Outer Circle Festival muss abgebrochen werden:Weggeschwemmte Träume

Lesezeit: 2 min

Das Outer Circle Festival auf dem MD-Gelände startet ambitioniert, doch Platzregen zwingt die Veranstalter zu einer Planänderung

Von Jana Rick, Dachau

Am Freitagnachmittag waren die Veranstalter des Outer Circle Festivals noch optimistisch. Da zogen zwar schon dunkle Wolken über dem ehemaligen MD-Gelände auf, aber das Wetter hielt. Es blieb trocken. Die ersten, vereinzelten Besucher kamen auf den ehemaligen Holzlagerplatz der Papierfabrik, entweder angelockt durch die vielen Farbkleckse am Boden um das ganze Gelände herum oder neugierig geworden durch die dröhnende Musik. Genau darum sollte es bei dem diesjährigen Festival des Outer Circle e.V drei Tage lang gehen: um Graffiti-Kunst und Musik mitten in der Stadt.

Dafür hatten die Veranstalter des jungen Vereins ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, von einem Bodenmalkreis für Kinder bis hin zu einem African-Drumming-Workshop, einem Keramik-Schmuck-Workshop und einem Skulpturen-Workshop. Umrahmt werden sollte das Kunstprogramm von mehreren Auftritten von Bands und DJs, eine kam sogar aus Italien angereist. Im vergangenen Jahr hatten vier junge Dachauerinnen vom Verein "Wir sind Paul" auf dem Gelände erstmals ein Kulturfestival aufgezogen, das "White Paper Festival". Etwa 2300 Besucher kamen, es war eine tolle Atmosphäre und ein großartiger Erfolg, an dem nun auch die jungen Kreativen von Outer Circle hätten anschließen können. Doch das Wetter wollte bei all den bunten Angeboten für Groß und Klein einfach nicht mitspielen. Die Gewitterwolken gewannen die Oberhand und innerhalb kürzester Zeit schüttete es wie aus Kübeln. Adrian Till, erster Vorstand des Vereins, beschreibt den Regeneinbruch als einen "Überfall". Fluchtartig wurden die Essensstände für Waffeln und Wurstsemmeln in die geschützte Halle verlegt, doch mehr war nicht zu machen. Dort blieb wenigstens die Gruppenausstellung der Outer-Circle-Künstler trocken: An den grauen Wänden der Fabrikhalle hatten sie zum Thema "schwarze Linie" verschiedene Graffiti, Zeichnungen und Skizzen aufgehängt. Meterhohe, bunte Graffiti-Banner hingen zwischen einem Kran von der Decke herab. Kunst inmitten einer rauen Industrieatmosphäre - es passte gut zusammen. Auf großen technischen Zeichnungen hinterließen die Sprayer ihre Graffitibuchstaben. Schaute man genauer hin, erkannte man, dass es Originalzeichnungen einer alten Papiermaschine aus Dachau sind. Sie erhielten im Rahmen des Festivals einen neuen Zweck und wurden in Kunst verwandelt.

Graffiti-Kunst auf großen Tüchern. (Foto: Niels P. Jørgensen)

"Hängt's eure Sachen dazu", wurde an eine andere Wand gesprayt, daneben ein Stapel weißer Papiere und ein Klebeband. Jeder Besucher konnte sich bei diesem Festival selbst einbringen, selbst einmal Künstler sein. "Wir möchten nicht die typische Festivalatmosphäre erzeugen", sagte Johannes Wirthmüller, zweiter Vorstand, am Freitag. Doch leider fiel das Festival wortwörtlich ins Wasser. Das Gewitter hinterließ seine Spuren auf dem Festivalgelände, große Pfützen wohin das Auge reichte. Also blieb den Künstlern nichts anderes übrig als dem Wasser auszuweichen.

"Wir sind auf unseren Plan B ausgewichen", sagte Adrian Till. Sie verlegten die Auftritte der Musiker in den "Freiraum" in Dachau, damit wenigstens dort die Party weitergehen konnte. "Das war unser Plan B für den absoluten Notfall. Und der ist leider eingetreten", so Till. Das Programm am Sonntag wurde abgekürzt, um so wenigstens an den entstandenen Kosten zu sparen. Nachdem sich die Eintrittsgelder in Grenzen hielten, kann sich der Verein nur über einen kleinen Erlös freuen. Auch hier bleibt Till optimistisch: "Wir müssen jetzt erst mal alles durchrechnen. Aber zum Glück haben wir als Verein noch eine gewisse Rücklage in unserem Budget." Trotzdem ist er, wie wohl die meisten Mitglieder des Outer Circle, traurig über das abgesagt Festival. "Wir haben so viel Arbeit reingesteckt, es ist fast unvorstellbar, wie viel Mühe wir uns gemacht haben", sagt Till. Aber sie haben das Beste daraus gemacht, und gegen gewisse Faktoren kann man halt einfach nichts machen. "Das muss man so hinnehmen."

Subversiver Charme: bepflanzte Kloschüssel mit Schlauchgewirr und umgestürztem Einkaufswagen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Aber zumindest eine gute Nachricht gibt es: Die 600 Quadratmeter Fläche an der Mauer entlang der Freisingerstraße wird trotz aller Planänderungen fertig bemalt. Die Künstler versprechen, innerhalb der nächsten Wochen die MD-Fassade wieder durch neue Graffiti erstrahlen zu lassen. Und die Farbe ist auf jeden Fall wasserfest.

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: