Neuer Lieferdienst in Hebertshausen:Gemeinsam gegen Corona

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Über Nacht organisiert: Bürgermeister Richard Reischl (2. v. li.) und Dörte Münsinger von der Nachbarschaftshilfe (Mitte) präsentieren den Schulterschluss mit den örtlichen Geschäftsleuten für den neuen Lieferdienst. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Um Menschen zu helfen, die in Quarantäne sind oder zur Risikogruppe gehören, bringt die Nachbarschaftshilfe in Hebertshausen jetzt Einkäufe an die Haustür. Unterstützt wird das System von örtlichen Firmen

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Während die Auswirkungen des Coronavirus das öffentliche Leben mehr und mehr zum Stillstand bringen, ist es umso wichtiger, dass Bürger sich gegenseitig unterstützen. Vielfach werden bereits Menschen in ihrem Umfeld auf privater Basis aktiv. Vorbildlich und schnell haben jetzt auch Gemeinde und Nachbarschaftshilfe Hebertshausen reagiert und einen neuartigen Lieferdienst auf die Beine gestellt.

Wer wegen einer Quarantäne das Haus nicht verlassen darf, wer zur Risikogruppe gehört oder sich aus anderen Gründen nicht selbst mit allem Nötigen versorgen kann, erhält ab sofort Unterstützung. Die strukturierte und verlässliche Versorgung übernehmen ehrenamtliche Helfer, die dringend benötigte Lebensmittel, Medikamente oder Dinge des täglichen Bedarfs besorgen und vor die Tür stellen. Ein Flyer der Nachbarschaftshilfe, der über das neue Angebot informiert, wird gerade an alle Hebertshausener Haushalte verteilt. Darin ruft Bürgermeister Richard Reischl (CSU) seine Bürger auf: "Helfen wir uns gegenseitig und halten wir zusammen."

Quasi über Nacht wurde in der 5900-Einwohner-Gemeinde der Lieferdienst von Gemeinde und Nachbarschaftshilfe gemeinsam entwickelt. "Denn wir wissen nicht, welche Beschränkungen noch kommen", sagt der Bürgermeister. Damit in der Krise auch für die Menschen gesorgt ist, die sich nicht auf ihr familiäres Umfeld verlassen können und auf sich alleine gestellt sind, gibt es den neuartigen Lieferservice. "Wir besorgen alles, was im täglichen Leben benötigt wird", erklärt Dörte Münsinger, Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe. Also Lebensmittel, Medikamente oder auch Drogerieartikel.

Diese Unterstützung abzurufen, ist ganz einfach: Wer nicht selbst aus dem Haus darf wegen Quarantäne oder zur Risikogruppe gehört - laut Robert-Koch-Institut sind das neben Menschen mit Vorerkrankungen bereits alle ab 50 Jahren - ruft unter Telefon 08131/29286286 die Nachbarschaftshilfe an. Die Helfer nehmen die Liste der benötigten Dinge auf, besorgen das Gewünschte und liefern es vor die Haustür, erläutert Münsinger das System. Bezahlt wird erst hinterher per Abbuchungsermächtigung, die dem Infoblatt beiliegt. "Wir wollen verhindern, dass Bargeld ins Spiel kommt", erklärt Bürgermeister Reischl. Entscheidende Partner im Hilfesystem sind örtliche Firmen wie Gärtnerei Roth, die Gemüse anbietet, Bäckerei Polz, Bioputenhof Wallner, Bentenrieder Hof und der Edeka in Ampermoching.

Die örtlichen Versorgungsstrukturen einzubeziehen, das war Reischl wichtig. "Wir habe ein gutes Angebot, das sollten wir nutzen." Den beteiligten Betrieben gibt die Nachbarschaftshilfe alle Bestellungen durch, bis 17 Uhr wird die Ware zur Abholung bereitgelegt. Dann kommen ehrenamtliche Helfer, die die Verteilung übernehmen. "Die Hilfsbereitschaft ist enorm, bis heute haben sich schon 31 Leute bei uns gemeldet, die als Boten mithelfen wollen", sagt Münsinger.

Neben der Unterstützung Alleinstehender will Rathauschef Reischl auf diese Weise Hamsterkäufen entgegenwirken. In den vergangenen Tagen waren sie bereits im örtlichen Supermarkt zu beobachten. Wer weiß, dass er sich im Notfall auf die Unterstützung der Nachbarschaftshilfe verlassen kann, wird vielleicht nicht mehr enorme Vorräte anlegen, so die Hoffnung.

Gleichzeitig mit dem Lieferdienst für Einkäufe bieten die in der Nachbarschaftshilfe engagierten Hebertshausener sich für weitere Unterstützung an. Menschen in Hebertshausen, die andere Anliegen oder Nöte haben, können sich jederzeit genauso melden. "Wir versuchen dann, zu helfen oder den richtigen Ansprechpartner zu nennen", so Münsinger. Zusammenhelfen und zusammenhalten, damit alle gut durch diese Zeit kommen, das ist das Ziel von Gemeinde und Nachbarschaftshilfe.

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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