Percussion No. 1:Kongeniales Zusammenspiel

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Ein Profi am Schlagzeug: Christian Benning begeistert sein Publikum bei jedem Auftritt. (Foto: Johannes Simon)

Wie Christian Benning und das Ensemble "Percussion No. 1" das Publikum im Thoma-Haus begeistern

Von Renate Zauscher, Dachau

"Ich will Schlagzeug-Profi werden." Schon für den siebenjährigen Christian Felix Benning stand vor 13 Jahren fest, welchen Weg er gehen wollte. Bis heute hat er diesen Weg mit großer Konsequenz verfolgt: mit Hilfe guter Lehrer in Dachau und an der Hochschule für Musik und Theater in München, mit der Teilnahme an Seminaren und Workshops, über Preise bei "Jugend musiziert" und in internationalen Wettbewerben. Vor zweieinhalb Jahren gab Benning sein erstes großes, von der Kritik gefeiertes Konzert zusammen mit Studienkollegen im Dachauer Schloss, jetzt präsentierte er sich mit dem Ensemble Percussion No.1 in einer Veranstaltung der Schlagzeugschule "Drums" in Kooperation mit der Knabenkapelle Dachau erneut dem Dachauer Publikum mit einem Konzert im Thoma-Haus.

Christian F. Benning, der bereits als 13-Jähriger zum Jungstudium an der Hochschule für Musik und Theater zugelassen wurde und jetzt dort ein Studium für Schlagzeug absolviert, hat vor 14 Tagen seine Zwischenprüfung mit Bestnoten absolviert. Grundlage der Prüfung und jetzt auch des in Dachau gespielten Programms war ein Konzert im Rahmen eines internationalen Hochschulsymposiums.

Schon der Einstieg ins Programm in Dachau war fulminant: In einem für zwei Marimbas bearbeiteten Bach-Präludium bewiesen Benning und der in Salzburg studierende Sergey Mikhaylenko, dass sich Werke aus der Barockzeit wunderbar auch für die Interpretation auf Schlaginstrumenten eignen. Während Marcel Morikawa, Felix Kolb und Harald Schuhbauer, Bennets Lehrer für modernes Drumset-Spiel in Dachau, mit Drumset und Percussion für den rhythmischen Unterbau des Bach-Stücks sorgten, entwickelten Benning und Mikhaylenko aus den Linien der Bachschen Melodie ein grandioses Zwiegespräch zwischen den beiden Marimbas.

Nach der Einführung seiner "Band" dann ein erstes großes Solo von Benning: In einer Komposition des Griechen Iannis Xenakis schuf der Schlagzeuger am Setup ein sich immer rascher steigerndes, zwischen hellen Naturlauten und tiefem Donnergrollen der großen Trommel changierendes Klanggebilde, das zuletzt in den begeisterten Applaus des Publikums mündete. Wie viel musikalische Leidenschaft in Bennings Können steckt, wird aber mehr noch als in temporeichen, kraftvollen Stücken dort hörbar, wo er leise Töne anschlägt. Zarte, fast schwebende Klänge sind es, die er in der von ihm selbst bearbeiteten Komposition "Asturias" von Isaac Albéniz dem Marimbaphon entlockt. In konzentrierter Aufmerksamkeit, gelöst lächelnd, horcht er den Klängen nach, lässt sie auf die ebenso konzentriert lauschenden Zuhörer wirken.

Hören und sehen: Für Benning sind Musik und ihre Visualisierung zwei eng verwandte Seiten der Wahrnehmung. Und so lässt er in einem Solo an der Snare Drum im Stück "Le Train" von Dante Agostini die namensgebende Dampflok nicht nur klanglich Fahrt aufnehmen, durch die Landschaft rasen und zuletzt wieder im Bahnhof zum Stillstand kommen; auf einer großen Leinwand bekommt man dazu auch den Film geliefert. Ähnlich verfährt Benning, wenn er die Komposition "Land" von Takatsugu Muramatsu mit Bildern stiller Gebirgs- und Meereslandschaften unterlegt. Wie kreativ Schlagzeuger bei der Suche nach geeigneten Instrumenten vorgehen, zeigt eine - in Noten festgehaltene - Komposition von Thierry de Mey: "Musique de Table" hat sie der Komponist genannt und genau das ist sie: ein Ballett für Hände auf einer simplen Tischplatte. Christian Benning, Marcel Morikawa und Sergey Mikhaylenko beginnen mit einem sanften, synchronen Wischen ihrer Hände über das Holz, das sich über Klopfen von Fingerkuppen, dem Klatschen von Handflächen langsam zu einem komplexen, melodiösen Klangbild steigert.

Wie stark die Band immer wieder in das Programm eingebunden ist, wurde deutlich in Stücken wie dem afrikanisch anmutenden Stück "Ghanaia" von Mathias Schmitt oder zum Ende des Konzerts in "Spain" von Chick Corea. Jenseits von Bennings Soli hat auch sein Ensemble immer wieder breiten Spielraum, sich einzubringen. Dabei kommunizieren die einzelnen Instrumente im differenzierten Zusammenspiel. Artistische Schlagzeugspektakel haben Benning und sein Ensemble ganz offensichtlich nicht nötig. Das verstand auch das Publikum. Ihm war klar, dass es einen der künftig wohl ganz Großen der Schlagzeug-Szene mit kongenialen Mitspielern vor sich hatte: Es reagierte immer wieder mit Applaus und wurde mit Zugaben belohnt.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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