Neujahrsgala:Königinnen des Gesangs

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Elaine Ortiz Arandes und Anna-Katharina Tonauer krönen die traditionelle Neujahrsgala des Münchner Kammerorchesters "Camerata" im Bürgerhaus Karlsfeld

Von Adolf Karl Gottwald, Karlsfeld

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind. Das wollen wir nicht bezweifeln, aber ebenso richtig ist, dass alle Jahre wieder das Kammerorchester Camerata aus München in das Bürgerhaus Karlsfeld kommt und dort unter der Leitung von Bernhard Koch eine herrliche Neujahrsgala gibt. Dies geschieht (alle Jahre wieder) um die Zeit der Heiligen drei Könige. Bernhard Koch hat in diesem Jahr aber keine Könige, sondern zwei Königinnen des Gesangs mitgebracht, nämlich die bekannte Sopranistin Elaine Ortiz Arandes, die seit Jahren, ja seit Jahrzehnten absolut unangefochten ist, und Anna-Katharina Tonauer, eine junge österreichische Sängerin, deren Stimme und Gesang vom ersten Einsatz (als Dorabella der Oper "Così fan tutte" von Mozart) Aufsehen erregte und das Publikum zu Bewunderung hinriss, also schon jetzt die Anzeichen einer Königin des Gesangs hat.

Die prächtige, elegant zusammengestellte Neujahrsgala dominierten drei Komponisten: Mozart, Rossini und Johann Strauß, der Walzerkönig. Der Höhepunkt dieser königlichen Gala konnte nur der Kaiserwalzer von Johann Strauß sein, und spätestens damit war man mitten in der musikalischen Kaiserstadt, wenn auch keine Wiener Philharmoniker musizierten. Das Orchester Camerata ist ein Kammerorchester; es kann die für größeres Orchester geschriebenen Werke nicht in voller Klangpracht bringen, aber es serviert sie ausgesprochen elegant. Das war genussvoll bei den Ouvertüre zu Mozarts "Così fan tutte" und bei der Ouvertüre zu "Il signor Bruschino" von Rossini zu erleben und ganz besonders bei einer Auswahl von Menuetten und Contratänzen aus der Feder von Beethoven, der, in Wien lebend, auch gelegentlich wienerisch komponieren wollte. Bernhard Koch und sein Orchester servierten sie als musikalische Delikatessen.

Das Publikum erfreut sich im Karlsfelder Bürgerhaus an einer fein abgestimmten Auswahl musikalischer Delikatessen, die auch noch ausgesprochen elegant serviert werden. (Foto: Niels P. Joergensen)

Auch Tiere kamen bei dieser Spitzengala zu Wort - selbstverständlich nur die elegantesten und sängerisch begabtesten Vierbeiner. Elaine Ortiz Arandes und Anna-Katharina Tonauer stellten das Katzen-Duett von Rossini in sehr ausdrucksvollem Gesang und geschmeidiger Bewegung als Klassiker des gepflegten menschlichen "Miaaauuu" dar.

In die Pause wurde man von "La cenerentola", das ist das Aschenputtel von Rossini, geschickt - eine sängerische Glanzleistung von Anna-Katharina Tonauer. Dann aber zeigte Bernhard Koch, wie gut ihm die Musik von Johann Strauß liegt, wie gut er Walzer und Polka dirigieren kann - da tun sich bisweilen sogar berühmte Pultstars schwer - , wie harmlos für ihn auch ein Ausflug ins Musical ("My Fair Lady") ist. Aber bei seiner Neujahrsgala zeigt er noch einiges mehr, was ihm vor allem das anspruchsvolle Publikum dankt.

Koch erinnerte mit einem Duett aus der fast vergessenen Oper "Lakmé" und dem früher sehr bekannten Walzer aus "Coppelia" an den französischen Komponisten Leo Delibes, der zu seiner Zeit, also etwa von Mitte des 19. Jahrhunderts an, die Opernbühnen von Paris beherrschte. Zuletzt triumphierten Elaine Ortiz Arandes mit einer hinreißend gesungenen Arie aus einer spanischen Zarzuela und das Orchester mit einem "Champagner-Galopp". Bei "Champagner" denkt man bei einer Neujahrsgala natürlich sofort an die "Fledermaus" von Johann Strauß, aber bei Bernhard Koch kam der Champagner aus Kopenhagen, und zwar von einem Komponisten namens Hans Christian Lumbye, den man den "nordischen Strauß" nannte - geboren 1810, also gerade zwischen Johann Strauß Vater und Johann Strauß Sohn. Solche "Gusto-Stückln", wie die Wiener sagen, zeichnen jede Neujahrsgala von und mit Bernhard Koch aus.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Anna-Katharina Tonauer betört das Publikum mit ihrem Gesang.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Bernhard Koch dirigiert Strauß-Walzer...

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(Foto: Niels P. Joergensen)

...mit verblüffender Leichtigkeit.

Ein Vergleich mit dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker verbietet sich natürlich, aber eines hat die Karlsfelder Gala voraus: Das Neujahrskonzert 2019 der Wiener Philharmoniker ist schon jetzt - bei königlich und kaiserlich ("k. und k.") hohen Eintrittspreisen - ausverkauft, für die Neujahrsgala 2019 im Bürgerhaus Karlsfeld gibt es noch Karten, und das zu bürgerlichem Preis.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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