Orte wollen noch intensiver zusammenarbeiten:Alte Künstlerkolonien, neu vernetzt

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Die Vertreter der europäischen Künstlerkolonien wollen künftig noch intensiver zusammenarbeiten. (Foto: Egon Fink/oh)

Die vier euroArt-Mitglieder Dachau, Prien, Klausen und Murnau präsentieren sich gemeinsam in einem Faltblatt

Seit 1994 fördert "euroArt" unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission die Vernetzung europäischer Künstlerkolonien. Ziel ist es, sich gegenseitig zu verstärken und das gemeinsame kulturelle Erbe zu bewahren. Bei der diesjährigen Tagung in Klausen haben die vier Mitglieder Dachau, Prien, Klausen und Murnau beschlossen - auf Grund ihrer geografischen Lage - ihre grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter auszubauen. Als erstes Projekt wurde ein gemeinsames Faltblatt gestaltet. Auf einer Gesamtstrecke von 602 Kilometern werden die großen Potenziale der vier Gemeinden einem breiteren Publikum vorgestellt.

Zahlreiche europäische Künstler folgten im 19. Jahrhundert dem Ruf der Natur und verließen ihre städtischen Ateliers, um in ländlichen Gegenden einer freieren und unkonventionelleren Lebensweise nachzugehen. Orte wie Dachau, Prien am Chiemsee, Klausen und Murnau am Staffelsee wurden zum Mittelpunkt des künstlerischen Geschehens.

Kunstschaffende nutzten diese einzigartige Landschaft, die geprägt ist von majestätischen Bergen, tiefblauen Seen, ursprünglichen Moorlandschaften und kleinen Dörfern, als Inspirationsquelle, um weltberühmte Werke entstehen zu lassen. Die Vereinigung "euroArt" trägt zur Pflege, Erhaltung und Verbreitung des europäischen Kulturerbes bei.

Begünstigt durch seine Lage vor den Toren Münchens wurden Dachau und die umgebende Mooslandschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum beliebten Treffpunkt der Landschaftsmaler. Auf 200 Jahre Künstlerlandschaft Chiemsee kann die Marktgemeinde Prien zurückblicken. Die 1828 gegründete "Künstlerkolonie Frauenchiemsee" gehört neben Barbizon zu den ältesten Künstlerkolonien Europas.

Ausgangspunkt für den Aufstieg Klausens zum "Künstlerstädtchen" war ein Ereignis von literaturgeschichtlicher Bedeutung. 1867 wurden in der Nähe die Vogelweider-Höfe als vermutliche Geburtsstätte des Minnesängers Walther von der Vogelweide ausgemacht. Die "Walther-Begeisterung" machte Klausen beim deutschen Bildungsbürgertum bekannt und brachte alsbald auch unzählige Künstlerinnen und Künstler nach Klausen, das nun vom "Waltherstädtchen" zum "Künstlerstädtchen" avancierte.

1908 kamen Gabriele Münter und Wassily Kandinsky nach Murnau an den Staffelsee. Schon bald entstand hier ein wichtiger Treffpunkt der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts, bei dem Pläne für den Almanach "Der Blaue Reiter" erörtert wurden. In Anlehnung an Franz Marc wird diese malerische Gegend noch immer "Das Blaue Land" genannt. Dachau, Prien, Klausen und Murnau erinnern mit ihren wertvollen und weltberühmten Sammlungen in Museen und Galerien an die glanzvolle Zeit der Künstlerkolonien. Die vielfach auf Papier und Leinwand gebannten Motive von einer mit Farben, Formen und Licht durchzogenen Landschaft lassen bis zum heutigen Tag die Faszination der Künstlerinnen und Künstler an diesen Landstrichen erahnen.

© SZ vom 04.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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