Neue Nutzung:Industriegelände wird Kulturbühne

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Zwei Tage im Juni soll das Areal der ehemaligen Papierfabrik Dachau zum Schauplatz eines bunten Festivals werden.

Von Deborah Portejoie, Dachau

Auf dem seit Jahren brach liegenden Gelände der ehemaligen MD Papierfabrik mitten im Herzen Dachaus soll in diesem Sommer erstmals eine große Kulturveranstaltung stattfinden. Lina und Alice Homann, Lena Heilein und Annika Wenzel planen dort ein "Benefizfestival für Musik, Design und Künste". Stattfinden soll es am 16. und 17. Juni. Es ist nicht die erste Kulturveranstaltung, die die vier jungen Frauen aus dem Landkreis Dachau mit ihrem gemeinnützigen Verein "Wir sind PAUL" auf die Beine stellen. Im Dezember 2014 veranstalteten sie bereits ein Weihnachtsfest im Dachauer Wasserturm, das etwa 500 Besucher anzog. Der Vereinsname "PAUL" ist Programm. Er steht für "Packende Aktionen Unterstützung Leben". Die Stadt Dachau unterstützt "Wir sind PAUL" mit einem Zuschuss von 750 Euro. Für das zweitägige "White-Paper-Festival" auf dem MD-Gelände soll es 1200 Tickets geben.

Die Größe und Lage mitten in der Stadt, die gute Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel, sowie die Kombination einer überdachten und einer freien Fläche machen das MD-Gelände aus Sicht der Veranstalterinnen zum idealen Standort für das Festival. Ein leeres, weißes Blatt Papier ist der Anfang vieler Ideen. Auf dieses Blatt Papier, auf dem Neues entsteht, spielt der Name des Festivals "White Paper" an. Diese Idee ist nach und nach gewachsen. Als die jungen Frauen anfragten, ob ein Festival auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik möglich sei, erhielten sie die erste positive Rückmeldung. Nachdem die Fläche, auf der sie das Festival ursprünglich veranstalten wollten, als doch nicht geeignet befunden wurde, fand sich schließlich ein anderer Platz in der ehemaligen Papierfabrik, wo eine derartige Veranstaltung möglich ist: Das Festival soll auf dem ehemaligen Holzlagerplatz und zu Teilen auch auf einer angrenzenden Fläche stattfinden.

Die Organisatorinnen des White-Paper-Festivals Lena Heilein, Alice Homann, Annika Wenzel und Lena Homann. (Foto: Niels P. Joergensen)

"Das Thema Sicherheit ist uns natürlich sehr wichtig", sagt Herbert Ullmann, Geschäftsführer der Dachau Entwicklungsgesellschaft (DEG), der das Gelände der ehemaligen Papierfabrik gehört. Auf dem Areal hat es bisher noch nie ein Festival oder eine vergleichbare Veranstaltung gegeben. Der sichere und ordnungsgemäße Ablauf des Festivals sei wichtig, sagt Herbert Ullmann: "Jeder soll seine Freude an dem Festival haben." Das erfordert viel Vorarbeit. Ein Sicherheitskonzept und ein Nutzungsplan für das Gelände mussten erstellt werden. Ersteres wurde nicht von "Wir sind PAUL", sondern extern und ebenfalls ehrenamtlich konzipiert. Auch die Stadt Dachau muss das Sicherheitskonzept absegnen. Wenn alle Unterlagen auf dem Schreibtisch liegen und die rechtliche Abteilung und die Stadt ihr Einverständnis gegeben haben, dann, sagt Ullmann, stehe der schriftlichen Zusage nichts mehr im Weg.

"Wir sind alle mit Herzblut dabei!"

Dass viel Arbeit auf sie zukommen würde, hätten sie gewusst, sagt Lina Homann. Bei aller Anstrengung und all der Zeit, die sie für ihre Projekte opfern, überwiegt aber die Freude: "Wir sind alle mit Herzblut dabei!" Die vier Frauen organisieren die Veranstaltung alle ehrenamtlich. Insgesamt seien an der Planung und Organisation des Festivals um die 50 Personen beteiligt. "Schön ist, mit wie vielen Leuten man in Berührung kommt", sagt Lina Homann. Durch die Planung der Events komme man mit Menschen in Kontakt, die man auch im normalen Berufsleben sonst nicht kennenlernen würde.

Dazu zählen die zahlreichen Künstler und Aussteller, die "Wir sind PAUL" für das Festival gewinnen konnte. Die Liste der auftretenden Musiker und Künstler, sowie der im Rahmen eines Designmarktes vertretenen Händler, der Filme, die gezeigt werden, und der angebotenen Workshops steht bereits fest. Es wird ein abwechslungsreiches musikalisches Angebot geben, von moderner Volksmusik mit Kofelgschroa über Folk und Reggae von Roo Panes und AMI bis zu Jazz-Interpretation von Sophie Grobler & Band. Man wird außerdem diverser Sportarten wie Yoga oder Parcours ausprobieren können. Zudem werden auch Filme gezeigt. In "Mayday Relay" geht es zum Beispiel um die Überfahrt von Geflüchteten auf dem Mittelmeer. Besucher können sich ein Krimi-Hörspiel anhören. Außerdem gibt es zum Beispiel für Kinder ein Bastelangebot.

Wohnen, Handel, aber auch eine kulturelle Nutzung ist später einmal auf dem Dachauer MD-Gelände vorgesehen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch kulinarisch ist für Abwechslung gesorgt. Auf dem "White Paper" wird nicht nur typisches Festival-Essen angeboten: Es gibt auch Kuchen von Oma, belgische Burger-Baguettes von "Der Starke Franzose" oder verschiedenes Essen für Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten (und auch für diejenigen ohne) vom Foodtruck "Die Intolerante Isi". Die vier Freundinnen hoffen, am Ende genug Geld eingenommen zu haben, um die hohen Kosten für die Organisation des Festivals decken zu können. Sollte am Ende ein Gewinn übrig bleiben, soll dieses Geld einer regionalen gemeinnützigen Organisation zugute kommen. Um die Finanzierung des "White-Paper-Festivals" abzusichern, sind die Freundinnen weiter auf der Suche nach Sponsoren, außerdem haben sie eine Crowdfunding-Plattform auf betterplace.org eingerichtet, wo man für die Organisation des Festivals spenden kann. Einige Tickets wurden schon verkauft, und das ganz ohne Werbung. Von ungefähr Mitte April an hoffen "Wir sind PAUL" mit dem Ticketverkauf auf www.muenchenticket.de beginnen zu können.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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