Nur Prüfungsunterlagen gefunden:Von wegen fette Beute

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Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck geht davon aus, dass die Einbrecher, die den Safe mit den Abiturprüfungen aus der Fachoberschule Karlsfeld entwendet haben, es auf eine größere Menge Bargeld abgesehen hatten

Von Jacqueline Lang, Karlsfeld

Von ihrem Einbruch in die Fachoberschule (FOS) Karlsfeld dürften sich die Täter wohl etwas mehr versprochen haben. Das heißt, wenn sie es überhaupt geschafft haben, den in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gestohlenen Safe zu öffnen, denn mit Sicherheit sagen lässt sich das nicht. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck geht aber zumindest davon aus, dass die nach wie vor flüchtigen Täter nicht die Abiturprüfungsunterlagen für die Fächer Englisch und Mathematik entwenden wollten. "Die haben wohl etwas anderes in dem Safe vermutet", sagt Hans-Peter Kammerer, Pressesprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt. Schüler, die sich die Lösungen der Abituraufgaben sichern wollten, könnten als Täter wohl nahezu ausgeschlossen werden, so Kammerer.

Die Polizei geht aufgrund des Gewichts des sogenannten Panzerwürfels, der 60 mal 40 Zentimeter groß gewesen sein soll, außerdem davon aus, dass es sich mindestens um zwei, vielleicht aber auch noch mehr Täter gehandelt haben muss. Weil der rückwärtige Notausgang, der zum Sekretariat der Fachoberschule führt, aufgebrochen worden ist und damit ein öffentliches Gebäude zu Schaden gekommen ist, hat die Polizei Dachau den Fall auch an die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck übergeben.

Insgesamt ist durch den Einbruch in das Schulgebäude ein Sachschaden von etwa 2000 Euro entstanden. Neben dem Safe wurden auch noch Kassetten entwendet, in denen sich unter anderem das Geld, das die Schule durch den Verkauf von Mittagessen einnimmt, befunden hat, wie Schulleiter Karl Heinz Semsch mitteilt. Weder Semsch noch die Polizei gehen davon aus, dass die Einbrecher sich zu dem Gebäude Zutritt verschafft haben, um die Prüfungsunterlagen zu stehlen. Sie hatten wohl vielmehr gehofft, größere Summen an Bargeld und Wertgegenstände entwenden zu können.

Zum Glück für die FOS und alle anderen Fachoberschulen in Bayern ereignete sich die Tat bereits Dienstagnacht, denn der Mittwoch war für die Abiturienten ein prüfungsfreier Tag. Nachdem das Bayerische Kultusministerium am Mittwochmorgen über den Vorfall informiert worden war, konnten also noch am selben Tag die Ersatzprüfungen an alle Schulen verteilt werden und die Englischprüfung am Donnerstag sowie die Mathematikprüfung am Freitag ohne Verzögerung stattfinden. Die Abiturprüfungen sind nämlich seit einigen Jahren die gleichen in ganz Bayern, weshalb alle Fachoberschulen in Bayern von dem Vorfall betroffen waren. "Es ging alles seinen gewohnten Weg", bestätigt Schulleiter Semsch.

Für die Schüler habe der Einbruch somit keine negativen Auswirkungen gehabt, versichert Semsch. Diese hatten sich lediglich gewundert, dass auf den Prüfungsunterlagen "Ersatztermin" gestanden habe und natürlich hatten auch sie von dem Einbruch über die Medien erfahren. Ein Grund zur Sorge oder ein Sicherheitsrisiko habe aber nicht bestanden, so der Schulleiter. Er werde trotzdem Konsequenzen aus dem Fall ziehen, so Semsch. Der neue Safe, den sich die Schule nun anschaffen müsse, solle deshalb noch größer und schwerer sein und möglicherweise auch direkt in der Wand befestigt werden, um selbst einem Einbruch standzuhalten.

Wie das Bayerische Kultusministerium mitteilt, kommen derlei Einbrüche in Schulen allerdings sowieso selten vor. Und zumindest für das Jahr 2018 stehen keine weiteren schriftlichen Abiturprüfungen mehr an.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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