Motivationsaktionen:Mit dem Fahrrad in die Arbeit

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Unternehmen können einiges tun, um die Belegschaft in den Sattel zu hieven. Das hat sogar steuerliche Vorteile

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Die Mitarbeiter des Sportartikelherstellers Adidas, die am 6. Dezember in die Arbeit radelten, erlebten eine süße Überraschung. Vor ihren Spinden wartete ein Schoko-Nikolaus auf sie. Für Thomas Schmidt, den zuständigen Projektleiter im ADFC-Landesverband, ist das ein schönes Beispiel dafür, wie ein als "radfreundliches Unternehmen" zertifizierter Betrieb, seine Mitarbeiter motivieren kann, öfter mal mit dem Rad in die Arbeit zu kommen. Der finanzielle Aufwand dürfte überschaubar gewesen sein, aber der Effekt war durchschlagend: Betriebsintern wurden unzählige Bilder der Aktion gepostet.

Firmen, die sich beim ADFC um das Prädikat "radfreundliches Unternehmen" bewerben, fangen meist nicht bei Null an. Die Chefs fördern und unterstützen Radfahrer schon länger, merken aber oft, dass sie mehr tun könnten - und müssten. "Sie wollen aber nicht irgendwas tun, sondern systematisch vorgehen", sagt Thomas Schmidt. Dafür bietet er Beratungen und Workshops an, die aufzeigen, wie andere Unternehmen das Radfahren im Betrieb fördern. Eine Möglichkeit ist die Anschaffung von Dienstfahrrädern. Die sind steuerlich kräftig subventioniert und dürfen auch privat verwendet werden.

Nach der Statistik ist für die meisten deutschen Pendler vier Kilometer das Äußerste, was sie bereit sind, jeden Tag mit Fahrrad zur Arbeit zu strampeln. Mit Elektroantrieb sind diese Grenzen längst nicht so eng gesteckt. Manche Unternehmen verleihen E-Bikes und Pedelecs. Und nehmen als Pfand auch gerne mal den Autoschlüssel. Manche stellen kostenlos Fahrradersatzteile bereit oder unterhalten eine kleine Radwerkstatt. Das kommt bei den Mitarbeitern gut an, hat Schmidt festgestellt. "Die sagen: Super, dass wir so einen tollen Arbeitgeber haben."

All das bringt aber nichts, wenn die Firmen keine richtigen Stellplätze für Radler vorhalten. Das erlebt Schmidt erstaunlich oft. Dann fehlt die Überdachung, die Räder können nicht abgesperrt werden und die Halterung ist, gelinde gesagt, suboptimal. "Klassische Felgenkiller sind das", sagt Thomas Schmidt. Wer will hier schon sein 2000-Euro-Rad abstellen? Wenn, dann kommen die Mitarbeiter mit einem Schrottrad, ist Schmidts Erfahrung. Und irgendwann lassen sie es ganz bleiben. "Das macht ja auch keinen Spaß." Wichtig ist Schmidt, dass die Unternehmen das Radfahren nachhaltig fördern und nicht nur zu Beginn der Radsaison das Thema puschen. Deswegen findet er auch die Nikolaus-Aktion von Adidas so gut.

Der ADFC-Kriterienkatalog bewertet solche Motivationsaktionen mit 30 Punkten. Theoretisch erreichen könnte ein Betrieb 600, was in der Praxis kaum möglich ist. Um das Zertifikat als radfreundlicher Arbeitgeber zu erhalten, reichen 480. Viele scheitern aber im ersten Anlauf schon an Zahl und Qualität der Radstellplätze. Die allein zählen in der Wertung nämlich schon 130 Punkte.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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