Naturschutz:Braver Biber

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700 Nagetiere leben an Amper und Glonn. Probleme gibt es nur, wenn aufgestaute Bäche überlaufen oder Dämme brechen

Von Thomas Altvater, Dachau

Am Nordufer der Amper, bei Mitterndorf, haben die Stadtwerke die Bäume auf dem Damm für den Hochwasserschutz bereits gefällt. Am Südufer scheint nun ein tierischer Begleiter diese Aufgabe zu übernehmen. Nahezu alle zwei Meter finden sich an Ästen, Bäumen und Sträuchern Nagespuren. Der Biber ist hier wieder heimisch geworden. Was den Naturschützern Freude bereitet, ist jedoch vor allem für die Wasserwirtschaft ein Problem.

Heute leben ungefähr 700 Tiere an Amper, Glonn, den vielen Seitenarmen und Auwäldern. Angesiedelt hat sich der Biber Ende der 1980er-Jahre, als man an den beiden Flüssen erste Spuren fand. Seitdem habe sich der Bestand kontinuierlich entwickelt, erzählt Isabel Körner, Abteilungsleitern für Umweltschutz im Landratsamt. Einen starken Anstieg der Biberpopulation in den vergangenen Jahren kann Körner jedoch nicht feststellen. Zudem, so scheint es, ist der Dachauer Biber besonders brav: Die Summe für Biberschäden betrug im vergangenen Jahr lediglich rund 1000 Euro. Ein Grund dafür ist vermutlich auch, dass der Landkreis ein eigenes Biber-Management-Konzept erarbeitet hat. "Wir haben aktuell zehn ehrenamtliche Biberberater, die uns wirklich eine große Hilfe sind", sagt Körner. Abschüsse will man bei der Behörde vermeiden, 20 Tiere wurden im vergangenen Jahr erlegt.

Gerade in der Wasserwirtschaft gibt es immer wieder Konflikte mit dem Biber. Gräbt das Tier seine Wohnhöhle in einen Damm, droht dieser instabil zu werden. Gerade bei einem Hochwasser kann das zu einer Gefahr werden. Auch durch den Biber aufgestaute Bäche überfluten immer wieder die Felder der Landwirte, Ernteausfälle sind die Folge. Den Biber werde man aber nie vollständig wegbekommen, sagt Cornelia Scheyerl von den Dachauer Stadtwerken. "Was wir machen können ist, ihn zu vergrämen, also seine Löcher zuzugraben und die Bäume einzuzäunen." Mehr gibt der rechtliche Rahmen der Schutzverordnungen nicht her.

Noch vor wenigen Jahrhunderten war der Biber nahezu ausgerottet. Im Mittelalter war das Tier eine begehrte Jagdtrophäe. Mittlerweile steht der Biber auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten, und ist in vielen europäischen Ländern streng geschützt. Doch die steigende Flächenversiegelung, der Bau von Wasserkraftwerken und die Begradigung vieler Flüsse machen den Menschen weiterhin zur Hauptbedrohung des Tiers. Zwar breiten sich die großen, nachtaktiven Nagetiere wieder vermehrt aus, doch deren Lebensraum ist weiterhin knapp.

Peter Heller, Vorsitzender der Dachauer Ortsgruppe des Bund Naturschutz begrüßt die Ansiedlung des Bibers. Zu viele Biber gibt es für ihn jedoch nicht. Den Grund dafür sieht Heller in den Abschussgenehmigungen, die im Landkreis überdurchschnittlich hoch seien. "Abschüsse befürworte ich persönlich nicht, außer die Tiere gefährden wirklich die öffentliche Sicherheit, dann muss man darüber nachdenken", so Heller. Eine sinnvolle Maßnahme, die Bäume vor den hungrigen Tieren zu schützen, ist auch für ihn eine Umzäunung wie sie bereits an der Amper teilweise installiert wurde. Das habe auch am Schleißheimer Kanal schon gut funktioniert, so Heller.

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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