Nachruf:Gesamtkunstwerk gigi

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Bunt, provokativ und gerne auch mal ein bisschen verrückt: Die Werke der Malerin gigi berührten jeden auf die eine oder andere Art. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Dachau trauert um die verstorbene Malerin

Von Andreas Förster, Dachau

Oberbürgermeister Florian Hartmann hat die am Dienstag verstorbene Malerin gigi als "prägende und unüberhörbare Stimme der Dachauer Künstlerszene" gewürdigt. An ihrem Grab auf dem Stadtfriedhof wird die Stadt eine Bronzeplakette mit Inschrift anbringen lassen. Kulturamtsleiter Tobias Schneider schätzte sie als streitbare Persönlichkeit, geradlinig und direkt. "Man wusste bei ihr immer, woran man ist. Sie war aber auch ein heiterer Mensch. Dachauer Kindern hat sie Malunterricht gegeben. Ich kann mir vorstellen, dass man mit ihr großen Spaß haben konnte." Laut Schneider wurden gigis Arbeiten besonders gerne von Schülern und Lehrern aus der Artothek geliehen.

Der Zeichner Florian Marschall bewohnt das Nachbar-Atelier in der Kleinen Moosschwaige: "gigi war ein Gesamtkunstwerk, Mensch und Kunst ließ sich bei ihr nicht trennen. Für ihre Kunst gab sie einhundert Prozent, egal, ob es die Zeichnungen für den Ampertaler waren, oder die tollen Vogelbilder aus den letzten Jahren, sie malte mit totaler Hingabe." Sogar noch, als sie schon sterbenskrank war. "Die Malerei war ihr Leben", sagt ihr Ehemann, Michael Schmetz. Er beschreibt ihre Fantasie als "überbordend, gepaart mit feiner Beobachtungsgabe. gigi hätte auch Schriftstellerin werden können, dann hätte sie allein drei Bücher über das Leben einer Ameise geschrieben." Viele Eindrücke sammelte sie bei gemeinsamen Reisen. "Als wir in Marokko waren, malte sie anschließend viel mit Ockertönen." Sie malte sowohl figürlich als auch abstrakt. Erste Erfolge hatte sie in Dachau mit Bücherstillleben. "Bei einem dieser Stillleben war eine Seite aufgerissen und daraus wuchs eine Margerite, das mochte ich sehr", erinnert sich ihr Mann. "Die Farbe war noch nicht trocken, da war das Bild schon verkauft." Doch sie brauchte die Abwechslung, experimentierte mit Acrylfarbe, Kreide und verschiedenen Mischtechniken nach dem Motto "schöpferische Arbeit kennt keine Begrenzungen". Im Laufe der Jahre entstanden viele farbenfrohe, abstrakte Gemälde, oft waren es Fratzen, die ihre Betrachter anglotzen oder angrinsen. Künstlerisch ist sie unbeirrbar ihrer Intuition gefolgt, hat die Bilder auf die Leinwand gebracht, die in ihr da waren. Das gab ihren Arbeiten Direktheit und Kraft.

Seit 1986 lebte sie in einem Künstleratelier auf 97 Quadratmetern, ein einziger Raum, acht Meter hoch, ohne Treppe oder Zwischenwände, voll mit antiquarischen Büchern und Kunst. Hier empfing sie Gäste und machte jedes Jahr im Advent eine Ausstellung ihrer Bilder. "Das waren eigentlich immer große Events", sagt ihr Mann. Erst in den vergangenen Jahren zog sich das Paar mehr und mehr zurück. Schuld war der Krebs, der vor zwölf Jahren zum ersten Mal ausbrach. Ausgerechnet Augenkrebs, doch gigi kämpfte sich ins Leben zurück. "Sie war bis zum Schluss ein Lebemensch", sagt Schmetz. Vor neun Monaten kam der Krebs mit aller Macht zurück, dieses Mal war die Speiseröhre betroffen. Ihr Mann erbat sich bei seinem Arbeitgeber eine Auszeit und pflegte gigi zuhause, wo sie in der Nacht von Montag auf Dienstag im Schlaf gestorben ist.

© SZ vom 25.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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