Nachruf:Trauer um Mirjam Ohringer

Die Internationale Jugendbegegnung Dachau verliert eine treue Begleiterin und gute Freundin. Mirjam Ohringer, eine der letzten Zeitzeuginnen, stirbt im Alter von 91 Jahren. (Foto: npj)

Viele Jahre begleitete die Zeitzeugin Mirjam Ohringer die Internationale Jugendbegegnung in Dachau und stand den Jugendlichen mit Begeisterung Rede und Antwort. Dabei stellte sie nie ihr eigenes Schicksal in den Vordergrund, sondern versuchte, die Jugendlichen auf die Gefahren des Faschismus aufmerksam zu machen und politische Lehren weiterzugeben. Ende Mai starb Mirjam Ohringer aus Amsterdam nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 91 Jahren. Mirjam Ohringer wurde am 24. Oktober 1924 als Kind jüdisch-polnischer Eltern geboren, die sich im sozialistischen Widerstand betätigten. Schon in den 1930er-Jahren erfuhr sie durch die Eltern viel über Schicksale jüdischer und politischer Emigranten, die vor den Nationalsozialisten in die Niederlande flohen. Sie beteiligte sich als Jugendliche am Widerstand, organisierte Papier für Flugblätter, tippte Nachrichten, schmuggelte illegale Zeitungen. Der schlimmste Moment, so erzählte sie selbst, war, als ihr Verlobter Ernst Josef Prager im Juni 1941 verhaftet und im KZ Mauthausen ermordet wurde. Mirjam Ohringer lebte versteckt bis zur Befreiung 1945. Von 30 Verwandten hatten nur drei den Holocaust überlebt. Laut Andrea Heller vom Dachauer Förderverein verliert die Internationale Jugendbegegnung "eine gute Freundin, treue Begleiterin und liebenswerten Menschen. Wir werden ihr Andenken bewahren und in ihrem Sinne unsere Arbeit weiterführen".

© SZ vom 04.06.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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