Mobiltelefone erhöhen das Unfallrisiko:Riskante Ablenkung

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Wer am Steuer seines Autos mit dem Smartphone telefoniert oder Nachrichten schreibt, gefährdet sich und andere. Die Dachauer Polizei hat im Mai 72 Verstöße registriert - Bußgeld und ein Punkt in Flensburg sind die Folge

Von Viktoria Großmann, Dachau

Eine WhatsApp-Nachricht auf dem Handy zu schreiben ist mittlerweile fast üblicher, als zu telefonieren. Im Auto wäre ein Gespräch mittels Headset oder Freisprechanlage allerdings angeraten. Zum Wählen der Telefonnummer fordert man das Smartphone auch am besten mündlich auf: Hauptsache, beide Hände bleiben am Steuer und die Augen auf der Straße. Die Dachauer Polizei hat während einer Kontrollaktion im Mai 72 Anzeigen gestellt und elf Verwarnungen ausgesprochen, weil Fahrer vom Straßenverkehr abgelenkt waren. Wer mit einem Handy am Ohr oder in der Hand erwischt wurde, bekam einen Bußgeldbescheid über 60 Euro sowie einen Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg. Verwarnungsgelder reichen von zehn bis 35 Euro. In diesen Fällen geht es darum, auf das richtige Verhalten im Straßenverkehr aufmerksam zu machen. Die Betroffenen hatten jedoch niemanden gefährdet.

Ziel der Kontrollen im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord war es, auf Verhaltensweisen aufmerksam zu machen, die eine gefährliche Ablenkung von Verkehrsteilnehmern zur Folge haben können. Dazu gehörten zum Beispiel auch ungesicherte Ladung, wozu etwa ein Hund zählt, der nicht in einer Box oder hinter einem Trennnetz sitzt. Insgesamt wurden im Bereich der Polizeiinspektion Dachau 122 Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung festgestellt. Telefonieren am Steuer gehörte damit deutlich zu den häufigsten Verstößen. Etwa 800 Bußgeldbescheide jährlich stelle die Polizei im Landkreis wegen Handynutzung am Steuer aus, sagt Richard Wacht von der Polizeiinspektion Dachau.

Die Unaufmerksamkeit sei äußerst gefährlich: "Unfälle, die passieren, weil die Fahrer tippen oder telefonieren, verlaufen oft genauso schwer wie Unfälle, die wegen Trunkenheit am Steuer geschehen", sagt Wacht. Er und seine Kollegen suchen bei der Aufklärung von Unfällen gezielt nach Hinweisen, ob in den Sekunden zuvor das Handy benutzt wurde. Wenn ein Fahrer ungebremst auf ein haltendes Auto auffahre oder jemand auf einer leeren Straße ohne andere Beteiligte von der Fahrbahn abkomme und sich vielleicht im angrenzenden Feld überschlage, dann sei nicht selten der Blick aufs Handydisplay die Ursache. "Wenn einer in Schlangenlinien fährt, dann kann das heute zwei Gründe haben: Alkohol oder Handy", sagt Wacht.

Deutliches Bedauern spricht aus dem Pressebericht des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, wenn es mitteilt: "Nicht alle Verhaltensweisen, die zur Ablenkung des Fahrzeugführers führen können sind, abgesehen von Fällen, in denen es zu einer Behinderung, Schädigung oder Gefährdung anderer kommt, derzeit verfolgbar." Dazu zählt beispielsweise der Gebrauch des Navigationsgeräts. Wacht mahnt ausdrücklich, die Sprachsteuerung zu nutzen. Besser, sich mit dem Gerät unterhalten, als während der Fahrt das Ziel eintippen. Das Polizeipräsidium zählt weitere kuriose Dinge auf, die Fahrer am Steuer so tun: Essen und Trinken natürlich, aber auch Schminken und sogar Zeitunglesen sind dabei.

Den Leuten sei schlicht nicht bewusst, welche Strecken ihr Fahrzeug in den wenigen Sekunden der Unaufmerksamkeit zurücklege, so mahnt das Polizeipräsidium. Unvorsichtigkeit scheint den Menschen innezuwohnen. So berichtet Richard Wacht, dass die Dachauer Polizei etwa genauso viele Verstöße gegen die Anschnallpflicht zähle wie Fälle von Telefonieren am Steuer. Und das, obwohl moderne Autos ihre Fahrer mit nervigen Piepsgeräuschen an den Gurt erinnern. Manche Fahrer tricksten die Systeme schlicht aus oder stören sich eben nicht daran, sagt Wacht. Dabei zeigen sich junge Leute ebenso anschnallfaul wie alte. Besonders Cabriofahrer finden Gurte offenbar verzichtbar.

Für die Sonderkontrollen im Mai wurden extra Kräfte von der Bereitschaftspolizei Dachau angefordert. Laut Wacht erwischt die Polizeiinspektion auch ohne Sonderkontrollen eine erhebliche Anzahl von Verkehrsteilnehmern mit dem Smartphone in der Hand. Radfahrern, die telefonieren oder tippen, droht im übrigen genau dieselbe Strafe wie Autofahrern.

© SZ vom 12.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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