus-Praxen haben entgegen anders lautender Zusagen die medizinische Versorgung offenbar bereits eingestellt. Patienten werden aufgefordert, ihre Unterlagen bis 26. Januar abzuholen. "Bei den betroffenen Bürgern herrscht Entsetzen", sagt Bürgermeister Marcel Fath.

Zu viele Arztwechsel

Was 2014 als zukunftweisendes und mit 200 000 Euro auch staatlich gefördertes Pilotprojekt für die ärztliche Versorgung auf dem Land begann, entwickelt sich nun zu einem Ärgernis. Die Schließung der drei Consensus-Arztpraxen erfolgt kurzfristig, die Patienten stehen von heute auf morgen ohne Hausarzt da. Rasch eine Alternative zu finden, ist gerade für ältere und weniger mobile Bürger nicht einfach. Die Kapazitäten bei den verbleibenden Hausärzten sind begrenzt. "Die Jetzendorfer Praxen nehmen beispielsweise keine Patienten aus dem Landkreis Dachau mehr auf", sagt Fath. Zuverlässig versorgt sind aber die Bewohner der Senioreneinrichtungen: Das im Sommer neu eröffnete Danuvius-Demenzheim in Petershausen wie auch das Altenheim im Weichser Ortsteil Ebersbach haben zuletzt nicht mehr mit Consensus med zusammengearbeitet. Beim Praxisverbund "gab es zu viele Arztwechsel, deshalb haben wir uns um Alternativen bemüht", betont die Leiterin der Pro-Seniore-Einrichtung in Ebersbach, Lidija Schicht.

Doch um die allgemeine ärztliche Versorgung für die Bevölkerung zu sichern, wäre nach Ansicht von Bürgermeister Fath eine nahtlose Nachfolgelösung für die Consensus-Praxen wichtig. Ein Ziel, das auch die Kassenärztliche Vereinigung (KVB) verfolgt, bisher aber ohne Erfolg. Auch ein Gespräch der Bürgermeister mit KVB-Vertretern, das auf Initiative des Dachauer CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath vorige Woche in Petershausen stattfand, erbrachte keine konkreten Ergebnisse. Kein Wunder: Die für eine Lösung maßgebliche Unternehmerfamilie Trißler war der Einladung zur Gesprächsrunde nicht gefolgt.

Vier ärztliche Zulassungen

Doch Politik und Ärztevereinigung können nur appellieren. Am Zug sind die Consensus-med-Inhaber, die über die vier ärztlichen Zulassungen des aufgelösten Praxisverbunds verfügen. Sie müssten die Übergabe der Consensus-med-Praxen an niederlassungswillige Ärzte organisieren. Nur so wäre ein Fortbestand der medizinischen Versorgung im gewohnten Umfang gesichert, da sind sich die Bürgermeister einig. Eine Ausschreibung der Arztsitze, so dass diese möglichst nahtlos von interessierten Ärzten vor Ort weitergeführt werden können, wäre auch im Sinne der kassenärztlichen Vereinigung, wie der KVB-Fachreferent Politik, Martin Degenhardt, betont.

Die Kassenärztliche Vereinigung sei "im Austausch" mit der Unternehmerfamilie. Sollte eine zeitnahe Praxis-Übergabe nicht klappen, würden die Arzt-Zulassungen von der KVB eingezogen und neu vergeben. Eine Lösung, die vor allem die Bürgermeister vermeiden möchten. Bei einer Neuvergabe der Zulassung wären die Hausärzte frei in ihrer Entscheidung, wo im Landkreis sie tätig werden wollen. Die ärztliche Versorgung direkt am Wohnort wäre vielleicht nicht mehr für alle Petershausener selbstverständlich.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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