Musik in Bergkirchen:Brücke zwischen den Kulturen

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Die verbindende Kraft der Musik demonstrieren Musiker wie Avi Albers Ben Chamo am Kontrabass. (Foto: VHS Bergkirchen)

Die israelisch-iranische Band "Sistanagila" überwindet Grenzen

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" ist die Volkshochschule Bergkirchen (VHS) mit verschiedenen Kulturveranstaltungen als Teil des Sommerfestivals "Servus Bergkirchen" in Kooperation mit dem Hoftheater Bergkirchen vertreten. Mit den Kulturveranstaltungen und anderen, das ganze Jahr über verteilten Workshops, Vorträgen und Exkursionen zu dem Projekt "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" will die VHS Bergkirchen dazu beitragen, die Bedeutung jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland wachzuhalten und ein deutliches Zeichen gegen wachsenden Antisemitismus setzen. Gleichzeitig soll damit für Weltoffenheit, Toleranz und für ein friedliches Zusammenleben und Miteinander von Menschen verschiedenster Kulturen und Religionen geworben werden.

Die Band Sistanagila praktiziert dieses Miteinander der verschiedenen Kulturen und Nationen. Der Name der Band, "Sistanagila", ist ein Wortspiel und setzt sich zusammen aus "Sistan" - eine Provinz im Iran und "Nagila" - ein Begriff aus dem bekannten jüdischen Volkslied "Hava Nagila". Die Mitglieder der Band stammen ausschließlich aus Israel und aus dem Iran.

Der in Berlin lebende Iraner Babak Shafian hatte die Band vor ein paar Jahren ins Leben gerufen und managt sie. Das, was den beiden seit Jahrzehnten verfeindeten Ländern Israel und Iran nicht gelingt, bringen die israelischen und iranischen Musiker fertig: Sie suchen und finden den Dialog. Mehr noch - sie stehen nicht als Band zusammen auf der Bühne, sondern sind auch miteinander befreundet. Mit ihrer Musik verbinden sie ihre eigenen musikalischen Traditionen und lassen aus folkloristischen und religiösen Melodien ihrer beiden Länder, aus Klezmermusik und aus sephardischer und traditionell persischer Musik interessantes Neues entstehen. Sie spielen aber auch Eigenkompositionen mit Einflüssen aus Jazz, Flamenco und anderen Musikstilen. Sie bauen mit ihrer Musik "eine Brücke zwischen den Kulturen" - so auch der Titel ihres Konzertes.

Der israelische Musiker und Komponist Yuval Halpern arrangiert die Stücke musikalisch und übernimmt meist die Lead-Stimme in der Band. Beim Auftritt in Lauterbach war er verhindert, seinen Part übernahm die junge iranische Sängerin Mahjabin Kavari. Dass sie an der Pop-Akademie in Berlin Gesang studiert, konnte man hören: Sie verfügt über eine große stimmliche Range und verstand es, ihre bezaubernde Stimme so zu modulieren, dass sie perfekt zum jeweiligen Charakter der Stücke passte. Gleichzeitig führte sie charmant durch das Programm und übersetzte manchmal die in Hebräisch oder Farsi gesungenen Liedtexte für das Publikum.

Die Band besteht aus lauter hervorragenden, international erfolgreichen Solisten, die alle in "Sistanagila" zu einer Einheit verschmelzen. Omri Abramov verlieh mit seinem Sopran-Saxofon vielen Stücken einen zusätzlich jazzigen Charakter, ebenso wie Avi Albers Ben Chamo am Kontrabass. Als Gastmusiker und Ersatz für den verhinderten persischen Gitarristen Hemad Darabi fügte sich Tal Yadin (Israel) an der Gitarre gut in die Band ein. Einzigartig war der Tombak-Spieler Jawad Salkhordeh, dem die Band für ein Solostück die Bühne überließ. Tombak ist eine mit den Händen geschlagene hölzerne Bechertrommel und das in der persischen Volksmusik und in der klassischen Musik Irans am häufigsten gespielte Perkussionsinstrument. Der Iraner Jawad Salkhordeh spielte dieses Instrument sehr differenziert mit unglaublicher Fingerfertigkeit und Feinheit.

Das Publikum dankte "Sistanagila" mit stehenden Ovationen und entließ die Musiker erst nach mehreren Zugaben.

Der für Mittwoch, 4. August, geplante Filmabend der VHS Bergkirchen musste leider abgesagt werden. Zum Abschlusskonzert des Theatersommers laden Gäste und Ensemblemitglieder des Hoftheaters am Sonntag, 8. August, um 20 Uhr zum Sommerkonzert. Unter der musikalischen Leitung von Petra Morper erklingen bekannte Melodien aus Oper, Operette und Musical.

© SZ vom 03.08.2021 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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