Oldtimer-Liebe:Ein Mann und sein Motorrad

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Sie fährt und fährt und fährt: Wolfgang Wiesmeier pflegt seine BMW R2 so gut, dass das 1931 hergestellte Motorrad vor Kurzem die TÜV-Prüfung mal wieder erfolgreich bestand. (Foto: Toni Heigl)

Wolfgang Wiesmeier hat sich vor 40 Jahren eine BMW R2 gekauft, die 1931 hergestellt wurde. Von diesem Modell gibt es weltweit nur noch wenige Maschinen

Von Marie Groppenbächer, Dachau

Männer und ihr Spielzeug - mit fünf Jahren investieren Jungs sämtliche Ersparnisse in Paninisticker und Matchboxautos. Doch mit den Jahren werden die Wünsche größer, ebenso wie die Ausgaben. Da muss es dann schon eine ganze Modelleisenbahn, ein Dolbysurroundsystem, ein schickes Auto oder eben ein Oldtimermotorrad sein. Wie im Fall von Wolfgang Wiesmeier, der sich mit 25 Jahren einen Herzenswunsch erfüllte und eine alte BMW R2 kaufte.

Ein Vermögen musste er für das Zweirad nicht ausgeben: "Gerade mal 800 Mark habe ich 1978 gezahlt. Dafür war sie in einem miserablen Zustand - eine Schrottkiste", sagt der 65-Jährige. Er musste jede Menge Zeit investieren. Um die 5000 Arbeitsstunden habe es gedauert, bis die Maschine im alten Glanz der Dreißigerjahre erstrahlte. Doch die mühevolle Herrichtung und Pflege hat sich gelohnt. Heuer hat es das im Jahre 1931 hergestellte Motorrad wieder durch den TÜV geschafft. "Das Fahrzeug ist außergewöhnlich gut gepflegt", steht im TÜV-Bericht, "es bestehen keine Bedenken gegen die Vorschriftsmäßigkeit ihres Fahrzeuges".

In BMW Motorradjacke schwingt sich Wiesmeier an einem Nachmittag in den Sattel, prüft den Sitz des original Fünfziger Jahre Römerhelmes im Rückspiegel und grinst in die Kamera. Er kann munter weiter brettern. Oder das Schmuckstück für rund 30 000 Euro auf Ebay verkaufen? Undenkbar für den leidenschaftlichen Motorradfahrer. Außerdem ist das Mobil zur Rarität geworden. Gerade mal um die sechs R2-Maschinen seien noch in Deutschland unterwegs, sagt er. In der ganzen Welt vielleicht zehn bis zwölf. Jetzt, wo er endlich Rentner sei, habe er Zeit sich seinem Hobby zu widmen. Wolfgang Wiesmeier war zwei Jahre Fluglotse in Riem. Die Zeit ist ihm lebhaft in Erinnerung. Aus dem FF sagt er in rasender Geschwindigkeit das internationale Alphabet auf. 1989 schloss er seine Ausbildung zum Industriemeister als Jahrgangsbester ab und arbeitete vier Jahre für BMW Motorsport. Aus dieser Zeit rührt die Begeisterung für Motorräder. Die letzten 32 Jahre war er als Pförtner in der Caritas Werkstatt Dachau tätig.

Viel Zeit frisst die Pflege der R2 nicht mehr. Alle 3000 Kilometer wechsle er noch das Öl und alle 1000 Kilometer stelle er die Ventile ein, sagt Wiesmeier. Zwischen März und Oktober braust er durch die Gegend, doch mehr als 100 Kilometer im Jahr werden es eigentlich nicht mehr. So ein Schmuckstück will ja auch geschont werden. Außerdem strebt er die 100. Jubiläum an. "Das sollten wir schaffen", ist der Rentner optimistisch, "wenn die Maschine 100 ist, bin ich ja gerade mal 78 Jahre alt". Marie Groppenbächer

© SZ vom 28.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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