Neues Konzept:ASV bietet eine Mittagsbetreuung

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Die Familien sollen flexibel buchen können und die Grundschulkinder, die von September an dort mitmachen, werden jeden Tag Sport treiben. Die Stadt will jede dieser Gruppen mit 15 000 Euro bezuschussen

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Betreuungslandschaft in der Stadt wird vielfältiger: Für die Mädchen und Buben der Grundschule-Süd bietet der Sportverein ASV Dachau von September an eine "Bewegte Mittagsbetreuung". Im Mittelpunkt des Konzepts stehen tägliche Sportangebote und große Flexibilität bei den Buchungszeiten. Nachdem die Stadträte im Familien- und Sozialausschuss einen städtischen Zuschuss von 15 000 Euro je Gruppe zugesagt haben für eine einjährige Testphase, kann der Verein loslegen. "Wir freuen uns", sagt ASV-Geschäftsführer Andreas Wilhelm. Anmeldezahlen liegen dem Verein nicht vor. "Es sind aber auf jeden Fall über 25 Kinder. Das heißt, wir starten auf jeden Fall."

Der Sportverein hatte schon länger überlegt, für Grundschüler etwas anzubieten. Doch der konkrete Auslöser, um das neue Angebot nun sehr spontan auf die Beine zu stellen, kam indirekt von der Stadt. "Wir haben versucht, in unseren Horten verbindliche Kernzeiten einzuführen", erklärte der für die Kinderbetreuung zuständige Amtsleiter Markus Haberl. Bisher erschwere dort nämlich das ständige Kommen und Gehen die pädagogische Arbeit. Solche festen Fristen, in denen die Mädchen und Buben in Ruhe essen, Hausaufgaben erledigen und gemeinsam spielen, bevor die ersten nach Hause gehen, sind kein Novum. Gängig auch in Dachauer Einrichtungen freier und privater Träger, die mit 445 Mädchen und Buben die Mehrzahl der insgesamt 755 Hortkinder in der Stadt betreuen.

Dennoch regte sich in einem städtischen Hort in Dachau-Süd Unmut bei den Eltern, berichtete Haberl den Stadträten. "Viele Familien dort hätten gerne extrem flexible Angebote, doch zum Hort gibt keine Alternative." Denn die Mittagsbetreuung, wie sie an Grundschulen ebenfalls angeboten wird, bietet keine Verpflegung, keine Ferienbetreuung und schließt um 14 Uhr. Also buchen Familien den Hort, auch wenn sie vielleicht nur tageweise eine längere Betreuung benötigen. Das Konzept des ASV, eine Art Mittagsbetreuung Plus, liegt zwischen den klassischen Einrichtungen. Geplant sind tägliche Sportaktivitäten, Hausaufgabenbegleitung aber keine Hausaufgabenpflicht, warmes Mittagessen auf Wunsch, Buchung ab drei Wochentagen, individuelle Abholung. Und für die Ferien Vergünstigungen bei den ASV-Sportcamps. Ein Konzept, das genau auf die Familien ziele, die ein flexibles Angebot wünschten, so Haberl.

Tatsächlich habe sich der Bedarf geändert, erklärte Christa Keimerl (SPD). Die klassische Mittagsbetreuung habe sich "etwas überholt". Eltern würden daher den Hort buchen, auch wenn sie nicht täglich eine lange Betreuung bis 16 oder 17 Uhr benötigen. "Das Angebot des ASV wird gebraucht", zumal der Hort in Dachau-Süd stets überbucht sei, so Keimerl.

Kritisch sah die CSU den Vorstoß des ASV. Für eine Mittagsbetreuung gebe es Vorgaben vom Kultusministerium, erklärte die Familienreferentin des Stadtrats, Elisabeth Zimmermann (CSU). Das Konzept des ASV liege zwischen der klassischen und der verlängerten Mittagsbetreuung, schöpfe dadurch nicht alle Fördermöglichkeiten aus. Die Stadt hat in den Jahren von 2014/15 bis 2017/18 an die Arbeiterwohlfahrt, die Träger aller Gruppen ist, für die Betreuung von 104 bis 113 Kindern Beträge zwischen 4300 Euro und 14 491 Euro als jährlicher Defizitausgleich gezahlt, erklärte Haberl. Das Defizit nivelliere sich aber über die vielen Gruppen in einer Hand. Zimmermann zeigte sich irritiert, dass die ASV-Mittagsbetreuung pro Gruppe mehr Geld erhalten würde, "als die anderen alle zusammen." Das ASV-Konzept entlaste aber den Hort, sagte Christa Keimerl (SPD). Denn wenn die Stadt wegen des Andrangs einen neuen Hort bauen müsse, käme das noch viel teurer. "Unsere Kalkulation ist worst case, jedes weitere Kind reduziert den Zuschuss", erklärte ASV-Vorstand Wilhelm im Ausschuss auf Nachfrage.

Schließlich einigten sich die Stadträte auf eine Förderung von maximal 15 000 Euro je Gruppe, befristet auf ein Jahr. Im Februar 2020 soll der Verein eine Zwischenbilanz vorlegen als Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Verlängerung. "Eine Lösung für Familien, die nicht das benötigen, was es schon gibt, sondern etwas anderes", sagte Sabine Geißler (Bündnis). Christa Keimerl denkt, "dass wir vielleicht noch mehr derart flexible Angebote brauchen."

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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