Odelzhausen:Gewerbegebiet mit Industriecharakter

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Odelzhausen will das bestehende Areal um 9,5 Hektar erweitern. Die Bedenken des Landratsamts sollen in der Planung berücksichtigt werden. Der Gemeinderat stimmt geschlossen für das Vorhaben

Von Wolfgang Eitler und Renate Zauscher, Odelzhausen

Die Gemeinden entlang der Autobahn 8 sind die maßgebliche wirtschaftliche Region des Landkreises. Gewerbegrund ist anscheinend gefragt wie nie: Die Vermarktung laufe so gut, dass das Verkaufen "richtig Spaß macht", hatte der Odelzhausener Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) vor Kurzem auf einer Bürgerversammlung gesagt. Jetzt soll das Gewerbegebiet seiner Gemeinde im Südosten erweitert werden: um eine im Landkreisvergleich große Fläche von 9,5 Hektar. Auch der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Gemeinderat Roderich Zauscher, stimmte dafür, obwohl seine Organisation landkreisweit einen harten Kurs gegen neue Gewerbegebiete fährt.

Hoffen auf mehr Arbeitsplätze

Der SZ sagte Zauscher, dass er im Gemeinderat vor einigen Jahren gegen den Beschluss gestimmt habe, das Verfahren für ein weiteres Gewerbegebiet in Odelzhausen überhaupt zu eröffnen. Jetzt aber habe er sich "den Realitäten gebeugt". Weiter sagte er: "Ich habe nicht mehr dagegen gestimmt." Auf die Frage, wie er diese Position angesichts der klaren Haltung des Bundes Naturschutz begründe, antwortete er: "Die Gründe sind nicht einfach." Er hoffe "auf mehr Arbeitsplätze", damit "die Zahl der Aus- und Einpendler über die Autobahn" reduziert werden könne.

In der abschließenden Beratung des Gemeinderats ging es ausschließlich um die Stellungnahmen der sogenannten Träger öffentlicher Belange. Sie sollen teilweise in den modifizierten Flächennutzungsplan eingearbeitet werden. So kritisierte das Landratsamt Dachau, dass die Erweiterungsfläche gegenüber einem früheren Entwurf als "gewerbliche Baufläche" und nicht mehr als "Gewerbegebiet" ausgewiesen werden soll. Eine solche Ausweisung hätte zur Folge, dass auch ein Industriegebiet mit geringeren Anforderungen beispielsweise an die maximal zulässigen Lärmemissionen entstehen könnte. Die Behörde fordert, genau zu prüfen, wie sich geringere Grenzwerte auf das bestehende Gewerbegebiet und die dort zulässigen Wohnungen auswirken würden. Ein besonderes Augenmerk müsste auf den südlich davon gelegenen Ort Lukka gelegt werden.

Naturschutzbehörde hat Bedenken

Dagegen verweist die Gemeindeverwaltung darauf, dass gewerbliche Betriebe zunehmend auf nächtlichen Fahrverkehr angewiesen seien. Deshalb werde es vermutlich notwendig, sich auf den Status eines Industriegebiets zu beschränken. Bürgermeister Trinkl sprach einschränkend von einem "Baufenster für gewerbliche Flächen". Eine genauere Definition soll erst erfolgen, wenn der Bebauungsplan aufgestellt wird.

Bedenken hat auch die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts: Der geplanten Erschließung fällt ihrer Ansicht nach ein Teil der ursprünglich vorgesehenen Renaturierung des Essenbachs zum Opfer. Gleiches gelte für die Anlage von breiten Uferrandstreifen. Uferbereiche des Bachs und an einer Stelle auch das Fließgewässer selbst müssten überbaut werden. Staub- und Salzbelastungen dürften sich erheblich auf das sensible Schutzgut Wasser auswirken. Auch das Tötungsrisiko von Tieren im Bach- und Uferbereich würde aller Voraussicht nach steigen.

Bei den naturschützerischen Bedenken will die Gemeinde insofern einlenken, als sie die Eingriffe "auf das zwingend erforderliche Maß beschränken" möchte. Die Zusicherung gilt besonders für den Essenbach. Die Straßenanbindung an die Kreisstraße nach Lukka soll laut Bürgermeister Trinkl auf einem vorhandenen, geschotterten Feldweg erfolgen. Es sei sinnvoll, Verkehr aus Richtung Ebertshausen nicht durch den Ort, sondern direkt ins Gewerbegebiet zu leiten. Mit Vertretern von Landratsamt und Polizei sei das Erschließungskonzept bereits besprochen worden. Ohnehin handle es sich bei den fraglichen Flächen des Essenbachs nur um wenige Meter im Einmündungsbereich zur Kreisstraße.

Das geplante, zusätzliche Gewerbegebiet stößt auch auf Zustimmung. So erklärt das Staatliche Straßenbauamt, dass für eine vor einigen Jahren von Odelzhausen angemeldete Ortsumfahrung südlich von Dietenhausen immer noch genügend Platz vorhanden sei. Höchst positiv bewertet die Industrie- und Handelskammer die Odelzhausener Pläne: Sie würden "ausdrücklich begrüßt und befürwortet", hieß es in deren Stellungnahme. Der Gemeinderat war mit den von der Verwaltung vorgeschlagenen Erwiderungen auf die vorgebrachten Bedenken einverstanden. Einstimmig wurde beschlossen, die geplante Änderung des Flächennutzungsplans dem Landratsamt Dachau zur Genehmigung vorzulegen.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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