Nachruf:Trauer um Wolfgang Rettinger

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Wolfgang Rettinger. (Foto: Toni Heigl)

Von Walter Gierlich, Dachau

"Wenn es dir gut geht, musst du anderen helfen." Das sei ihm einst von seinen Eltern mitgegeben worden, sagte Wolfgang Rettinger einmal. Daran hat er sich gehalten, auch als es ihm selbst nicht mehr gut ging, als ihm 2003 nach einem Kunstfehler beide Beine amputiert werden mussten und er fortan auf Prothesen und einen Rollstuhl angewiesen war. Geholfen hat er danach erst recht, hat sich für Menschen mit Behinderung eingesetzt, hat sie beraten und ihre Interessen in der Öffentlichkeit vertreten. Am vergangenen Mittwoch ist der langjährige Behindertenbeauftragte des Landkreises und frühere Dachauer CSU-Stadtrat Wolfgang Rettinger im Alter von 64 Jahren gestorben.

Lange war es Rettinger sehr gut gegangen. Er stand auf der Sonnenseite des Lebens: eine Frau, zwei Töchter, ein Job als Projektmanager einer Immobilienfirma, die Berge, auf die er gerne kletterte, beinahe vor der Haustür und dazu ein großer Freundeskreis. Zu dem gehörten auch Parteifreunde aus der CSU, die den ihm November 1954 Geborenen in den Siebzigerjahren zur Kommunalwahl als Kandidaten nominierten. Rettinger wurde damals mit 22 Jahren jüngster Stadtrat in Bayern.

Dann kam sein Schicksalsjahr 2003, als er beide Beine verlor. Er verzweifelte nicht daran, die Dachauer Selbsthilfegruppe für Körperbehinderte fing ihn auf. Und seine Familie hielt fest zu ihm. Das Haus musste umgebaut werden, da sich vorher Bad und Schlafzimmer im ersten Stock befanden. Danach war der Wohnbereich im Erdgeschoss, keine Schwellen, Küche und Bad behindertengerecht umgebaut. Dank solcher Erfahrungen fing Rettinger bald an, sich in der Behindertenarbeit zu engagieren, sich für barrierefreie Wohnungen schon bei der Planung einzusetzen und in der Öffentlichkeit gegen Beschränkungen der Bewegungsfreiheit Menschen mit Handicap zu kämpfen.

2011 wurde er offiziell zum Beauftragten für Behinderte im Landkreis Dachau ernannt. Zunächst für vier Jahre, danach für eine weitere Amtszeit von vier Jahren. Doch im Sommer 2018 musste er sich aus gesundheitlichen Gründen von dem Ehrenamt zurückziehen. Ein Jahr später nun ist er gestorben. Der Trauergottesdienst findet am Mittwoch, 14. August, in der Stadtpfarrkirche Sankt Jakob statt, im Anschluss folgt die Beerdigung auf dem Waldfriedhof Dachau.

© SZ vom 12.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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