Mut:Stimme der Schwachen

Lesezeit: 2 min

Hans-Joachim Krüger von der Mut-Partei will den Bürgern wesentlich mehr Mitbestimmung und eine stärkere Solidarität garantieren. (Foto: Toni Heigl)

Hans-Joachim Krüger geht für die Mut-Partei ins Rennen

Von Clara Nack, Dachau

Hans-Joachim Krüger spricht viel über die gesellschaftliche Abgrenzung der schwächer Gestellten und darüber, wer die heutige Tagespolitik mitbestimmt. Er ist Landtagskandidat der bayerischen Mut-Partei und in diese Kandidatur durch eine andere Demokratiebewegung "irgendwie so hineingeraten".

Nachdem er fünf Jahre lang Mitglied der Linkspartei war, gründete er 2016 die Partei Demokratie in Bewegung mit. Diese schätzten die Mitglieder jedoch als zu klein ein, um bei der Landtagswahl anzutreten. Dieser Verzicht ermöglichte Krüger jedoch einen neuen Kontakt. Der früheren Grünen und nun fraktionslosen Landtagsabgeordneten Claudia Stamm, Initiatorin der Mut-Partei, gefielen die "fast identischen Ansätze" der beiden Parteien. Im Mai folgte Krüger der Aufforderung Stamms, trat der Mut-Partei bei und wurde Landtagskandidat für den Landkreis Dachau.

Nun muss er erklären, wie er sich die Bürgerdialoge vorstellt, die den Wählern wieder wesentlich mehr Mitbestimmung und eine stärkere Solidarität garantieren sollen. "Uns geht es darum, herauszustellen, dass Bürger Berechtigte sind und keine Bittsteller", nennt Krüger einen der zentralen Programmpunkte. Mut, im Sinne der Partei, steht für die Wiederbelebung des Sozialstaates durch gesellschaftliche Vielfalt, eine menschwürdige Asylpolitik und eine "lebendige Demokratie", in der Bürger die Agenda der politischen Diskussionen bestimmen. Greifbar soll das durch Dialoge geschehen, doch konkret stellt sich die Partei dazu bisher nur regelmäßige Workshops, Infostände und eben Diskussionsrunden vor. Dabei geht es Krüger als Landtagskandidat vor allem um die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten. "Ich möchte für die Menschen, die keine Lobby haben, da sein. Vor allem die Armut schon von Kindesbeinen auf zu reduzieren und einzudämmen, ist mir ein Anliegen." Das sei beispielsweise mit einer bedingungslosen Bürgerversicherung zu erreichen - so sein persönliches Vorhaben für die Kommunalpolitik, denn Krüger rechnet nur mit zwei Prozent der Stimmen.

Motiviert wird der 64-jährige Rheinländer dadurch, die "dringliche Veränderung in der Politik" trotzdem mittragen zu wollen, damit endlich etwas "geschieht" und frischer Wind in die Politik kommt. Seit rund 30 Jahren lebt er mit seiner Münchener Lebenspartnerin nun schon in Bayern, zehn Jahre davon in Markt Indersdorf, zurückblickend auf eine 46-jährige kaufmännische Karriere.

Obwohl der Direktkandidat seine Partei im Landtag in der "Mitte-links, jedoch eher links" einordnen würde, unterscheide sie sich vor allem durch ihre Bodenständigkeit von den anderen Parteien. "Ich lese die Schlagworte zur Lösung der sozialen Not bei den anderen Parteien, aber es werden keine konkreten Lösungsansätze vorgestellt", findet Krüger. Derzeit aktive Politiker seien häufig zu "abgehoben" und wüssten gar nicht mehr, was die Bürger beschäftige. Diese Distanz führe zur steigenden Politikverdrossenheit der Bevölkerung und zu Hilferufen wie "Die da oben beachten uns nicht", schlussfolgert er. Der "Papierwust an Anträgen" für soziale Hilfeleistungen, rufe bei vielen Bedürftigen Resignation hervor.

Krüger kandidiert mit Mut, da er diese sozialen Hilfeleistungen stärker als Berechtigung der Bürger hervorheben möchte. "Sie sind ein Anspruch." Seinem Anliegen liegt Interesse zugrunde - und Erfahrung. In seiner Freizeit unterstützt der Ruheständler ehrenamtlich Jugendliche und Erwachsene in der Schuldnerberatung des Caritas-Zentrums Dachau. Seit mehr als einem Jahr ist er im Ehrenamt und berät neben Terminen nach Absprache jeden Freitag Jugendliche, die mit der Volljährigkeit in finanzielle Nöte geraten sind. "Ihre Schicksale rauben mir den Schlaf, da die Politik bisher nicht bereit ist, hier vielfältig zu helfen", sagt Krüger. Wie bei vielen anderen Themen, die Krüger in seiner Partei beschäftigten, geht es ihm darum Unterstützung anzubieten, die sicherstellt, dass diese Menschen nie wieder in solche Situationen geraten.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: