Osterfeier:Bewegender als im Konzertsaal

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Mariazeller Messe in Sankt Peter beeindruckt mit Spiritualität

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Die bescheidene Kirche Sankt Peter im Dachauer Stadtteil Augustenfeld kann es rein äußerlich so gar nicht mit der prachtvollen Wallfahrtsbasilika Mariazell in der Steiermark aufnehmen. Dort wurde 1782 erstmals Joseph Haydns (1732-1809) Missa Cellensis in C-Dur aufgeführt. Anton Liebe, Edler von Kreutzner, hatte sie beim damaligen Kapellmeister der Fürsten Esterházy in Auftrag gegeben - als Dank für die von ihm selbst betriebene Erhebung in den Adelsstand. Heute ist das Werk auch als Mariazeller oder als Cäcilienmesse bekannt.

Am Ostersonntag war die Haydn-Komposition der musikalische Mittelpunkt des Festgottesdienstes in Sankt Peter. Kirchenmusikerin Gabriele Schneider, der Kirchenchor, die Solisten Helena Schneider (Sopran), Elke Rutz (Alt), Bernhard Schneider (Tenor) und Bernhard Spingler (Bass) teilten sich die nicht gerade üppige Orgelempore mit einem feinen rund 15-köpfigen Kammerorchester. Clara Scholtes hatte den Part der ersten Geigerin übernommen, Rita Thiem spielte strahlend schön die Trompete. Thomas Kudernatsch zeigte einmal mehr an der Orgel sein großes Talent. An den Pauken saß auch heuer wieder der inzwischen weit über die Region hinaus bekannte Percussionist Christian Benning. Warum? "Ich mache das seit drei Jahren. Damals hatte mich Gabriele Schneider gefragt. Inzwischen wäre Ostern für mich nicht Ostern, wenn ich hier nicht mitspielen würde", sagte Benning der SZ Dachau. Das ist gut nachvollziehbar. Denn wenn Aufführungsort und Umfeld stimmen, kann geistliche Musik eine ganz andere spirituelle Wirkung entfalten als selbst im besten Konzertsaal. Dabei ist die Missa Cellensis kein leichtes Werk. Komplizierte, mehrstimmige Stimmfolgen verlangen dem Chor viel Präzision und Rhythmik ab.

Dunkel und fast ein bisschen geheimnisvoll erklingen die ersten Töne des Kyrie. Ein wenig, als hätten sich weder Komponist noch Gläubige so recht getraut, Gott um Erbarmen anzuflehen. Doch der Mut wächst, und aus der fast untertänigen Bitte machen Chor und Orchester eine leidenschaftliche Forderung. Im Gloria schlägt die große Stunde von Pauken und Trompeten. Kein Problem für Sopranistin Helena Schneider, deren Stimme sich mit schlanker Schönheit über die machtvollen Instrumente erhebt. Gut möglich, dass die liturgische Feier des höchsten christlichen Festes in einem schlichten Raum und nicht im allseits beliebten Barock- und Rokoko-Gepränge die Gedanken aller Mitwirkenden noch ein wenig mehr inspiriert. Bernhard Schneider singt im Credo "Et incarnatus est - und er ist Fleisch geworden" mit großer Innigkeit, der Chor lässt die Dramatik des Karfreitagsgeschehens beim "Crucifixus est etiam pro nobis - gekreuzigt wurde er sogar für uns" noch einmal lebendig werden. Ganz wunderbar ist das Benedictus gesungen, das die vier Solisten vereint. Und ist ebenso wie das getragene Agnus Dei in dieser Aufführung von dem erfüllt, was man in Konzertsälen so oft vergeblich sucht, von großer Innerlichkeit und echter Freude. Die fand ihre Steigerung noch im "Hallelujah" aus Georg Friedrich Händels Messias, dem krönenden Abschluss dieser Osterfeier.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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