Nach Dachauer Vorbild:Ungebunden

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Livia Hercensbergers Hund Layla ist von der Spielwiese in Dachau hellauf begeistert; hier darf sie nach Herzenslust herumtollen, ganz offiziell. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Gemeinde Karlsfeld möchte eine Fläche ausweisen, auf der Halter ihre Hunde frei herumlaufen lassen können. Doch die Suche nach einer sogenannten Hundewiese gestaltet sich schwierig

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Hunde haben es in Karlsfeld nicht leicht: Fast nirgends dürfen sie frei herumlaufen. Nahezu überall steht ein Schild: Hunde an die Leine. Denn irgendjemand fühlt sich immer belästigt oder gefährdet, wenn die Tiere nicht zurückgehalten werden. Trotzdem steigt die Zahl der Hundehalter offenbar rasant. Innerhalb von vier Jahren sind laut Verwaltung 36 dazu gekommen. Das sind fünf Prozent aller Hunde in Karlsfeld. Um Konflikte zu vermeiden und den Tieren trotzdem die Möglichkeit zu bieten, frei ihre Artgenossen zu beschnuppern und mit ihnen zu spielen, forderte Mechthild Hofner (Bündnis für Karlsfeld) eine Auslauffläche für Hunde. "Sie sollte gut einsehbar und nachts beleuchtet sein", erklärte sie im Hauptausschuss am Dienstag. Außerdem sollte sie einen Zaun haben. "Denn selbst best erzogene Hunde achten im Spiel nicht auf das Ende des Platzes." Eine gute Idee, befanden die Kommunalpolitiker unisono.

Die Verwaltung schlug zwei Flächen vor, die als Hundewiese ausgewiesen werden könnten: In dem Spitz zwischen Bajuwaren- und Hochstraße ist ein etwa 7000 Quadratmeter großes Areal, das der Gemeinde gehört. "Während des Siedlerfests ist dort allerdings auch der Besucherparkplatz", sagte Florian Schindler vom Hauptamt. Er ist für öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig. Das Gelände müsste eingezäunt werden, sagte er. "Das ist aber mit enormen Kosten verbunden." Seinen Berechnungen zufolge müsste die Gemeinde mehr als 50 000 Euro ausgeben.

Das zweite Gelände liegt am Feldmochinger Weg und grenzt direkt an den großen Bolzplatz an. "Die Fläche ist 7500 Quadratmeter groß und derzeit als Ackerland verpachtet", erklärte Schindler. Der Vertrag sei aber jederzeit mit einer Frist von drei Monaten kündbar. Auch hier müsste ein Zaun gesetzt werden, sonst wäre die Gefahr zu groß, dass ein Hund zu den Kindern auf den Bolzplatz läuft, um dem Ball hinterher zu jagen. Gegen dieses Gelände spricht laut Schindler jedoch, dass keine Parkplätze da sind, wo die Hundebesitzer ihre Autos abstellen könnten, und dass die Fläche als Wasserschutz- beziehungsweise Landschaftsschutzgebiet vorgesehen ist. Die Gemeinde plant in der Nähe eine Art Kiebitzreservat. Der Vogel steht auf der roten Liste gefährdeter Tierarten. Er gilt als Charaktervogel des Dachauer Mooses, ist jedoch auch hier selten geworden. Karlsfeld hat deshalb Flächen angekauft, um dem Bodenbrüter seinen Lebensraum zu erhalten. "Von den Hunden würden sich die Kiebitze vermutlich gestört fühlen", gab Schindler zu bedenken. Angesichts dieser Tatsache war man sich schnell einig, dass diese Fläche als Hundefreilauffläche ungeeignet ist.

Auch der erste Vorschlag überzeugte das Gremium nicht. Lediglich Hofner und Adrian Heim (ebenfalls Bündnis für Karlsfeld) konnten sich an der Bayerwerkstraße einen Probebetrieb vorstellen. Es müsse kein so kompakter Zaun sein, ein einfacher Maschendrahtzaun reiche für die Umzäunung der Wiese, sagte Hofner. Dann müsse die Gemeinde nur etwa 20 000 Euro ausgeben. Und wenn Siedlerfest sei, müssten die Gassigeher eben woanders hinlaufen. Doch die Mehrheit plädierte dagegen. "So viel Geld für einen Probebetrieb ist schwierig", befanden Bürgermeister Stefan Kolbe und Holger Linde (CSU). Da gebe es wichtigere Aufgaben in der Gemeinde zu erledigen. Außerdem sei der Bauhof "bis unter die Hutschnur beschäftigt", darum könne er sich nicht auch noch kümmern, sonst "brauchen wir eine neue Stelle", so Kolbe. Problematisch sei auch, dass das Grundstück direkt an die Flüchtlingsunterkunft angrenze. "Ich habe 15 Jahre lang einen Hund gehabt und habe abenteuerliche Sachen erlebt", sagte er. Auch Bernd Wanka (CSU) prophezeite: "Es wird Knatsch geben." Zumal "nicht in jeder Kultur der Hund als Haustier anerkannt ist", gab Heim zu bedenken. Doch die Unterkunft sei ja nur auf Zeit dort. "Die nächsten 25 Jahre mindestens", sagte Kolbe.

Doch gänzlich verwerfen wollten die Gemeinderäte die Idee einer Hundefreilauffläche nicht. Im Rahmen der Planungen eines Grünzugs im Zentrum des Orts soll nun auch eine solche Wiese einbezogen werden. Auf diese Weise wäre sie auch leicht zu Fuß erreichbar, ein Parkplatz also nicht nötig.

Stefan Handl, Wolfgang Offenbeck (beide CSU), aber auch Venera Sansone und Beate Full (SPD) sprachen sich für eine kleinere Fläche aus. Damit würden auch die Kosten sinken. Vorerst will man die Hundewiesen in anderen Städten und Gemeinden beobachten, unter anderem die in Dachau. "Das Manko in Dachau ist, dass der Hundespielplatz nicht eingezäunt ist", sagte Hofner. Deshalb werde er von den Hundebesitzern kaum angenommen.

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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