Norbert Englbrechts erstes Konzert in Heilig Kreuz:Meisterliche Kontinuität

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Nicht effektheischend, sondern schlicht und präzise übt der neue Kirchenmusiker Norbert Englbrecht sein Dirigat aus. Die Interpretation der Stücke Mozarts ist mehr als gelungen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der neue Kirchenmusiker von Heilig Kreuz, Norbert Englbrecht, knüpft in seinem Einstandskonzert an das hohe Niveau seiner Vorgängerin Irmgard Reichl an. Auch der Chor liefert unter neuer Leitung wieder eine Spitzenleistung ab

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Es geht weiter mit der Kirchenmusik in Heilig Kreuz und zwar auf sehr hohem Niveau - das ist die mit großer Freude gewonnene Erkenntnis nach dem ersten Kirchenkonzert unter Norbert Englbrecht, dem neuen Kirchenmusiker der Dachauer Pfarrkirche Heilig Kreuz. Nach dem fast 29-jährigen Wirken der Kirchenmusikerin Irmgard Reichl mit 31 großen Kirchenkonzerten, 29 Adventskonzerten und fünf Jubiläumskonzerten war die große Frage: Wie geht es nach ihrem Ausscheiden dort weiter? Offenbar hat sich kaum etwas geändert. Nach wie vor steht ein Orchester zur Verfügung, Konzertmeister ist nach wie vor der außerordentlich erfahrene und qualifizierte Geiger und Bratscher, eigentlich Universalmusiker Eugen Tluck aus Petershausen.

Wie elegant und präzise allein die Streicher dieses Orchester spielen, zeigte sich bereits beim Einleitungsstück, der zweiten der zwölf Streichersinfonien, die Felix Mendelssohn im Alter von zwölf bis 14 Jahren als Kompositionsschüler zu Studienzwecken geschrieben hat. Das Hauptaugenmerk richtete sich natürlich zuerst auf den (neuen) Dirigenten, und man konnte mit großer Freude und mit Behagen feststellen, dass er sich nicht etwa als Pultmagier darstellt, sondern schlicht und präzise dirigiert.

Die Aufführung der Mendelssohn-Sinfonie war perfekt, doch die weitaus größeren Aufgaben warteten mit der Musik von Mozart.

Hauptwerk dieses Kirchenkonzerts war eine Aufführung von Mozarts "Missa solemnis" in C-Dur KV 337, doch vorher war noch eine sehr geglückte Aufführung der sehr bekannten Motette "Exsultate, jubilate" von Mozart zu genießen. Diese Motette für Sopransolo und Orchester ist der Prüfstein und, wenn die Wiedergabe strahlt und begeistert, der Kronjuwel jeder Sopranistin, die ihre Stimme auch der Kirchenmusik leiht.

Hier war die Solistin, wie in den meisten Konzerten unter Irmgard Reichl, Anna-Maria Bogner aus Dachau. Ihr Auftreten war grandios, man möchte in ihr allen Ernstes die Primadonna Dachaus, nicht nur von Dachaus Kirchenmusik, sehen. Ihre Stimme klang an diesem Abend überaus schön, ihr Gesang, technisch und musikalisch absolut meisterhaft, er hat etwas Anrührendes, weil er neben Schönheit auch Wärme ausstrahlt. Frau Bogner kann auch Mozart, und das ist bekanntlich das Schwerste für Sänger und Musiker. Auch an diesem strahlenden Erfolg hatte Dirigent Norbert Englbrecht seinen Anteil: Alle Tempi waren ideal getroffen.

Jetzt erst trat der Kirchenchor von Heilig Kreuz auf, und mit seinem Auftritt war die größte und auch bange Frage gelöst: Wie reagiert der Kirchenchor auf den neuen Kirchenmusiker? Die Antwort fiel überwältigend positiv aus: Der Chor blieb im Wesentlichen unverändert, er präsentierte sich mit etwa 30 Frauen- und acht Männerstimmen als weit überdurchschnittlich großer, sehr gut geschulter Kirchenchor, der nach wie vor ungemein engagiert singt. Da auch die Vokalsolisten sehr gut besetzt waren - allen voran wieder Anna-Maria Bogner, Sopran, doch auch die von Mozart weniger reich bedachten Stimmen Alt (Magdalena Sibig), Tenor (Anselm Sibig) und Bass (Martin Hubner) -, waren alle Voraussetzungen für ein gutes Gelingen gegeben.

Die Aufführung war dann aber weit mehr als nur "gut gelungen", sie war hervorragend und eine Spitzenleistung der Dachauer Kirchenmusik. Gewiss, der Chorsatz dieser Messe ist durchwegs homophon und gesanglich, also nicht schwer zu singen, doch bei dieser Aufführung war das Singen zum Strahlen gesteigert. Die diffizilen Stellen hat Mozart den Solisten, vor allem dem Sopran zugemutet. Bei Anna-Maria Bogner waren sie sehr gut aufgehoben. Die größte Herausforderung für die Vokalsolisten ist das streng kontrapunktisch geschriebene "Benedictus". Hier bewährten sich alle vier Solisten als homogen klingendes Ensemble, und im "Agnus Dei" traten daneben auch die Oboen, das Fagott und die Orgel konzertierend hervor.

An dieser Stelle sei ein besonders erfreulicher Aspekt genannt: Der vielfach bewährte, sehr begabte Organist Josef Reichl bleibt über die Zeit seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit seiner Frau, Irmgard Reichl, der Kirchenmusik von Heilig Kreuz treu.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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