Parkplätze in Bahnhofsnähe:Anwohner bevorzugt

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Bei der Petershausener Bürgerversammlung kündigt Rathauschef Fath an, ein Parkraum-Management prüfen zu lassen

Vielleicht war es ja der Versammlungsort, der die Bürger sanftmütig stimmte. Jedenfalls kamen hitzige Debatten nicht auf bei der ersten Bürgerversammlung in diesem Jahr, die am Dienstag wegen des laufenden Schulumbaus im katholischen Pfarrsaal stattfand. Dort referierte Bürgermeister Marcel Fath (FW) vor 60 Zuhörern über die finanzielle Situation der Gemeinde und informierte über anstehende Großprojekte. Die Petershausener fragten nach Details zu Bauprojekten wie Kindergarten, Schule und Feuerwehr, wollten wissen, wann in der Ortsmitte und mit der Ortskernsanierung endlich etwas vorangeht, beklagten Löcher im digitalen Netz. Und erfuhren zu guter Letzt, als sich die ersten schon auf den Heimweg gemacht hatten, dass es im Rathaus offenbar einen Sinneswandel gibt in Sachen Anwohner-Parkzonen.

Auf die Nachfrage einer Bewohnerin der Vogelsiedlung kündigte der Bürgermeister an, die Einführung eines Parkraum-Managements zu prüfen. Genau das hatte Fath noch im vorigen Jahr abgelehnt als "zu teuer und kompliziert für eine kleine Gemeinde". Jetzt machte er den Bürgern Hoffnung. Gutachten seien nötig, "aber vielleicht könnte es gehen."

Schon seit Jahren beklagen Bürger der bahnhofsnahen Siedlung an der Mitterfeldstraße, dass bereits frühmorgens Pendler vor ihrer Haustür die Parkplätze blockieren. Über die Ursachen gibt es unterschiedliche Vermutungen: Der Bürgermeister denkt, die Siedlungs-Parker wollen sich die Parkgebühr auf dem öffentlichen Stellplatz am S-Bahnhof sparen. Dort kostet das Parken täglich einen Euro, für Dauernutzer gibt es Jahreskarten für 140 Euro. Die Bürger vermuten eher Bequemlichkeit, denn der Fußweg zum Bahnsteig sei von ihrer Siedlung kürzer als vom äußersten Ende des Park-und-Ride-Parkplatzes. Doch egal ob Sparsamkeit oder Bequemlichkeit. Der Ausbau des Park-und-Ride-Parkplatzes, wo ab dem Frühjahr zu den vorhandenen 1000 Parkplätzen noch einmal 257 dazukommen, wird am Parkdruck in den Wohnstraßen nichts ändern. Wobei das Problem noch verschärft wird durch die Tatsache, dass in der vor Jahrzehnten gebauten Siedlung wie damals üblich recht wenige private Stellplätze gebaut wurden. Um Abhilfe zu schaffen, hat die Gemeinde das Parken bereits in einigen Bereichen

auf zwei Stunden beschränkt. Nur im vorderen Bereich Richtung Jetzendorfer Straße stehen Fahrzeuge ohne Beschränkung.

Dennoch finden Handwerker, Lieferanten, Pflegedienste oder Gäste im Wohngebiet keinen Parkplatz. Die Bürger wünschen sich deshalb eine Anwohnerzone wie in München üblich und auch die Stadt Dachau im Umfeld des S-Bahnhofs im vorigen Dezember eingeführt hat. Ein Konzept, das Bürgermeister Marcel Fath (FW) bisher abgelehnt hat. Was in Großstädten funktioniere, sei in Petershausen nicht machbar. Nun aber tut sich offenbar doch eine Möglichkeit auf. Voraussetzung sei ein Gutachten zur Parksituation, erklärte der Rathauschef, der aber auch klar machte: Gratis werde ein Parkraum-Management nicht zu haben sein. Vielmehr rechnet er mit Kosten von 60 000 bis 100 000 Euro im Jahr.

Nicht nur fehlende Parkplätze interessieren die Bürger. Wann endlich in der Ortsmitte gebaut wird, fragte ein Petershausener. Dort liegt seit Jahren ein zentrales Grundstück brach, ein Bebauungsplan ist bekanntlich gescheitert, längst sollte das Landratsamt die vom Investor dann vorgelegten Baupläne genehmigt haben. Doch nichts passiert auf dem Areal, das im Dorf inzwischen als "Biotop" bekannt ist. Nun blockiere die von einer Nachbarin eingereichte Normenkontrollklage das Vorhaben, informierte der Rathauschef. Ausgang ungewiss.

Erfreulicher die Entwicklung bei der Ortskernsanierung. Dort ging lange nichts voran mit der geplanten Erneuerung von Bahnhofs- und Marbacherstraße. Gehweg und Fahrbahn sind vielfach im Eigentum von Anwohnern, die eine hohe Kostenbeteiligung fürchteten. Die Straßenausbau-Beitragssatzung sei allerdings inzwischen abgeschafft. "Das versetzt uns in eine wunderbare Lage", freut sich Fath. Nun werde das Projekt vorankommen. Voran kommt auch die Schulerweiterung. Die Baukosten von 6,5 Millionen Euro würden zwar "um einen sechsstelligen Betrag" überschritten, doch der Zeitplan gelte. Im Frühjahr 2020 könnten Schüler ins neue Haus umziehen, so Fath.

Nachbessern muss die Gemeinde bei den Breitbandanschlüssen. Zwar wurde gerade ein Ausbauprojekt abgeschlossen, überall sollte eine Grundversorgung mit mindestens 30 Megabit vorhanden sein. "Aber das funktioniert nicht überall", monierte ein Bürger. Kein Einzelfall. Bei der Markterkundung seien Fehler passiert, sagte Fath und versprach "ein Nachprojekt zum Lückenschluss".

© SZ vom 08.11.2018 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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