Odelzhausen:Dahlhoff will Schadenersatz

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Feinkosthersteller sieht sich nach dem Störfall in der Odelzhausener Kläranlage im Sommer 2013 zu Unrecht als Schuldiger an den Pranger gestellt. Staatsanwaltschaft ermittelt seit mehr als einem Jahr

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Wer ist schuld am massiven Störfall in der Kläranlage Odelzhausen, bei dem im Sommer 2013 über mehrere Tage ungeklärtes Abwasser in die Glonn gelangte? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Staatsanwaltschaft in München und die Gemeinde Odelzhausen - sie hat auch Auswirkungen auf den Feinkosthersteller Dahlhoff in Odelzhausen, ein Unternehmen, das sehr rasch von Gemeindeseite als Schuldiger hingestellt wurde. "Ich wehre mich vehement dagegen, dass wir als böse Buben dargestellt werden", sagt Alfons A. Dahlhoff und verweist auf Medienberichte, in denen sein Unternehmen in Zusammenhang mit Abwasserverschmutzung gebracht wurde. Er und sein Sohn Michael erheben gleichzeitig schwere Vorwürfe gegen die Gemeinde und bereiten derzeit eine Schadenersatzklage vor.

Während man der Gemeinde von Anfang an alle einschlägigen Unterlagen etwa über Strom- und Wasserverbräuche in der früheren Produktionsstätte Geretsried vorgelegt habe, sei von Odelzhausener Seite kein einziges Mal eine Nachfrage zu Wasserverbrauch oder Abwasserbelastung gekommen. "Wir waren kein Überraschungsei", sagt Michael Dahlhoff, "wir waren absolut kalkulierbar und sind ein Vorzeigebetrieb in Sachen Transparenz". Hätte man über damals schon bestehende Probleme in der Kläranlage Odelzhausen gewusst, "dann hätten wir uns nie hier angesiedelt". Erst unmittelbar vor Produktionsbeginn im November 2012 hat die Gemeinde der Firma mitgeteilt, dass diese Abwasser nur in einem Umfang von maximal 1000 Einwohnerwerten (EW) einleiten dürfe. Nach dem Störfall in der Kläranlage hat der Abwasserzweckverband sofort die Firma Dahlhoff dafür verantwortlich gemacht, obgleich der damalige Odelzhausener Bürgermeister Konrad Brandmair (CSU) schon im Oktober 2012 davon gesprochen hatte, dass "Odelzhausen mehr Schmutzfracht als Kapazität hat". Im Rückblick sagt Dahlhoff; "Ich fühle mich getäuscht, hätte ich von den Problemen gewusst, so hätte ich den Kauf rückabgewickelt".

Der Verdacht, am Störfall 2013 schuld zu sein, hat die Firma Dahlhoff Geld in derzeit noch kaum zu beziffernder Höhe gekostet. So wurde Tage nach dem Ausfall der Anlage ein Einleitungsstopp verhängt: Das Unternehmen musste sechs Wochen lang sein Abwasser kostspielig abfahren lassen. Außerdem werden seit 2013 mehrfach wöchentlich auf Kosten der Firma Proben gezogen und in einem Labor untersucht. Teuer kommt die Firma auch eine Vorkläranlage, die am Produktionsgebäude entsteht und im Februar fertig sein soll. Bislang muss eine mobile, für viel Geld geleaste Anlage dafür sorgen, dass nach der Aufhebung des Einleitungsverbots tatsächlich nur Abwasser im Umfang von 1000 EW in die Anlage in Taxa gelangt.

Massiv verärgert ist man bei Dahlhoff aber auch darüber, dass die Genehmigung für die Vorkläranlage zehn Monate auf sich warten ließ: wertvolle Zeit, die man dringend gebraucht hätte, um die bislang nur mit halber Kapazität laufende Produktion auf den geplanten Umfang zu erhöhen und die entsprechende Anzahl von 80 Arbeitsplätzen herzustellen. "Hätten wir nicht andere profitable Betriebe, dann wäre ich inzwischen Harz-IV-Empfänger", sagt Dahlhoff, "wir wären längst am Ende." Das Geld, das die Firma verloren hat, wollen sich Dahlhoff und sein Sohn von der Gemeinde wieder holen.

Seit mehr als einem Jahr ermittelt inzwischen auch die Staatsanwaltschaft in der Sache: Es geht um die Suche nach dem Verursacher der Gewässerverschmutzung durch den Störfall an der Kläranlage. Auf der Suche danach, welcher Gewerbebetrieb tatsächlich für die erhebliche Schmutzfracht verantwortlich ist, die in Taxa ankommt, ist auch die Gemeinde: "Wir überprüfen alle gewerblichen Einleiter, von den Gaststätten über Metzger oder Bäcker bis hin zu Chemieunternehmen", sagt Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei). Die Ergebnisse müssten nach Abschluss der Untersuchungen von einem Fachbüro ausgewertet werden und sollen dem Gemeinderat im nächsten Jahr vorliegen. Nicht auf sich sitzen lassen will Trinkl den Vorwurf, den Genehmigungsbescheid für die Vorkläranlage verzögert zu haben: Die Bauvoranfrage sei entsprechend den geltenden Richtlinien an das Landratsamt weitergeleitet und bearbeitet worden.

© SZ vom 09.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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