Ortsentwicklung:Hebertshausen packt an

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Mit Beteiligung engagierter Bürger hat die Gemeinde ein sogenanntes integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet. Nun beantragt sie die Aufnahme ins Städtebau-Förderprogramm, um sich Zuschüsse für die Ortsentwicklung zu sichern

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Für die Entwicklung von Hebertshausen hat sich Bürgermeister Richard Reischl (CSU) mit dem Gemeinderat einiges vorgenommen. In der Ortsmitte, wo die Kommune große Flächen erwerben konnte, sollen in den kommenden Jahren die Nahversorgung gestärkt, bezahlbarer Wohnraum geschaffen und soziale Einrichtungen nach dem Bedarf der Bürger entwickelt werden. Um diesem ehrgeizigen Programm eine Struktur zu geben, wurde mit engagierter Beteiligung der Bürger ein sogenanntes integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet, das nun vorliegt. Für den Gemeinderat Anlass, Nägel mit Köpfen zu machen: Auf Basis des ISEK beantragt Hebertshausen die Aufnahme ins Städtebau-Förderprogramm, um sich Zuschüsse für die Ortsentwicklung zu sichern. Sofort wird auch ein städtebaulicher Ideenwettbewerb für die innerörtlichen Flächenpotenziale vorbereitet. Gleichzeitig startet bereits als erstes konkretes Vorhaben die Entwicklung der Alten Holzschleiferei, eine zentral gelegene Fläche, die der Gemeinde gehört. Eine Machbarkeitsstudie, die vor allem auch die Altlasten dort untersuchen soll, hat der Gemeinderat für dieses eineinhalb Hektar große Areal in Auftrag gegeben.

Mit Klausurtagungen, Treffen der Steuerungsgruppe und Bürgerbeteiligungen haben Gemeinderäte wie auch die Hebertshausener viel Engagement in die Entwicklung des ISEK gesteckt. Eine Arbeit, die sich gelohnt hat, wie Bürgermeister Richard Reischl (CSU) findet. Denn als Ergebnis liegt nun ein strukturierter Leitfaden vor, der nicht nur vage Ziele benennt, sondern ein im Konsens erarbeitetes Programm aufzeigt mit konkreten Maßnahmen und auch Zeithorizonten. Wichtige Ziele sind die brachliegenden Flächen der Alten Holzschleiferei und der ehemaligen Kartonagenfabrik zu entwickeln. Aber auch neuer Wohnraum soll durch Nachverdichtung im Dorf entstehen. Der wird dringend gebraucht. Denn selbst wenn es der Gemeinde gelingt, trotz des großen Siedlungsdrucks in der Region in den kommenden Jahren das Bevölkerungswachstum auf die anvisierten ein Prozent im Jahr zu begrenzen, werden bis 2034 etwa 600 neue Wohnungen gebraucht, so das Ergebnis der Studie. Angesichts der weitreichenden Herausforderungen, "ist das ISEK jetzt ein gutes Hilfswerkzeug für die Entwicklung der nächsten 20 Jahre", sagt Reischl. Nicht unwichtig ist auch, dass auf Basis des ISEK für alle Maßnahmen im sogenannten Sanierungsgebiet hohe staatliche Zuschüsse fließen. Das Verfahren zur Festsetzung eines konkreten Areals als Sanierungsgebiet hat der Gemeinderat daher ebenso auf den Weg gebracht. Profitieren können - sobald ein Sanierungsgebiet rechtskräftig festgesetzt ist - dann mit steuerlichen Sonderabschreibungen auch Bürger, die dort in bestimmte, der Ortsentwicklung dienliche Maßnahmen investieren. Wo im Ort das künftige Sanierungsgebiet liegen soll, erfahren die Hebertshausener über eine öffentliche Auslegung der Pläne im Rathaus von Mitte Oktober an, auch das gemeindliche Mitteilungsblatt Steinbock wird in der November-Ausgabe informieren.

Weil ein Entwicklungskonzept nur dann effektiv ist, wenn es auch umgesetzt wird, leitete der Gemeinderat sofort erste Schritte ein. Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb wird vorbereitet, um starten zu können, sobald die Aufnahme in die Städtebauförderung fix ist. Mit dieser Ausschreibung möchte man Vorschläge erhalten, wie sich im Ortskern Wohngebiete entwickeln, Gewerbe ansiedeln und der Mühlbach als Erholungsbereich aktivieren lassen. Als erstes Projekt, mit dem sich die Studie auch in einem Realisierungsteil befassen wird, geht es um die Alte Holzschleiferei. Das ist eine zentrale Fläche, die den Bürgern mit ihrem maroden Gebäudebestand seit Jahren ein Dorn im Auge ist und enorme Optionen bietet. Das Areal, inklusive "Potenzialfläche" im Umfeld umfasst es drei Hektar. Die Vorstellungen von Bürgermeister Reischl sind recht konkret: Um die 100 bis 140 Wohnungen könnten entstehen in Mehrfamilienhäusern mit bis zu vier Etagen. Realisieren wird das Vorhaben das Kommunalunternehmen Wohnen, eine gemeindliche Wohnungsbaugesellschaft, die gerade in Gründung ist. Vermutlich wird noch als Partner ein weiteres kommunales oder öffentliches Unternehmen dazukommen. Das geplante Angebot wird sich mit preiswerten Unterkünften für Gemeindemitarbeiter, Sozialwohnungen, Eigentumseinheiten im Einheimischenmodell und klassischen Mietwohnungen des freien Marktes an unterschiedliche Zielgruppen richten. Um die Nahversorgung zu stärken - derzeit gibt es gerade noch einen Bäcker -, sollen im Erdgeschoss der Gebäude Ladenflächen geplant werden.

Ganz wichtig ist dem Gemeinderat ein Betreutes Wohnen für Senioren. Wer älter wird, vielleicht mit einem großen Familienheim überfordert ist oder einfach Gesellschaft und ein wenig Unterstützung möchte, soll in seiner angestammten Umgebung eine Alternative finden. Allein auf Experten will man sich bei der Konzeption nicht verlassen. Den Gemeinderäten kündigte Reischl deshalb für diesen Herbst noch Informationsfahrten an, um sich verschiedene Modelle von Betreutem Wohnen anzusehen. "Damit wir eine Vorstellung bekommen, was genau wir für Hebertshausen wollen."

Das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept, das mit engagierter Mitwirkung der Bürger erarbeitet wurde, können Interessierte in einer Ausstellung im Rathausfoyer einsehen. Die Präsentation wird am Montag, 14. Oktober, von 18.30 Uhr an offiziell eröffnet und ist bis 8. November zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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