Musikzentrum Petershausen:Kleine Hände, starke Nerven

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Bei den Lampenfieber-Konzerten treten die Kinder souverän auf

Jeder Musiker mit Bühnenerfahrung kennt und fürchtet es: das Lampenfieber. Schwer kontrollierbar und höchst ansteckend, bringt es selbst die besten Instrumentalisten manchmal an ihre Grenzen. Aus diesem Grund finden beim Musikzentrum Petershausen regelmäßig sogenannte "Lampenfieber-Konzerte" statt. Im kleinen Rahmen, nur mit den Eltern und Geschwistern sowie den Lehrern, soll die Angst vor der großen Bühne genommen werden.

Von Unruhe war vergangenen Sonntag im Pfarrheim Petershausen jedoch kaum etwas zu spüren. Souverän und griffsicher begann das Jugendstreichorchester Petershausen unter der Leitung von Eugen Tluck den Abend mit dem ersten Satz von Vivaldis "Concerto in D-moll". Anschließend zeigten die beiden wohl jüngsten Geigerinnen, wie gut man auch in jungen Jahren Geige spielen kann. Mit einer erstaunlich perfekten Intonation und auch im Duett klanglich sehr sauber musizierten sich die vierjährige Josefine und die fünfjährige Emilia Pernpeintner auf ihren Sechzehntel- und Achtelgeigen durch "die Dampflok" und "den Stiefeltanz" und beendeten ihren Auftritt souverän mit einem Duett. Virtuos zauberte sich Laura Gärtner im Anschluss durch vier Klavierstücke.

Anschließend brillierte Samuel Voiler, dessen Vater zugleich Querflöten-Lehrer an der Musikschule ist, mit einem "Concertino" von Chaminade. Der mehrfache Preisträger von "Jugend musiziert" nahm die Zuhörer mit in eine schillernde Welt von Trillern und liebreizenden Querflötentönen. Dass er nicht nur wunderschön Querflöte, sondern auch virtuos Geige spielen kann, stellte Samuel Voiler mit einem Präludium und Allegro von Kreisler unter Beweis. Mühelos bewegte er sich durch die Lagen und legte so viel Leidenschaft in sein Spiel, dass schlussendlich sogar die E-Saite riss. Nachdem eine gerissene Saite aber auch bei musikalischen Größen wie Paganini schon zum "guten Ton" gehörte, verabschiedete ihn das Publikum mit tosendem Applaus.

Richtig zünftig wurde es mit der von Sonja Ebert neu gegründeten Kinder-Volksmusikgruppe Die Dorfmusikanten. Der Name passt, denn jedes Kind kommt aus einem anderen Dorf. Adrett im Dirndl zeigten die sechs jungen Damen Emma Betzin, Lea Bösl, Agnes Schreiber, Ida Betzin, Franziska Lachner und Valentina Amorth ihr Können auf Flöte, Hackbrett und Geige - und das war beachtlich. Nach der "Dudelpolka", einem "Tanz" und dem "Schäferlied" unterhielten sie das Publikum mit einer kleinen Gesangseinlage vom "Bimperl-Wirt": zünftig, bayerisch und gleichzeitig sehr professionell. Flötentöne brachten den Zuhörern Sophia und Johanna Hujer auf ihren Alt- und Bassflöten mit einem Stück von Johann Christian Schickhardt bei und wurden anschließend von mitreißenden Akkordeon-Stücken, dargeboten von einem weiteren Geschwisterpaar - Elias und Samuel Birzele, abgelöst. Lorenz Wittmer musizierte, untermalt von einer kleinen Besetzung, "A-Flat" von den amerikanischen Hip-Hop-Geigern B. Wilner und Kevin M. Sylvester.

Zum Abschluss des Abends kamen alle Mitwirkenden nochmals zusammen, um gemeinsam "Photograph" von Ed Sheeran zu spielen. "Der hatte den Abstecher nach Petershausen leider nicht mehr geschafft", wie die Veranstalter schreiben; der Superstar wurde aber auch nicht wirklich vermisst. Denn die begeisterten Instrumentalisten schufen auch ohne den bekannten Sänger eine mitreißende Interpretation seines Stückes und wurden mit begeisterten Applaus und einem Brezen-Notenschlüssel belohnt.

© SZ vom 01.06.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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