Natur:Auf die Ente, fertig, los!

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Von der Schleißheimer Straße bis zur Pater-Roth-Straße ist die Würm neu gestaltet. Die Einweihung des Naturkonzepts verfolgten knapp hundert Bürger. (Foto: Toni Heigl)

Mit einem lustigen Wettschwimmen der gelben Plastiktiere weiht die Stadt Dachau die renaturierte Würm ein. Spaziergänger freuen sich über aufgeweiteten Flusslauf, Kiesinseln und seichte Uferstellen

Von Petra Schafflik, Dachau

"Ente, Ente" feuern die Kinder vom Ufer aus das gelbe Plastiktier an, das langsam und dann immer schneller die Würm entlang aufs Ziel zusteuert. Dort in den Fluten wartet am Fangzaun in schützenden Fischerhosen Dieter Navratil vom Verein Bürgertreff Dachau-Ost mit einem Kescher. Sorgsam birgt er nach und nach alle hundert Quietschenten, die am "weltweit ersten Entenrennen in der renaturierten Würm" teilgenommen haben, wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) lachend erklärt.

Mit dem lustigen Wettbewerb wurde am Donnerstag offiziell die naturnahe Umgestaltung der Würm eingeweiht. Doch das Projekt "Würmverführung" begeistert nicht nur die Jüngsten. Gerade auch viele ältere Bürger sind gekommen und loben ausdrücklich die gelungene Neugestaltung. "Ein klein wenig können wir uns alle als Sieger fühlen, wenn man sieht, was aus der zuvor langweiligen und kanalisiert dahinfließenden Würm geworden ist", betonte auch der Oberbürgermeister.

Wo die Würm bisher hinter dichten Sträuchern und Bäumen versteckt dahinfloss, wurde der Flusslauf nun an verschiedenen Stellen aufgeweitet, Kiesinseln wurden aufgeschüttet, Engstellen mit kleinen Stromschnellen geschaffen und seichte Uferstellen angelegt, an denen das Wasser zugänglich wird. Ausruhen können sich Spaziergänger auf neuen Bänken, Holzliegen oder flachgeschliffenen Natursteinen. Ein Konzept das bei Jung und Alt ankommt. "Wir spazieren hier jeden Tag, die neue Gestaltung ist einfach spitze", schwärmen drei ältere Damen. "Jetzt ist mehr Leben hier, das war bisher eine ungepflegte Ecke", pflichtet eine andere Besucherin bei. "Wir brauchen dringend ein wenig Natur in der Stadt", wird eine andere Anwohnerin aus Dachau-Ost grundsätzlich.

Auch die Kinder sind begeistert. Die fünfjährige Julia war schon im Sommer mit ihrer Mama da. "Wir haben Steine gesucht und ich bin barfuß ins Wasser, das war toll." Den Fluss für alle Generationen besser erlebbar zu gestalten, genau das ist das Ziel des Konzepts "Würmverführung". Die Idee geht zurück auf die integrative Stadtentwicklung und speziell den Thementisch Umwelt, Natur und Energie, der bereits 2006 Vorschläge für eine Aufwertung des gesamten Wasserlaufs in der Stadt gemacht hat. Im Projekt Soziale Stadt Dachau-Ost haben engagierte Bürger ergänzende Vorschläge gemacht für das Vorhaben, das nun fertig gestellt worden ist. Was als bürgernahes Naturkonzept geplant war, kommt auch der Umwelt zugute. Im Zug der Planung habe sich herausgestellt, dass auch die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie für "gute Gewässer" parallel mit umgesetzt werden können, erklärte OB Hartmann. So wurden Wurzelstöcke im Wasser verbaut, die Jungfischen als Unterschlupf dienen. Auf den Grünflächen werden im Frühjahr artenreiche Wiesen aufblühen, im Wasserlauf gibt es unterschiedliche Tiefen und Strömungsbereiche. Befestigt wurden die Ufer mit naturnahen Röhrichtwalzen. Diese runden, mit Schilf bewachsenen Kokosgeflechte tragen dazu bei, dass die sensible Uferzone für viele Organismen wieder besiedelbar wird. Derart umgestaltet wurde die Würm von der Schleißheimer Straße bis zur Pater-Roth-Straße, 270 000 Euro hat die Stadt dafür ausgegeben. Zeitgleich wurde mit Baukosten von 90 000 Euro auch der Spielplatz erneuert, der am Fluss kurz nach dem TÜV-Gebäude liegt. Genau dort befindet sich bei der Einweihungsfeier auch das Ziel für die Enten, die an der Würminsel auf Höhe des Supermarkts gestartet sind. Lange vor der ersten Ente sind zu Fuß die Einweihungsgäste angekommen, mit ihnen auch 30 Mädchen und Buben aus dem Kindergarten Neufelder Strolche, die jetzt mit roten Wangen auf "ihre" Ente warten. Als erste trudelt Gummitier Nummer 40 ins Ziel, das keines der Kinder, sondern Kita-Leiterin Sylvia Hübner auf den Weg geschickt hat. Kurzerhand erklärt der OB alle Mädchen und Buben zu Siegern, als Preis überreicht er das Suchspiel "Ententanz."

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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