Odelzhausen:Eine unendliche Geschichte

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Um die Glonnbrücke in Dietenhausen gibt es seit Jahren Streit - Odelzhausen will jetzt einen Neubau voranbringen.

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Ludwig Thoma hätte an der Sache seine helle Freude gehabt: Die sich über Jahre, ja eigentlich über Jahrzehnte hinziehenden Vorgänge rund um die Glonnbrücke in Dietenhausen, die damit verbundenen Streitigkeiten und Querelen, die Suche nach Lösungen und Kompromissen, die derzeit unter neuen Vorzeichen weitergeht - sie hätten eine prächtige Vorlage geliefert für eine von Thomas im Dachauer Hinterland angesiedelten Geschichten.

Alles begann mit einem Manöverschaden

Begonnen hat alles mit einem Manöverschaden irgendwann vor mehr als vierzig Jahren: Amerikanische Panzer beschädigten die Brücke, die wie viele ähnliche Brücken im Landkreis mit Hilfe französischer Kriegsgefangener in der Zeit des Ersten Weltkriegs gebaut worden war. Die Zeit tat ihr Übriges: Der bauliche Zustand der Brücke wurde immer schlechter. Bereits 2007 wurde mit dem Staatlichen Bauamt über Sanierung oder Neubau und die Möglichkeit staatlicher Förderung verhandelt. Nach einer Untersuchung durch ein Ingenieurbüro wurde das Bauwerk schließlich 2010 für den motorisierten Verkehr gesperrt; nur noch Fußgänger und Radfahrer dürfen sie seither benutzen.

Mit der Sperrung der Brücke begann ein neues Kapitel der Brückengeschichte: Der Streit darüber, ob sie überhaupt nötig sei. Die Meinungen dazu gingen weit auseinander. Landwirte beiderseits der Glonn, die für die Fahrt zu ihren Feldern auf der anderen Flussseite einen Umweg über Odelzhausen nehmen mussten und müssen, forderten mit zunehmender Vehemenz und heftigen Redebeiträgen in jeder Bürgerversammlung eine Ersatzbrücke, während die Dietenhausener Bevölkerung in einer Unterschriftensammlung mehrheitlich dagegen votierte. Die Nicht-Landwirte im Ort befürchteten erhöhtes Verkehrsaufkommen und Schleichverkehr von der Staatsstraße 2052 zur Autobahn, falls die Brücke gebaut würde. Aber auch die beiden Gemeinden Odelzhausen und Pfaffenhofen, deren Grenze hier in der Mitte des Flusses verläuft, waren in der Sache keineswegs einer Meinung: Odelzhausen wollte unter dem früheren Bürgermeister Konrad Brandmair über Jahre hin nichts von einem Brückenneubau wissen und Pfaffenhofen betrachtete das Thema ebenfalls als nicht vorrangig, wollte dem Projekt allerdings dann zustimmen, wenn die zuführende Straße entsprechend breit ausgeführt und asphaltiert würde. Nur dann nämlich, hatte sich der Pfaffenhofener Bürgermeister Helmut Zech (CSU) vom Staatlichen Bauamt sagen lassen, gebe es entsprechende Zuschüsse.

Eine Asphaltierung des schmalen Schotterwegs sei nicht denkbar

Eher scherzhaft gemeint dürfte ein anonymer Kommentar zur Brückensperrung gewesen sein: In einer Freinacht wurden die Schachtringe, mit denen das Befahren der Brücke verhindert worden war, vor den Rathäusern in Odelzhausen und Egenburg abgeladen. Zech erstattete Anzeige gegen Unbekannt.

Brandmairs Nachfolger Markus Trinkl (parteifrei) versucht seit seinem Amtsantritt 2014, doch noch zu einem Kompromiss zu kommen. Gespräche mit dem Landratsamt Dachau ergaben, dass an eine Asphaltierung des schmalen Schotterwegs zur Brücke nicht zu denken sei: Eine solche Straße würde einen "Querriegel" im Landschaftsschutzgebiet des Glonntals darstellen. Zuschussgelder aber, erfuhr Trinkl, könnte es auch ohne Ausbau der Straße geben: solche aus dem Fördertopf des Amts für ländliche Entwicklung. Um die Sache zu beschleunigen, sollte sich Odelzhausen an einem in Pfaffenhofen bereits angelaufenen Projekt zur Sanierung von Feldwegen anschließen.

Bis heute ist nichts aus dem Antrag geworden

Gesagt - aber noch lange nicht getan: Aus dem Antrag, der von beiden Gemeinden gemeinschaftlich gestellt werden sollte, ist bis heute nichts geworden. Odelzhausen will deshalb jetzt eigene Wege gehen. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats erläuterte Markus Trinkl die mit Pfaffenhofen ausgehandelten Konditionen. Beide Gemeinden sollen sich demnach entsprechend ihrer Einwohnerzahl an dem Projekt beteiligen. Die Kosten für eine neue Brücke schätzt Trinkl auf rund 230 000 Euro, von denen der Staat etwas mehr als die Hälfte zuschießen würde. Eine eigene Antragstellung hat laut Trinkl den Vorteil, dass bei künftigen Brückensanierungen im Gemeindegebiet keine neue Aufnahme in das staatliche Förderprogramm nötig würde. In ein bis zwei Jahren, rechnet der Odelzhausener Bürgermeister, könnte die neue Brücke stehen. Für den nicht-landwirtschaftlichen Verkehr allerdings bleibt sie auch weiterhin gesperrt.

© SZ vom 01.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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