Musik in der Schule:Jung, zackig, professionell

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Die Schülerinnen Ramona Obesser und Katharina Will zeigen auf der Bühne, was in ihnen steckt. (Foto: Toni Heigl)

Die Markt Indersdorfer Gymnasiasten zeigen, dass Kammermusik alles andere als altbacken sein muss

Von Jana Rick, Markt Indersdorf

Kammermusik liegt nicht jedem. Früher hörten sie Fürsten zur Privatunterhaltung. Doch die Schüler des Markt Indersdorfer Gymnasiums bewiesen, dass Kammermusik auch beim Nachwuchs gut aufgehoben sein kann. Schüler der 5. bis 12. Klasse präsentierten in der Aula ihre besten Stücke, nicht als großes Orchester, sondern in Form von Solos, Duos oder Trios.

Eigentlich sollte der Kammermusikabend im Barocksaal des Klosters stattfinden, doch weil dieser renoviert wird, mussten die Schüler in die Aula ausweichen. So entstand auch das Motto, unter dem der Abend lief: "Treffpunkt Bühne". Doch schon nach dem ersten Klavierduo merkte man an diesem Abend, dass es sich um mehr als ein spontanes Zusammenkommen handelt. Die Schüler wählten jedes Stück selbst aus und übten wochenlang. Das Ergebnis lies sich sehen. Zu Beginn des Konzertes mochte man noch glauben, dass die einzelnen Musiker vorne auf der Bühne in der riesigen, meterhohen Aula verloren wirken. Aber dann füllte sich der Saal mit den Tönen der Schüler, mal mit einem zackigen Marsch von Schubert, dann mit sanften Melodien einer Querflöte. Verschiedene Instrumente kamen im Laufe des Programms zum Einsatz, vom Flügel bis zu Gitarren, Klarinetten, Violinen und Querflöten. Besonders erwartungsvoll lauschten die Zuhörer der Zither und den Melodien des Hackbretts, gespielt von Johanna Killer und Theresa Sandmair.

"Toll, dass es bei uns an der Schule Kinder gibt, die noch die typischen bayerischen Instrumente beherrschen", sagten die zwei jungen Moderatorinnen, die das Publikum durch den Abend führten. Die beiden Schülerinnen erzählten zwischen den einzelnen Stücken interessante Geschichten über die Komponisten oder die Instrumente, sodass die Zuhörer auch noch so einiges dazulernen konnten. Zum Beispiel, dass Franz Schubert besonders viel Zeit zum Komponieren hatte, weil er vom Militärdienst verschont wurde - er war angeblich zu klein.

Professionell traten nicht nur die Moderatorinnen auf, sondern die gesamte Veranstaltungscrew der Schule: Fleißige Burschen in T-Shirts mit der Aufschrift "Technik" saßen in den hinteren Reihen am Mischpult und kümmerten sich um Ton und Licht. Den Rücken stärkten ihnen dabei ihre Lehrer, die durchaus stolz auf ihre Schüler wirkten, so auch Tanja Wawra, Musiklehrerin des GMI und Organisatorin des Konzertes: "Wir Lehrer geben den Schülern natürlich Tipps, aber im Grunde haben sie alles selbst außerhalb der Schule auf die Beine gestellt. Ich habe es dann nur noch zusammengefügt", sagte sie.

Nicht nur die Instrumentenauswahl an diesem Abend war vielfältig, auch die Musikrichtungen waren abwechslungsreich: Klassischen Stücken folgte Filmmusik, wie beispielsweise "Comptine d'un autre été" aus dem Film "Die fabelhafte Welt der Amèlie". Ein Highlight des Abends war auf jeden Fall die Version des "James Bond"-Titelliedes "Writing's on the wall", umgesetzt von Sophia Bögl auf der Violine, Alina Auernhammer am Klavier und gesungen von Kathrin Rager. Das Spiel der drei Mädchen übertraf eindeutig Musik auf Schulniveau. Auch beeindruckend ist der Gesang von Ariane Friedberger aus der fünften Klasse, die ein finnisches Volkslied in Originalsprache vortrug. Ihre helle, zarte Stimme zauberte ein skandinavisches Flair in die Schulaula. Einigen Kindern merkte man an, dass sie das erste Mal auf der Bühne standen und noch nie vor Publikum gesungen oder gespielt hatten, doch meistens verflog die Aufregung nach den ersten Takten und die Hände hörten auf zu zittern.

Nach der Pause zeigten Schüler ihr Können, die schon öfter bei Schulkonzerten dabei waren. Zu ihnen gehört Alexander Lakatar aus der Oberstufe, der mit viel Ausdruck die Nocturne op. 9/1 von Chopin auf dem Flügel spielte. Er schien nicht mehr auf die Technik achten zu müssen und legte viel Gefühl mit ins Stück. Auch die beiden Brüder Nikolai und Konstantin Ivanov spielten am Klavier und mit der Violine Schubert in einem Duo, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Sie begleiteten sich gegenseitig, keiner übertönte den anderen. Doch egal ob die Musiker mit mehr oder weniger Erfahrung auf der Bühne standen, alle Schüler traten trotz der Aufteilung in Solos, Duos und Trios als ein Team auf. Hoffentlich treffen sie sich noch öfter zur Kammermusik.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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