Mitten in Karlsfeld:Wettschwimmen der Gummitiere

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Jetzt werden die Spielzeugtiere auch in die Würm gelassen. Damit promotet das Heimatmuseum seine neue Sonderausstellung "Alles fließt - die Geschichte der Gewässer in Karlsfeld"

Von Gregor Schiegl

Auf der Fahrt von Hongkong in die USA gingen bei einem Frachter im Ostpazifik 1992 einige Container über Bord, beladen mit Tausenden von Spielzeugtieren. Seit dieser Havarie schwimmt eine Armada von Gummi-Enten durch Stürme und Wellen. Forscher nutzen die Sichtungen angeblich, um die Ausdehnung der Müllstrudel auf den Weltmeeren zu berechnen, aber vielleicht ist das nur eine Ente. Sicher ist, dass die Gummitiere heute systematisch und mit Vorsatz in die Gewässer gekippt werden und zwar lastwagenweise, zwecks Fundraising und Volksbelustigung. Gummienten-Rennen nennt sich das, obwohl die gelben Viecher völlig antriebslos sind und sich bloß von der Strömung zur Ziellinie tragen lassen wie der dicke Mondfisch durch den Ozean.

Am kommenden Samstag, 20. Mai, findet das "1. Karlsfelder Entenrennen" statt. Damit promotet das Heimatmuseum Karlsfeld die Eröffnung seiner Sonderausstellung "Alles fließt - die Geschichte der Gewässer in Karlsfeld" - die erstaunlicherweise bis dato gummientenfreie Zone waren. Um 14 Uhr werden die durchnummerierten Schwimmvögel am Wehrstaudenwehr mit einem Signal vom Zweiten Bürgermeister Stefan Handl in die Würm gelassen und beginnen ihr Wettschwimmen in Richtung Leinorstraße und Eichinger Weiher bis zum Ziel in der Würm. Die Enten werden für einen Euro verkauft. Für den Vorverkauf muss man sich allerdings sputen; der ist nämlich schon an diesem Samstag von 9 bis 11 Uhr im M3-Center und vor dem Edeka-Markt in der Neuen Mitte. Die Siegerehrung der schnellsten Enten samt Preisverleihung gibt es am Sonntag, 21. Mai, gegen 16 Uhr im Heimatmuseum.

Wie innig das Verhältnis von Mensch und Quietscheente ist, zeigt der unvergessene Loriot-Sketch "Herren im Bad" von 1978: "Die Ente bleibt draußen!", sagt Herr Müller-Lüdenscheidt zu dem mit in der Wanne sitzenden Doktor Klöbner. Doch der insistiert: "Ich bade immer mit dieser Ente!" Wer noch einen Zweifel haben sollte, wie die Geschichte ausgegangen ist, muss nur das Grab von Viktor "Loriot" von Bülow auf dem Berliner Waldfriedhof besuchen: Ein Heer quietschgelber Gummientchen wacht darüber.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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