Nach Schlägerei beim Hallenfußball:Rätsel um den Rücktritt

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Bernd Battermann vom TSV Schwabhausen war seit 2006 Pressesprecher des Organisationsteams. (Foto: Privat)

Das Organisationsteam des erfolgreichen Hallenfußball-Junioren-Turniers will sich erst am Donnerstag erklären

Von Benjamin Emonts, Dachau

Bernd Battermann las am Sonntag noch ein paar eindrückliche Zahlen über die Dachauer Hallenmeisterschaften vor. In den vergangenen 13 Jahren besuchten demnach mehr als 60 000 Zuschauer das größte Hallenfußball-Junioren-Turnier Süddeutschlands. Ob noch weitere hinzukommen, ist seit vergangenem Sonntag allerdings fraglich. Nach den Zahlen und Fakten verkündete Battermann am Finaltag kurz und schmerzlos, dass das Turnier nun wohl "Geschichte" ist. Das sechsköpfige Organisationsteam der Hallenmeisterschaften, dem er angehört, trat geschlossen zurück.

Der Hauptgrund, das lässt Battermann am Dienstag durchblicken, war eine brutale Schlägerei vor dreieinhalb Wochen auf der Tribüne der Gündinger Turnhalle - wohlgemerkt von Vätern. Das Organisationsteam hatte versucht, den Vorfall unter Verschluss zu halten, anstatt ihn dem bayerischen Fußballverband (BFV) geschweige denn der Öffentlichkeit mitzuteilen. Als der Vorfall vergangene Woche dennoch ans Licht kam, gerieten die Organisatoren in die öffentliche Kritik.

"Dieses Team wird es so nicht mehr geben. Wir sind definitiv nicht mehr dabei", sagt Bernd Battermann am Dienstag. Eine ausführliche Stellungnahme zu den Gründen des Rücktritts will das Organisationsteam am Donnerstagvormittag auf der Homepage der Dachauer Hallenmeisterschaften (www.dah-hm.de) abgeben. Sicher ist, daraus macht Battermann kein Geheimnis, dass die öffentliche Kritik der vergangenen Tage zu der Entscheidung beigetragen hat. Vergangene Woche hatte Battermann noch erklärt, dass das Organisationsteam aus Vertretern des TSV Arnbach, TSV Bergkirchen, TSV Schwabhausen, ASV Dachau und SpVgg Erdweg die Geschichte "nicht hochkochen" und der Polizei überlassen wollte. Battermann erinnerte in diesem Zusammenhang an einen Vorfall im vergangenen Sommer bei einem Junioren-Turnier in Schwabhausen, bei dem ebenfalls Eltern aneinander geraten waren und ein Schiedsrichter heftig in die Hand gebissen wurde. Der Fall liegt inzwischen bei der Staatsanwaltschaft München II. Medien in ganz Deutschland und Österreich hatten darüber berichtet. Das wollten die Veranstalter der Hallenmeisterschaften nun wohl verhindern.

Brutale Schlägerei

Die Schlägerei auf der Tribüne am 12. Januar während eines Spiels zwischen den U14 Junioren des SC Maisach und des TSV Dachau 1865 verlief erneut brutal. Beteiligt waren nach bisherigen Erkenntnissen drei Väter, die in Odelzhausen und Dachau leben. Nach einer verbalen Auseinandersetzung auf den Zuschauerrängen, bei der wohl auch ein Kind auf dem Spielfeld beleidigt wurde, gerieten sie aneinander. Einer der Männer erlitt einen Nasenbeinbruch, ein anderer ein ramponiertes Knie. Wer wie auf wen eingeschlagen hat, muss die Dachauer Polizei noch klären. Der SC Maisach hat jede Beteiligung an der Schlägerei bestritten. Der TSV Dachau 1865 verweist auf die polizeilichen Ermittlungen.

Der Bayerische Fußballverband gab zu verstehen, dass man nicht erfreut gewesen sei, aus der Zeitung davon erfahren zu haben. "Die Vereine sind in solchen Fällen aufgefordert, sich Hilfe zu holen und den Konflikt aufzuarbeiten", sagt Pressesprecher Fabian Frühwirth. Der Verband geht seit Jahren offensiv gegen Gewalt an Fußballplätzen vor mit Kampagnen wie "Keine Gewalt im Jugendbereich", die besonders die Eltern in die Pflicht nimmt. Bayernweit sind zudem 20 geschulte Konfliktmanager im Einsatz, die bei Auseinadersetzungen vermitteln und sich an einen Tisch mit den Beteiligten setzen. Abgesehen von der Strafverfolgung durch die Justiz, können außerdem 40 Sportgerichte in Bayern eingreifen und beispielsweise einen Verbandsausschluss, Sozialstunden oder einen Anti-Gewalt-Kurs als Strafe verhängen. "Wir verfolgen bei Gewalt und Diskriminierungen eine Null-Toleranz-Politik", betont Fabian Frühwirth.

Die Zukunft des sehr beliebten Hallenturniers, an dem heuer 287 Junioren- und Juniorinnenmannschaften aller Altersklassen aus Dachau und umliegenden Landkreisen teilgenommen haben, ist damit ungewiss. Das zurückgetretene Organisationsteam hat das Turnier seit dem Jahr 2006 als Nachfolger des Georg-Bigl-Gedächtnisturniers veranstaltet und erfolgreich etabliert. Die Organisation des Spektakels mit fast 3000 Kindern in acht Turnhallen war jedes Jahr ein großer Kraftakt, für den die Veranstalter wochenlang ehrenamtlich arbeiteten. Nun ist ihnen offenbar die Lust vergangen.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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