Mitten in Ramelsbach:Schluss mit dem Gerammel

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Das ist weder das offizielle Ortsschild des Dorfes, noch die offizielle Schreibweise. (Foto: privat)

Mit wie vielen "m" schreibt sich Ramelsbach? Ein Heimatforscher besteht auf der Schreibweise mit einem.

Von Sarah Stemmler

Was macht ein findiger Bürger, der entdeckt, dass sein Ortsteil des Ortsschilds beraubt wurde? Genau: Er stellt ein eigenes auf. Doch der stolze Anwohner bastelt nicht nur sein persönliches Schild, oh nein. Er kreiert ein besseres als das vorherige. So wurde aus dem Vierkirchner Gemeindeteil Ramelsbach "Rammelsbach", in schwarzen Lettern auf gelbem Grund. Die Rückseite des Schilds kündete gar, man verlasse "Rammeln".

Wie es zu diesem Schildertausch kommen konnte, ist völlig schleierhaft. Das offizielle Ortsschild war, so die Auskunft der Gemeinde, "von einem Tag auf den anderen verschwunden". Aus ebenso heiterem Himmel tauchte das neue Schild auf, angeblich haben aber dessen Monteure nichts mit der Entwendung des Originals zu schaffen. Auch wann sich das Ganze abgespielt hat, bleibt rätselhaft. Das ursprüngliche Schild fehlt jedoch schon "seit mehreren Wochen", wie die Gemeinde entspannt verlauten lässt. Bis zur Lieferung des neuen Schilds sollte die Kreation der Bürger als "Übergang" stehen bleiben. Schließlich wäre die Schreibweise nicht ganz falsch, bis 1971 habe man Ramelsbach mit doppeltem "m" geschrieben. Dann entschied angeblich ein Gemeindesekretär, dass ein Konsonant genügt und strich konsequent ein "m". Aus "Bequemlichkeitsgründen", heißt es auf der Ortshomepage.

Hartnäckiger Mythos

Dieser Behauptung widerspricht Heimatforscher Helmut Größ aus Esterhofen - ein Ortsteil Vierkirchens mit weniger zweideutigem Namen - vehement. Größ weiß, dass die historisch korrekte Schreibweise von Ramelsbach definitiv nur ein "m" beinhaltet. Der Ortsname leitet sich aus dem Altbairischen her und lautete ursprünglich "Am Rabenbach". Das hat wohl nichts mit Rammeln und zeugungsfreudigen Kaninchen zu tun. In offiziellen Dokumenten wurde der Ortsteil mit "Ramspach" und später, Mitte des 18. Jahrhunderts, mit "Ramelsbach" bezeichnet. Auch in Positionsblättern des Vermessungsamts findet sich kein Doppelkonsonant. Allein in einer Karte von 1904 liest man "Rammelsbach" - "das hat irgendeiner da reingemogelt", sagt Größ. Von wegen, der pfiffige Sekretär habe ein "m" unter den Tisch fallen lassen. Er berichtigte nur die falsche Schreibweise. Laut Größ ist der hartnäckige Mythos vom zweifachen "m" schlichtweg "Blödsinn".

Somit hatte das "Übergangsschild", das inzwischen ebenfalls über Nacht verschwunden ist, keinerlei Berechtigung. Es hat aber gewiss den ein oder anderen erheitert. Dennoch kann man sich fragen, ob es sich hier nicht wortwörtlich um einen Schildbürgerstreich handelte. Wer wollte schon gerne in "Rammelsbach" wohnen? Außer vielleicht einem Kaninchenzüchter.

© SZ vom 22.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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