Ortsgeschichte:Multifunktional

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Getreideschranne, Turnverein, Geldinstitut: In den vergangenen 150 Jahren waren im Indersdorfer Rathaus nicht nur die Mitarbeiter der Verwaltung untergebracht, sondern auch viele andere Institutionen

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Ja, früher waren der Gemeindechef, seine Mitarbeiter und die ehrenwerten Räte noch richtig bescheiden: Sie begnügten sich mit dem Obergeschoss im Rathaus, um ihre Arbeit zu erledigen. Im Erdgeschoss war nämlich eine Getreideschranne untergebracht, vor dem Rathaus stand eine Waage für Getreidewagen. So sah das Indersdorfer Rathaus aus, das Bürgermeister Mathias Hudler 1868 erbauen ließ. 150 Jahre ist somit das Gebäude alt, das 1999 saniert und mit einem Neubau erweitert wurde. Heute ist die Verwaltung auf Alt- und Neubau verteilt, der Gemeinderat fällt seine Entscheidungen in einem modernen Sitzungssaal und der Bürgermeister hat ein repräsentatives Büro. Einwohnerzahl und Verwaltungsaufgaben sind sprunghaft gewachsen. Die Zeiten haben sich geändert - auch für das Rathaus in Indersdorf.

Das im Jahr 1868 von Bürgermeister Mathias Hudler erbaute Rathaus von Indersdorf hatte ursprünglich Fenster mit Rundbögen, wie diese Postkartenansicht zeigt. (Foto: oh)

Wie es sich im Wandel der Zeiten verändert hat, war jetzt in einer kleinen Ausstellung im Rathausfoyer zu sehen. Schautafeln illustrierten die Geschichte des Hauses. "Viele Besucher erinnerten sich nicht nur an das alte Rathaus, sondern auch an Gebäude, die früher am Marktplatz standen", freut sich Geschäftsleiter Klaus Mayershofer über das Interesse an der Schau. Alteingesessene Indersdorfer wissen noch, dass die befahrbare Getreidewaage bis etwa 1950 vor dem Rathaus stand. Die Wiegemeisterin hatte im Rathaus ein eigenes Zimmer. Das Gebäude wurde aber nicht nur landwirtschaftlich genutzt, sondern bot in den vergangenen 150 Jahren vielen Institutionen Platz. 1907 zogen der Turnverein und die Schule ein, Ende des Ersten Weltkriegs residierte die Sparkasse im Obergeschoss.

Das Rathaus war damals nur im Erdgeschoss zu finden. 1950 erhielt das Rathausgebäude ein neues Gesicht. Nach der Umgestaltung befanden sich Sparkasse und die Arrestzelle im Erdgeschoss, die Verwaltung thronte im Obergeschoss. Das Geldinstitut zog 1960 aus; heute ist es in einem eigenen Gebäude an der Dachauer Straße untergebracht. Stattdessen zogen Ärzte ins Rathaus ein. Erst seit 1971 ist das alte Gebäude ausschließlich Sitz der Rathausverwaltung. 1999 wurde es saniert. Zuvor wurde der Neubau errichtet, der durch einem Gang mit dem Altbau verbunden ist. Während der Sanierung hatte die Verwaltung nur im Neubau Platz.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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