Petershausen:Angst um Petershausener Modell

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Verein "Willkommen sein" sieht Gefahr für Tagesmütter-Projekt durch Zentralisierung

Der Verein "Willkommen sein", der von Petershausen aus die Kleinkindbetreuung durch Tagesmütter im nördlichen Landkreis organisiert, bangt um die Zukunft dieses von Eltern geschätzten Angebots. Aus dem Jugendamt gebe es Signale, die Tagespflege im Landkreis zu zentralisieren, so Ulrike Putz-Behrens vom Vereinsvorstand. Die Folge: Beratung, Vermittlung und Ersatzbetreuung würden nicht mehr in Petershausen erfolgen. Fällt die Tagesmutter einmal aus, müssten Eltern ihr Kind zu einer zentralen Ersatzbetreuung möglicherweise bis nach Dachau bringen, so die Sorge. Zerschlagen würde auch das spezielle Petershausener Modell, bei dem der Verein Träger von Krippe und Tagespflege ist, so dass bislang Eltern die Kleinkindbetreuung aus einer Hand erhalten. Jugendamtsleiter Ulrich Wamprechtshammer will Entscheidungen der zuständigen Gremien nicht vorgreifen, bestätigt aber, "dass es rund um die Tagespflege Planungen gibt."

Bei einem Gespräch im Landratsamt sind die Vereinsvertreter aus allen Wolken gefallen: Fast nebenbei hätten sie erfahren, dass die Zukunft des Petershausener Tagesmütter-Projekts nicht gesichert ist. "Wir wurden hingewiesen, dass die Kündigungsfrist für unseren Kooperationsvertrag mit dem Jugendamt ein Jahr beträgt", berichtet Margarete Scherbaum, FW-Gemeinderätin und selbst aktive Tagesmutter. Der Schock war groß, denn "noch vor einem Jahr gab es Signale, den Petershausener Standort sogar auszubauen." Im System der Kleinkindbetreuung im Landkreis koordiniert der 2006 von engagierten Tagesmüttern gegründete Verein "Willkommen sein" den nördlichen Landkreis. Derzeit bieten neun Tagesmütter in Petershausen, Weichs, Vierkirchen und Röhrmoos 22 Betreuungsplätze an. Die Nachfrage nach der flexiblen Tagespflege sei nach wie vor groß, so Putz-Behrens. In einem kindgerecht ausgestatteten Raum im Kinderhaus "Glonntaler Biberbau" kümmert sich eine eigens angestellte Kraft um die Kleinen, sofern deren Tagesmutter einmal ausfällt. "Dieses Sicherheitsnetz ist für Eltern wie Tagesmütter wichtig." Für Familien aus sieben südlichen Kreisgemeinden vermittelt das Landkreis-Projekt Kindersonnenwinkel Tagesmütter und unterhält in Dachau eine eigene Ersatzbetreuung. Einige Kommunen sind keinem der beiden Modelle angeschlossen.

Sollte der Landkreis die bestehende Kooperation aufkündigen, würden Zuschüsse wegfallen. Für die Ersatzbetreuung in Petershausen würde dann das Geld fehlen, denn für den Raum im Kinderhaus wird Miete bezahlt, auch die Personalkosten der Betreuerin könnten nicht mehr gestemmt werden. Die Folge: Eltern, die momentan ihre Kinder bei Krankheit der Tagesmutter im ersten Stock der Krippe abliefern, müssten dann zu einer anderen Ersatzbetreuung, möglicherweise bis Dachau fahren. "Mehr als die Hälfte der Eltern arbeiten im Norden Richtung Pfaffenhofen, Ingolstadt oder Freising", erklärt Putz-Behrens.

Auch das Petershausener Konzept, Familien eine Betreuung aus einer Hand zu bieten, wäre in Frage gestellt. Noch berät der Verein als Träger der Krippe und Koordinator der Tagesmütter Familien über beide Betreuungsformen, Eltern können ihr Kind bei einer Anlaufstelle anmelden. "Die Tagesmütter sind ein wichtiger Baustein im umfassenden Konzept der Petershausener Kinderbetreuung", betont Bürgermeister Marcel Fath (FW), der die Ersatzbetreuung im Ort halten will. "Was nützt mir ein Notdienst, der nicht in Anspruch genommen werden kann." Jugendamtsleiter Wamprechtshammer will seine Überlegungen im Jugendhilfeausschuss des Kreistags am 7. Oktober präsentieren.

© SZ vom 20.09.2014 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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