Neues Stück am Hoftheater Bergkirchen:Schabernack ohne Trochäus

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Das Hoftheater Bergkirchen setzt die beiden Spielorte der Komödie einfach nebeneinander auf die Bühne. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Calderón de la Barcas altertümliche Komödie "Dame Kobold" erhält in der Inszenierung des Hoftheaters eine neue Leichtigkeit

Von Magdalena Hinterbrandner, Bergkirchen

"Und dann platzt er?" - "Nee, der wartet schon bis er platzt". So hören sich Dialoge zwischen Schauspieler und Regisseur bei einer Probe des Hoftheaters Bergkirchen an. In lockerer Atmosphäre werden hier noch die letzten Feinschliffe an der Komödie "Dame Kobold" von Calderón de la Barca vorgenommen, die am Ostersonntag Premiere hat. Besonders an dieser Inszenierung ist nicht nur das raffinierte Bühnenbild von Ulrike Beckers, sondern auch die neue Bearbeitung durch Regisseur Herbert Müller.

"Das Stück spielt in zwei Zimmern. Man hat das immer mit einer Drehbühne gelöst, das geht bei uns nicht. Der Vorteil an unserer kleinen Bühne ist, dass beide Zimmer gleichzeitig zu sehen sind und Dinge gleichzeitig geschehen können, die nichts miteinander zu tun haben. Die Schauspieler können so gegenüber spielen", erklärt Regisseur Herbert Müller. Zur Zeit des spanischen Dichters de la Barca, im 17. Jahrhundert, wurde diese Komödie, ähnlich wie die italienische Commedia dell'arte sowohl am Hof als auch als Straßentheater inszeniert. In der heutigen Zeit sei dieses Stück auch wegen der stilistischen Form etwas schwer umzusetzen. "Der Text des Stückes ist im Versmaß des Trochäus geschrieben", sagt Herbert Müller. Ein Metrum, wie es heutzutage keiner mehr sprechen würde. "Mit dem Trochäus wirkt der Text irgendwie so gedrechselt und verliert seinen Humor."

Doch Herbert Müller hat auch für dieses Problem eine Lösung gefunden. Der Regisseur hat Handlungen, die mit dem Adel oder dem "Noblen" zu tun haben, in Jamben umgeschrieben. Der Jambus als Versmaß, bei dem immer die zweite Silbe betont wird, ist ein wesentlich einfacher zu deklamierendes Metrum. "Und alle Szenen, in denen was passiert und Bewegung dabei ist, habe ich in Alltagssprache übertragen", so Müller. So komme auch der Gegensatz zwischen den Dienern und dem Adel besser zur Geltung.

Die Probe ist in vollem Gange. "Jetzt erklärt mir diesen Spuck im Hause, weil er mich sonst noch schneller töten wird als euer Degen", spricht Ansgar Wilk als Don Manuel mit erhobenem Degen gegen seinen vermeintlichen Rivalen Don Juan (Stephan Roth). Dieser "Spuck" sind die unerklärlichen Vorfälle, die im Haus eines Don Luis (Jürgen Füser) passieren: Eine Dame namens Donna Angela (Janet Bens), die Nichte von Don Luis, bewohnt dort ein Zimmer, das durch einen Schrank mit Geheimtüre mit dem Nebenzimmer verbunden ist. Niemand außer diesem Fräulein und ihrer Dienerin Isabel (Helena Schneider) weiß etwas von diesem Schrank. Das Nebenzimmer bewohnt Don Manuel, in dessen Zimmer Donna Angela und Isabel immer wieder Unfug anstellen und immer nur knapp einer Entdeckung entgeh. Das Gerücht unter den Herren, ein Kobold treibe im Haus sein Unwesen, verbreitet sich.

"Genau das ist es!", ruft Herbert Müller immer wieder seinen Schauspielern zu, oder "Warte, mach das lieber so ..." Trotz der konzentrierten Probenarbeit haben die Theaterleute sichtlich Spaß zusammen. Die Zuschauer, die am Dienstagabend zur Einführung und zum Probeneinblick gekommen sind, erleben eine lockere Gruppe, die sich untereinander sehr gut versteht. Der Schluss ist bei der von Müller bearbeiteten Version allerdings anders als beim Originalstück von de la Barca. Es sei an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten, nur, dass Herbert Müller hier "den italienischen Komödiendichter Carlo Goldoni ein bisschen vorwegnimmt". Spannend und spaßig wird es auf jeden Fall. Und auch eine für ein Theaterliebhaber-Herz sicher schöne Anspielung ist im Text versteckt: "Aus Eins mach' Zehn, und zwei lass gehen" - Goethes Hexeneinmaleins aus "Faust I". Schließlich ist sich bei dem ganzen Spuck im Hause Don Manuel sicher: "Soviel ist gewiss, ich bin im Hause einer Hexe, am letzten Ende von Madrid."

Die Premiere findet am Ostersonntag, 1. April, um 20 Uhr im Hoftheater Bergkirchen statt. Weitere Vorstellungen um die gleiche Zeit gibt es am Montag, 2. April, Samstag, 14. April, Donnerstag, 19. April und Do 26. April, Freitag, 4. Mai, und Samstag, 5. Mai. Die Vorstellungen an den Sonntage 15. April und 27. Mai, beginnen um 17 Uhr.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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