Ortsentwicklung Petershausen:Mitinvestieren und mitreden

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Petershausen will das Bauen nicht mehr allein den Bauträgern überlassen und mischt jetzt immer mit - als Co-Investor. Und die Gemeinde hat noch weiter reichende Pläne.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Schon vor dem förmlichen Beschluss zeigt der neue "Leitfaden zur Baulandentwicklung" in Petershausen Wirkung: Mehrere Gruppen von Grundeigentümern sind bereits im Rathaus vorstellig geworden, alle mit dem Wunsch, "jetzt mit der Gemeinde Bauland zu entwickeln". Das berichtete Bürgermeister Marcel Fath (FW) dem Gemeinderat. "Unser Konzept findet Akzeptanz." Die Kommunalpolitiker freut es. Denn der Bauland-Leitfaden, den das Gremium in seiner Sitzung am Donnerstag einstimmig verabschiedet hat, zielt auf eine Aktivierung der Ortsentwicklung, auf Wachstum und Zuzug. "Damit haben wir ein ganz wichtige Zeichen gesetzt", sagte der Bürgermeister. Und kündigte bereits den nächsten Schritt an: Ein städtebauliches Entwicklungskonzept soll noch in diesem Jahr erstellt werden, um konkrete Ziele für die nun angestoßene Gemeindeentwicklung festzulegen.

Transparenz und Gleichbehandlung für alle Grundeigentümer, aktive Einbindung der Gemeinde in künftige Wohnbau-Projekte und finanzielle Beteiligung der Investoren an Infrastrukturkosten - das sind die Ziele des neuen Bauland-Leitfadens. Künftig gilt: Baurecht wird nur mehr geschaffen, wo sich Eigentümer zum Baulandmodell verpflichten. Dann kauft sich die Gemeinde zu einem Drittel in potenzielle Planungsgebiete ein und wird so auf dem örtlichen Immobilienmarkt zum Mitspieler. Diese Maxime werde bereits für das wichtige Baugebiet Rosenstraße greifen, kündigte der Bürgermeister an. Für das zentral in Bahnhofsnähe gelegene Areal, das seit Jahren als künftiges Wohngebiet im Gespräch ist, gibt es zwar schon erste Planungen. "Aber jetzt geht alles zurück auf Null", sagte Fath.

Dadurch dass die Kommune künftig stets zum Mit-Eigentümer und Mit-Investor wird, sollen auch städtebauliche Ziele vorangebracht werden. Sichergestellt wird so, dass im Ort nicht nur lukrative Eigentumswohnungen entstehen, sondern auch Wohnraum für Senioren, Sozialwohnungen für einkommensschwächere Bürger oder Baugrund für junge Familien im Einheimischen-Modell bereitgestellt wird.

Gerungen hat der Gemeinderat intensiv um eben diese Kern-Bedingung des Leitfadens, nach der sich die Kommune immer einkauft, sobald Baurecht neu geschaffen wird. Einzig für wirklich kleine Areale mit weniger als 2000 Quadratmetern oder weniger als 1200 Quadratmeter Geschossfläche findet die Beteiligung nicht statt. Und natürlich dort nicht, wo bereits Baurecht besteht. Aber weitere Ausnahmen soll es definitiv nicht geben. Jede zusätzliche Alternative schwäche die Verhandlungsposition der Kommune, eröffne Spielraum für intransparente Einzelfallentscheidungen, erklärte Bürgermeister Fath. CSU-Fraktionssprecher Josef Gerer sagte, er sei dennoch "nicht glücklich", wohingegen Josef Mittel (FW) gerade die Chance des Baulandmodells darin sieht, "dass es so klar und transparent als möglich ist."

Weniger strittig ist die Verpflichtung, dass sich Investoren künftig an den Kosten beteiligen, die ihr Projekt für die Erweiterung der örtlichen Infrastruktur auslöst. Nur Beträge, die tatsächlich durch neue Wohngebiete entstehen, würden verrechnet, beruhigte der Bürgermeister.

Der neue Bauleitfaden ist nur ein erster Schritt. Damit die Gemeinde als künftiger Mit-Investor sinnvolle Projekte anstoßen kann, braucht es Daten und städtebauliche Ziele. Es muss klar sein, wie die Gemeinde aktuell strukturiert ist, wo potenzielle Baugebiete liegen, für welche Bevölkerungsgruppe oder Zwecke Bauland an welcher Stelle im Gemeindegebiet entwickelt werden soll. Diese Basis soll ein städtebauliches Entwicklungskonzept schaffen, für dessen Erstellung sogar staatliche Fördermittel abrufbar sind und das nun sofort auf den Weg gebracht wird. Auftakt bildet eine Klausurtagung des Gemeinderats noch vor der Sommerpause, danach sollen die Bürger mitreden. Bis Jahresende wird das Konzept stehen, so der Terminplan des Gemeinderats.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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