Odelzhausen:Zwickmühle

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In Odelzhausen ist nur Wohnraum, nicht Gewerbe gefragt

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Was tun, wenn der Bebauungsplan für einen großen Gebäudekomplex im Ortszentrum vorschreibt, dass fast 40 Prozent der Flächen für gewerbliche Nutzung vorgehalten werden müssen, solche Immobilien aber nur schwer oder gar nicht verkäuflich sind? Die Gemeinde Odelzhausen muss sich jetzt entscheiden: Will sie an den Vorgaben des Bebauungsplans festhalten? Oder reagiert sie auf die realen wirtschaftlichen Bedingungen und sieht davon ab, neue Leerstände an Geschäften im Ort zu riskieren?

Diese Fragen warf der Antrag eines Bauträgers auf, der am Ortseingang von Odelzhausen auf dem Areal eines ehemaligen Autohauses zwei größere Wohn- und Geschäftshäuser baut. Er musste nach Darstellung von Bürgermeister Markus Trinkl (parteilos) mittlerweile feststellen, dass zwar Wohnungen sehr begehrt sind, nicht aber gewerbliche Immobilien. "Wir haben eine Riesenbedarf an Wohnraum", sagte Trinkl im Gemeinderat. Die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien sei dagegen verschwindend gering, zumal in den Gebäuden, um die es geht, keine gastronomischen Einrichtungen erlaubt seien. Der Bürgermeister will deswegen die Zahl der im Bebauungsplan geforderten Gewerbeeinheiten reduzieren.

Die Debatte im Gemeinderat verlief kontrovers. Einige Mitglieder stimmten aus mehreren Gründen zu. Sie wiesen darauf hin, dass der Bebauungsplan an die zehn Jahre alt sei und sich seit der Zeit seiner Erstellung vieles geändert habe. Vor allem mache es keinen Sinn, mehr Gewerbe zu fordern, wenn bereits bestehende leere Geschäftsräume erst in allerletzter Zeit wieder besser vermietbar seien. Zusätzliche Leerstände vertrage der Ort nicht, wurde argumentiert: Sie seien optisch wie auch "imagemäßig" eine Katastrophe, sagte Willi Wegele (FW). Trotzdem haben Gemeinderäte auch Bedenken, den Bebauungsplan nachträglich zu ändern. Der Bauherr habe das Grundstück "mit diesem Ballast gekauft" sagte Lorenz Bradl (CSU). Johanna Winkler (FW) fände es "bedenklich", die Vorgaben des Bebauungsplans "während der Bauphase aufzuweichen".

Dagegen verwies Bürgermeister Trinkl darauf, dass der fragliche Plan unproblematisch geändert werden könne. Technisch gesehen, sei es nicht schwierig, Gewerbe in Wohnraum umzuwandeln. Auch werde sich der von einigen Gemeinderäten kritisierte zusätzliche wirtschaftliche Nutzen für den Bauherren in Grenzen halten. Man könnte, so Trinkl, den vorderen Baubereich an der Straße als Mischgebiet ausweisen, den hinteren als reines Wohngebiet. Trinkl plädierte dafür, die Zahl der Gewerbeeinheiten zu halbieren.

Gleiches müsse allerdings auch für einen zweiten an der Hauptstraße geplanten Gebäudekomplex gelten. Auch hier war der Grundeigentümer mit der Zahl der geforderten Gewerbeeinheiten nicht glücklich. Insgesamt, so Trinkl, könne man die für beide Projekte vorgeschriebenen 16 Gewerbeeinheiten um die Hälfte reduzieren. Deren Vermarktung stelle immer noch "eine sportliche Herausforderung" dar.

Mit vier Gegenstimmen entschied das Gremium, dass die beiden Bauherren zunächst verbindlich zusagen müssten, dass sie die Kosten für die neue Planung übernehmen. Erst dann seien die Anträge dem Gemeinderat nochmals vorzulegen, um sich zu entscheiden.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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