Odelzhausen:Da schau her

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Der bairische Dialekt ist auch die Sprache der Bräuche und Rituale wie des Almabtriebs. Schülerinnen spielen ihn beim Mundartfest nach. (Foto: Toni Heigl)

Ein bairisches Mundartfest der Schulen in Odelzhausen präsentiert den Erfolg eines Mundart-Lehrplans.

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Wie vielseitig die Vermittlung bairischer Sprach- und Kulturinhalte sein kann, hat jetzt das Bayerische Fest an den Odelzhausener Schulen auf höchst eindrucksvolle Weise darlegt. Es wurde gesungen und getanzt, bayerische Bräuche wie das Fingerhakeln oder Goaßlschnalzen wurden vorgeführt oder Szenen aus dem Leben des Räubers Kneißl vorgestellt. Selbstgedichtete Gstanzl und Gedichte wurden vorgetragen, die Heimatorte der Schülerinnen und Schüler vorgestellt, ein Stück der Schulspielgruppe und eine Musical aufgeführt - und das alles in manchmal perfektem, da zu Hause erlerntem, und manchmal leicht hoch- oder norddeutsch eingefärbtem Bairisch.

Menschen, die noch unverfälschte bairische Mundart sprechen, werden rar. Dieser Entwicklung soll an Bayerns Schulen entgegengesteuert werden. So wurde das Projekt Mundart wertvoll für den Freistaat entwickelt, an dem sich die Odelzhausener Grund-und Mittelschule und die Realschule vom Herbst 2014 an beteiligten: Ein ganzes Jahr lang stand die Beschäftigung mit bayerischer Sprache und Kultur auf dem Stundenplan der Schulen. Das Ergebnis der intensiven Auseinandersetzung mit allem, was als bayerisch gelten kann, mündet dann in Mundartfeste.

Die Odelzhausener Lehrer verfolgten in erster Linie das Ziel, den Kindern den spezifisch bairischen Dialekt nahezu bringen und damit die Ausdrucksweise der engeren Region, die als Altbayern bezeichnet wird. Den Schülern hat es anscheinend viel Spaß gemacht, neben einer immer stärker hochdeutsch gefärbten Alltagssprache auch das Bairische in seinen verschiedenen Färbungen und Dialektformen sprechen zu können.

Während des ersten Halbjahrs wurde von den beiden Schulleiterinnen Cordula Weber von der Grund- und Mittelschule und Anette Schalk von der Realschule in Zusammenarbeit mit weiteren Lehrkräften aus vielen Ideen und Vorschlägen ein Konzept erarbeitet. Es sollte in die Lehrpläne der drei Schularten integriert und schulübergreifend auf die jeweiligen Altersstufen abgestimmt werden. Mit dem innerhalb des Projekts entwickelten Curriculum möchten die Pilotschulen auch anderen Schulen Mut machen und ihnen entsprechendes Material an die Hand geben. Dass das Erlernen der bairischen Sprache auch für manchen Lehrer, manche Lehrerin nicht so ganz einfach ist, machte der ein oder andere Text im Begleitheft des "Odelzhausener Mundart-Büacherl" deutlich, in das sich beispielsweise ein paar ganz und gar unbairische Imperfekt-Verbformen eingeschlichen haben.

Immerhin hatte die Schule einen höchst wertvollen Mentor und "Übersetzer" in Martin Bauer, Vorstand der örtlichen Raiffeisenbank und bis vor wenigen Jahren Vorsitzender des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte, der eine zweitägige Lehrerfortbildung angeboten hatte. Zwei, deren Bairisch durchaus überzeugend ist, sind die Konrektorin der Grund- und Mittelschule, Elke Fechter, und die Lehrerin Andrea Hermann, die als Moderatorin des Bühnenprogramms fungierten.

Siegfried Bradl, der zweite Vorsitzende des Fördervereins und einer der vielen Ehrengäste an diesem Nachmittag, der das Projekt Mundart wertvoll mit angestoßen hatte, zeigte sich begeistert. Neben der Sprache als Kern bayerischer Identität und bayerischen Selbstverständnisses seien alle Bereiche bayerischer Kultur mit einbezogen worden in das breit gefächerte Schulprogramm: Musik und Tanz ebenso wie Bräuche und Sitten oder die nächste Umgebung, in der man sich zu Hause fühlt.

Dass die Beschäftigung mit so unterschiedlichen Formen bayerischen Lebens den Kindern Spaß gemacht hat, bewies das sichtliche Vergnügen, mit dem sie sich auf der Bühne präsentierten. Ob als muhende, blumengeschmückte Kuh beim Almabtrieb, beim sehr gekonnten Schuhplatteln, beim Siebenschritt-Tanz oder der pantomimischem Zubereitung bayerischer Schmankerl: Den Buam und Madln hat das Bayerische Fest, das mit der gemeinsam gesungenen Bayernhymne endete, ganz offensichtlich sakrisch viel Vergnügen gemacht.

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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