Petershausen:Die große Chance

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Petershausen soll schöner und auch attraktiver werden. Das wünschen sich viele Bürger der gesamten Gemeinde. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Petershausen plant für den Sommer eine Bürgerwerkstatt. Wie dringend ein solches Angebot ist, um den Ort gestalterisch in den Griff zu bekommen, belegt ein Treffen der Agendagruppe 21 mit Architektin Elisabeth Thiel

Von Petra Schafflik, Petershausen

Hinter dem denkmalgeschützten Pertrichhof mitten im Dorf lädt der beschauliche Innenhof zum Verweilen mit Bänken und Gastronomie. Gleich daneben das neue Frische-Paradies, ein weitläufig-barrierefreier Supermarkt, der exotische Spezialitäten genauso bietet wie regionale Produkte. Damit schwere Einkäufe nicht zur Last werden, lässt sich per Aufzug das Parkdeck auf dem Dach erreichen, das Autofahrer über eine flache Rampe von der höher liegenden Varenner Straße erreichen. Abends müssen Fahrzeuge aber draußen bleiben, dann gehört das üppig begrünte Flachdach des Supermarkts den jungen Leuten, die sich in lauen Sommernächten gerne hier treffen.

Mit dieser Vision wollte Landschafts- und Städteplanerin Elisabeth Thiel ihr Publikum anregen, eigene Ideen zu entwickeln für die Zukunft von Petershausen. Die 30 Bürger, die zur Veranstaltung der Agenda-21-Gruppe gekommen waren, ließen sich nicht lange bitten. Damit die Anregungen nicht ergebnislos verhallen, wird eine neue Agenda-21-Arbeitsgruppe zusammentragen, "was wir brauchen, um das Zentrum lebendiger zu gestalten", kündigte Sprecherin Christa Jürgensonn an. Die visionären Ideen von Referentin Elisabeth Thiel beeindruckten die Zuhörer. Denn was unrealistisch klang, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als sachlich fundiert und - mit dem nötigen Kapital - durchaus umsetzbar.

Kein Wunder, die Planerin ist als Tochter von CSU-Gemeinderätin Lydia Thiel im Dorf aufgewachsen, kennt versteckte Kleinode wie Schwachstellen ihrer Heimat. Genau deshalb rief Thiel die Petershausener auf, vorhandenen Strukturen zu erhalten und wertzuschätzen. Denn nach einem Exkurs zu Dorfentwicklungsprojekten andernorts war schnell klar: Vom zentralen Supermarkt über nutzbare Freiflächen bis zum Baudenkmal des Pertrichhof: "Vieles, was wir in Petershausen haben, haben andere Gemeinden nicht."

Der Gedanke, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, gefiel auch Bürgermeister Marcel Fath (FW), der die lebendige Debatte moderierte. Bürger sprachen sich dafür aus, "alte Bausubstanz zu retten." Sonst gingen Dinge verloren, "da ist es ewig schade drum", bemerkte auch CSU-Gemeinderat Gerhard Weber. Vielfach fehle die Wertschätzung. So sei der Platz hinter dem denkmalgeschützten Pertrichhof aufwendig saniert worden. Doch wo eine Oase der Ruhe sein könnte, "stellen wir nur unsere Autos ab", schimpfte ein Bürger. Mehr Augenmerk auf attraktive Außenanlagen, Blumen als Blickfang oder schön gestaltete Fassaden könnten mit überschaubarem Aufwand das Dorfbild verschönern. Auch private Hausbesitzer seien gefordert. An den Ufern der Glonn könnte ein Freizeitgelände entstehen, schlug ein Bürger vor. Die Wunschliste ist lang: Im Ort fehlen Aufenthaltsorte, wo sich Bürger tagsüber oder auch am Abend gerne treffen, ein "nettes Lokal" und ein Hotel mit Saal. Gute Ideen scheitern in Petershausen oft, kritisierte ein Teilnehmer. "Warum dauert hier alles so lange? Sobald einer eine Idee hat, sind andere massiv dagegen."

Konkret einbringen können sich die Petershausener in Sachen Dorfentwicklung im kommenden Sommer, wenn es im Rahmen des bereits laufenden städtebaulichen Entwicklungskonzepts eine Bürgerwerkstatt geben wird. "Nutzen Sie diese Chance der Bürgerbeteiligung", rief Elisabeth Thiel den Teilnehmern zu. Wohin sich ihr Heimatdorf entwickeln soll, hat sich die Stadtplanerin schon überlegt. Ihr Motto für Petershausen: Lebendige Einzigartigkeit.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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