Odelzhausen:Mehr Ruhebänke und Alltagshilfe

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Eine Befragung der älteren Bürger in Odelzhausen zeigt, dass diese im Alltag und im öffentlichen Raum Defizite sehen

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Welche Bedürfnisse und Wünsche haben ältere Menschen in Odelzhausen? Um dies zu erfahren, hat die Gemeinde in diesem Frühjahr eine Seniorenbefragung vorgenommen, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Nach der Auswertung der Fragebögen steht fest: Gar nicht so wenige Menschen in der Gemeinde fühlen sich zumindest gelegentlich einsam oder nicht ausreichend in das soziale Leben der Gemeinde eingebunden. Etwa 800 Fragebögen wurden an alle über 65-jährigen Bürger im Gemeindebereich verschickt; mehr als ein Viertel davon wurde ausgefüllt zurückgesandt - eine Rücklaufquote, die laut Gemeinde aussagekräftige Rückschlüsse auf die Situation älterer Menschen in Odelzhausen zulässt.

Rund die Hälfte der Personen, die sich an der Befragung beteiligten, ist bereits mehr als 75 Jahre alt. Die meisten der Älteren seien in der Gemeinde "tief verwurzelt", sagt Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) bei der Vorstellung der Befragungsergebnisse im Gemeinderat. Ein Großteil der Menschen, die sich an der Umfrage beteiligten, lebt hier seit Jahrzehnten; ein Drittel von ihnen ist sogar hier geboren. Nur eine kleine Gruppe von sieben Prozent ist erst während der vergangenen zehn Jahre zugezogen.

Die Mehrheit derjenigen, die an der Befragung teilnahmen, hat Kinder, von denen mindestens eines entweder in Odelzhausen selbst oder nicht weiter entfernt als 50 Kilometer lebt. Diese Situation wird sich nach Einschätzung von Bürgermeister Trinkl mit Sicherheit in den kommenden Jahren ändern: Mehr Menschen als jetzt werden nicht im eigenen Haus, sondern zur Miete wohnen. Es wird vor allem sehr viel mehr Menschen in der Gemeinde geben, die hier keine Angehörigen haben.

Noch ist es so, dass 70 Prozent der Befragten mit einem Partner zusammenleben und nahezu ein Viertel von ihnen mit den Kindern unter einem Dach. Doch wohnt jeder fünfte ältere Mensch allein, eine Gruppe, der laut Befragungsauswertung "besondere Aufmerksamkeit zukommen" müsse. Noch ist die Frage nach Unterstützung bei der täglichen Arbeit für viele kein Thema, allerdings gibt fast ein Drittel der älteren Menschen an, "Schwierigkeiten" bei der Bewältigung ihrer Wohnsituation zu haben. Es werden Probleme mit Haus- und Gartenarbeit genannt, aber auch solche mit der Gehwegräumung im Winter oder der Parksituation im Ort.

Im Alter noch einmal umziehen: Das können und wollen sich nur die wenigsten älteren Menschen vorstellen: Nur vier der befragten Personen haben Umzugspläne. Was, wenn Unterstützungs- und Pflegebedarf eintritt? Oder wenn man nicht mehr selbst per Auto mobil sein kann? Bürgermeister Trinkl sieht hier viele offene Fragen, auf die man künftig reagieren müsse.

Was die soziale Einbindung älterer Menschen in ihre Umgebung angeht, so geben 87 Prozent der Befragten an, genügend Freunde und Bekannte zu haben. Dennoch fühlen sich mit 12,5 Prozent auch viele der Älteren "manchmal alleine": eine Zahl, die Trinkl so nicht erwartet hätte. Sogar noch mehr Ältere und Alte, nämlich 15,3 Prozent, geben an, sich in das soziale Leben vor Ort "nicht eingebunden" zu fühlen. "Man muss sich fragen: Welche Gründe hat das?", sagt Trinkl. Auch mit finanziellen Einschränkungen haben mehr als zehn Prozent der Senioren zu kämpfen.

Und es gibt viele offene Wünsche in der Gemeinde. Solche nach verbesserten Einkaufsmöglichkeiten, ein Thema, das nach der geplanten Schließung des einzigen Supermarkts in der Ortsmitte noch zusätzliche Problematik bekommen wird. Neben großen, unerfüllbaren Wünschen wie dem nach einem Schwimmbad gibt es auch durchaus bescheidene: mehr Ruhebänke an den Spazierwegen etwa oder mehr Abfallkörbe. Aber auch das Angebot an Kurzzeitpflege wird als nicht ausreichend betrachtet. Konkrete Beschlüsse wurden bei der Vorstellung der Befragungsergebnisse noch nicht gefasst. Das Thema sei zu wichtig, um hier "per Hauruckverfahren zu reagieren", sagt Trinkl. In Kürze aber solle darüber entschieden werden, wie man die Lebensqualität älterer Gemeindebürger verbessern könnte.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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