Öffentlicher Nahverkehr:Abgehängt

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Die Bahn setzt während der Ferien weniger Schnellbusse ein, die die Züge der Linie A von Dachau nach Altomünster ersetzen. Pendler im Hinterland sind verärgert, weil die Fahrt nach München länger dauert

Von Robert Stocker, Dachau

Seit Ende April fahren auf der Zugstrecke von Dachau nach Altomünster keine Züge mehr. Grund ist der Ausbau der Linie A, der - wenn alles nach Plan verläuft - Mitte November beendet ist. Fahrgäste aus dem Dachauer Hinterland sind bis dahin auf den Schienenersatzverkehr angewiesen, mit dem die Pendler Anschluss an die S-Bahn nach München haben. Doch viele Nutzer sind mit dem Busangebot unzufrieden - gerade jetzt in der Ferienzeit. Die Bahn setzt in diesen Wochen weniger Schnellbusse ein, die auf einem direkteren Weg nach Dachau fahren. Mit einem Ortsbus, der über Land alle Stationen der Linie A bedient, kann die Fahrt schon mal mehr als eine Stunde dauern. Die Fahrgäste müssen bis zu ihrem Zielort mehr Zeit einplanen - und möglicherweise höhere Kosten, wenn sie einen zeitlich begrenzten Fahrschein haben.

Wie eine Bürgerin aus dem Gemeindebereich Altomünster, die auch in den Sommerferien häufig nach München fährt. Sie hat die Isar-Card abonniert, die jedoch erst von 9 Uhr an gültig ist. "Nach 7 Uhr fährt von Altomünster kein Schnellbus mehr", ärgert sich die Abobesitzerin. Wenn sie einen Ortsbus benutzen würde, müsste sie vor 9 Uhr losfahren, um noch rechtzeitig nach München zu kommen. "Die Fahrt dauert länger und ist für mich teurer", schimpft die Besitzerin des Isar-Card-Abos. Deshalb ist sie jetzt auf das Auto umgestiegen. "Ökologisch ist das ja auch nicht sinnvoll." Wie viele andere Fahrgäste fordert sie, auch in den Ferien oder an Wochenenden und Feiertagen mehr Schnellbusse nach Dachau einzusetzen. "Der Ortsbus ist für mich keine Alternative. Jetzt muss ich auf das Auto ausweichen, obwohl ich eine Jahresfahrkarte für die Bahn gekauft habe." Während der Volksfestzeit habe die Bahn trotz Ferien mehr Schnellbusse eingesetzt. "Doch das Volksfest hat anscheinend eine bessere Lobby", stellt die Pendlerin süffisant fest.

Weil die derzeitige Situation unzumutbar sei, forderte sie die Bahn schriftlich auf, für den Rest der Sommerferien und in den Herbstferien um 9 , 12 und 14 Uhr Schnellbusse von Altomünster nach Dachau einzusetzen. Die Antwort der DB Regio AG ließ auf sich warten. Am 20. August teilte die S-Bahn München mit, dass ihr "die bedarfsgerechte Angebotsplanung" stets ein Anliegen sei. Eine Prüfung der Baustellenabteilung habe aber ergeben, dass die momentane Auslastung der Busverbindungen keine Aufstockung der eingesetzten Busse während der Ferien erforderlich macht. "Wir müssen daher um Nachsicht bitten", schließt das Schreiben der S-Bahn München.

Die Ortsbusse des Schienenersatzverkehrs bedienen zahlreiche Haltestellen. Die Fahrt durch den Landkreis zieht sich hin. (Foto: Toni Heigl)

Viel Verständnis hat die Beschwerdeführerin für diese Antwort nicht. Es gebe auch in den Ferien genügend Menschen, die angesichts der "nicht ganz niedrigen Fahrpreise" ein besseres Schnellbus-Angebot gerechtfertigt fänden. "Die Bahn hat bewusst spät geantwortet und will das Problem aussitzen, bis die großen Ferien zu Ende sind", vermutet die Pendlerin aus Altomünster. Sie kann nicht nachvollziehen, dass während der Volksfestzeit "bis Mitternacht" zusätzliche Schnellbusse zur Verfügung standen - im Rest der Ferien aber nicht. Sie sei aber darauf angewiesen, während der gesamten Ferien schnell nach Dachau und München zu kommen.

Die Pendlerin schilderte das Problem auch bereits Landrat Stefan Löwl sowie einigen Bürgermeistern von Gemeinden an der Linie A. Die hätten sich aufgeschlossen gezeigt und versprochen, sich der Sache anzunehmen. "Die Bahn soll merken, dass wir im Dachauer Hinterland auch nicht auf der Brennsuppe daherschwimmen", sagt sie.

© SZ vom 03.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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